Goch. Die Gocher Verwaltung konkretisiert ihre Pläne für die neue Stadtbücherei am Emmericher Weg. Die Kritiker verstummen deshalb aber nicht.
Mehr analoge und digitale Medien, eine „Bibliothek der Dinge“ und eine eigene App zur Vorbestellung: Die Gocher Stadtverwaltung hat ihre Ideen zur inhaltlichen Ausrichtung und die Raumplanung der neuen Stadtbücherei am Emmericher Weg veröffentlicht. In der ausführlichen Vorlage für die Sitzung des Ausschusses für Schule, Kultur und Digitalisierung am Dienstag, 7. Februar, erläutert Fachbereichsleiter Stephan Mann das Konzept, mit dem die Stadt ihre Bücherei zu einem „lebendigen Ort des Lernens und der Begegnung“ weiterentwickeln möchte.
Ende Oktober des vergangenen Jahres hatte der Stadtrat mehrheitlich den Grundsatzbeschluss gefasst, gegenüber des Gocher Bahnhofs auf einer Freifläche zwischen Schienen und Emmericher Weg eine viergruppige Kindertagesstätte zu bauen und in das Obergeschoss die städtische Bücherei zu verlegen. Diese ist bislang in der Nähe im ehemaligen Autohaus Boumans untergebracht – ein Gebäude mit energetischen Problemen.
Lage zwischen Innenstadt und Neu-See-Land
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In seinem Konzept wirbt Stephan Mann für den neuen Standort als „attraktives Scharnier zwischen Alt und Neu, zwischen der Innenstadt und Neu-See-Land“. Der Ringschluss und die neue Unterführung der Bahn würden ihn „ideal für Fußgänger und Fahrradfahrer“ und auch leicht erreichbar für Autofahrer machen. Auch die jetzige Lage der Bücherei an der Pfalzdorfer Straße abseits des Innenstadtkerns sei von vielen zunächst kritisch gesehen worden, erinnert der Fachbereichsleiter. Dies habe sich jedoch bereits im ersten Jahr nach der Öffnung als gegenstandslos entpuppt.
Inhaltlich skizziert Mann für die neue Gocher Stadtbücherei vier inhaltliche Schwerpunkte.
Lesen und Lesekompetenz
Das vor allem von ehrenamtlichen Lesepaten getragene Vorlesen soll weiter wichtig bleiben. Verstärkt möchte die Bücherei mit ihrem digitalen Angebot aber auch die Kinder zu Hause erreichen. „Mit einem Lesestudio wird es zukünftig möglich sein, online Angebote direkt nach Hause zu liefern“, kündigt Stephan Mann an.
Lernen und freier Zugang zur digitalen Welt
Das Angebot an analogen und digitalen Medien in verschiedenen Sprachen soll deutlich erweitert werden und die Stadtbücherei ein „wichtiger außerschulischer Lernraum“ bleiben. Dafür werden vorab buchbare abgeschirmte Einzelplätze eingerichtet. Eine eigene App soll das Vorbestellen der Medien benutzerfreundlich machen.
Spiel und Spaß
Neben einem ganz neuen Bereich für das gemeinsame Spiel plant die Verwaltung eine „Bibliothek der Dinge“, die „in modernen Bibliotheken zu einem erheblich gesteigerten Besucherinteresse“ beitrage, erläutert Stephan Mann. Dabei lassen sich beispielsweise Bastelmaterialien, Musikinstrumente oder auch eine Nähmaschine ausleihen. Auch ein 3D-Drucker soll angeschafft werden.
Integration
„Integration auf sehr niederschwelligem Niveau“ verfolgt die Stadtbücherei und möchte dafür dem Bereich der internationalen Medien mehr Platz einräumen. Auch die vom Integrationsbereich angebotene Hausaufgabenhilfen sollen stärker miteinbezogen werden.
Das Raumkonzept
Das Raumkonzept soll die Einrichtung auf eine „neue Qualitätsstufe“ heben, wie Stephan Mann feststellt. Ein Aufzug und Treppen bringen die Besucher in das Obergeschoss, wo sich die Büchereifläche lang erstreckt und durch Erker mit Balkonzugang (siehe Buchstabe A in der Skizze) gegliedert ist. Zum Eingangsbereich gehören Informationstheke (B), Kaffeeautomat und Wasserspender (C). Variable Lernmuscheln (D) sind genauso vorgesehen wie ein separater Lernraum (E). Die Kinderbibliothek (F) steht unterhalb der Fenster.
Der verschieden nutzbare Raum am Ende des Baukörpers (G) ist mit Vorhängen (H) für Veranstaltungen und als Lagerort für die „Bibliothek der Dinge“ (K) angedacht. Abgewinkelt vom eigentlichen Büchereitrakt sind öffentliche Toiletten und Büro sowie weitere Räume für Mitarbeitende. Im Erdgeschoss befinden sich zudem eine Rund-um-die-Uhr-Rückgabemöglichkeit für Bücher und Medien sowie Schließfächer.
CDU sieht den Büchereineubau weiterhin kritisch
„Das Konzept liest sich gut, aber an unserer grundsätzlichen Kritik hat sich dadurch nichts geändert“, sagt der stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende Marc Groesdonk im Gespräch mit der NRZ. „Wir wissen immer noch nicht, wie teuer der Bau wird. Wir fragen uns aber, ob angesichts der prognostizierten tief roten Zahlen in den kommenden Haushaltsjahren jetzt die Zeit ist, sich so eine Bücherei hinzusetzen.“
Im Investitionsprogramm für das Haushaltsjahr 2023 ist der kombinierte Neubau des Kindergartens und der Stadtbücherei noch nicht berücksichtigt. Nach weiteren Beschlüssen in den politischen Gremien „werden die Maßnahmen dann ggf. durch einen Nachtrag im Wirtschaftsplan des Vermögensbetriebes der Stadt Goch aufgenommen“, kündigte Kämmerin Bettina Gansen in ihrer Haushaltsrede an.
„Wir werden im Ausschuss über das Konzept diskutieren – und dann muss eine Investitionssumme auf den Tisch. Das ist der nächste logische Schritt“, sagt Jérôme Vermaten. Der Ausschussvorsitzende vom BFG lobt die Pläne als „eindeutiges Zeichen Richtung Zukunft. Wir sind grundsätzlich für den Bau der Bücherei“.