Goch. Rat beschloss Neubau der Stadtbücherei zusammen mit einer Kita hinterm Bahnhof. Opposition beklagt fehlenden Kostenplan. Das steckt dahinter.
Vier Kita-Gruppenräume mit originellen schrägen Glaswänden zum grünen Außenbereich hin und überraschend mit einer zweiten Etage, in der die städtische Bücherei untergebracht würde – diesen schon sehr detaillierten Architektenplan für ein Grundstück hinterm legte die Verwaltung dem Rat vor.
Dazu gab es den ausformulierten Vorschlag, der Rat solle gleich vier Punkte beschließen: Auf dem Gelände am Emmericher Weg / Bahnhofsumfeld eine viergruppige Kindertageseinrichtung zu errichten, ins Obergeschoss die städtische Bücherei von der Pfalzdorfer Straße zu verlegen, das kombinierte Bauvorhaben auf der Grundlage des Planungsentwurfs (Stadtverwaltung Goch/Egon Verhoeven, Kevelaer) zu realisieren. Und unter Punkt vier dann, die Kosten der Investitionsmaßnahme zu kalkulieren und zu prüfen, ob man das durch ein Investorenmodell umsetzt oder eigenverantwortlich durch den eigenen städtischen Vermögensbetrieb. Das war für CDU und FDP die falsche Reihenfolge: Sie wollten erst eine Kostenkalkulation, bevor sie in der Dezember-Ratssitzung dann ihr Okay zur Bücherei-Verlegung geben könnten.
Der Neubau findet Platz auf einer stadteigenen Fläche am Emmericher Weg
Wolfgang Jansen, Betriebsleiter des Vermögensbetriebes der Stadt Goch, hatte das Projekt in allen Fraktionen einzeln vorgestellt. Parallel zu den Bahngleisen soll eine stadteigene Fläche am Emmericher Weg (nahe WinWorker-Gebäude), „bei Hotel Litjes um die Ecke“ genutzt werden. Dass mindestens eine Kindertageseinrichtung im Gocher Norden absolut notwendig ist, darin waren sich alle einig.
Doch CDU und FDP fehlte die übliche politische Diskussion in den Fachausschüssen. „Wir wissen nicht, was es kostet“, monierte Christian Peters, FDP. Andreas Sprenger, CDU, vermisste speziell eine Debatte über den Standort der Bücherei, den er eher „dauerhaft in der Innenstadt“ sehe, um dort einer „Verödung“ entgegenzuwirken. Er machte ein „Ungleichgewicht“ des Neubauareals Neuseeland gegenüber anderen Baugebieten aus. Bürgermeister Ulrich Knickrehm antwortete: „Sie entscheiden am Ende, mit welchen Mitteln und ob gebaut wird“.
Private Hausbesitzer in der Nachbarschaft sollten ihre Gebäude ebenfalls „pimpen“
Katharina Pleines, CDU, fand den vorgeschlagenen Baukörper zwar attraktiv, aber müsse eine Bücherei heutzutage so groß sein? Wolfgang Jansen erklärte, die angedachte Fläche sei eins zu eins so groß wie früher im Tertiarinnenkloster. Er hoffe durch die Lage, dass privat Hausbesitzer in der Straße ebenfalls ihre Gebäude „pimpen“ werden.
SPD Mann Willi Ratsak sah im Büchereistandort eine Chance, die Innenstadt näher an das Bahnhofsviertel heranzuholen. In schwierigen Zeiten zu investieren, sei ein richtiger Schritt. Katrin Krystof, Grüne, fand, hier könne man „zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen“ und mit einer Baumaßnahme zwei Dinge verwirklichen und so sparen.
Die katholische Arnold-Janssen-Gemeinde möchte der Träger sein
Die katholische Kirche, Gemeinde Arnold-Janssen, möchte Träger sein. Laut Judith Boell, städtische Fachbereichsleiterin Jugend, sei es sehr positiv, wenn ein Neubau schon im nächsten Jahr mit zwei bisherigen Notgruppen belegt werden könnte und sich so der Kindergarten mit einer guten Altersmischung mit 72 Kindern sukzessive füllt. In der viergruppigen Kindertagesstätte sollen etwa 22 U3-Kinder und 50 Ü3-Kinder betreut werden.
Dr. Stephan Mann, Fachbereichsleiter Kultur, berichtete, er habe anfangs das frühere Autohaus Boumans als Standort für eine Bücherei „sehr skeptisch gesehen, aber es hat sich bewährt“. Den benachbarten neuen Standort halte er für „außerordentlich geeignet“ und sieht „Synergien mit einem Kindergarten. Das kann ein Leuchtturm für die Stadt werden. Ich bin Feuer und Flamme für das Projekt“, versicherte er.
Zwischenlösung Autohaus liegt günstig, aber es gibt energetische Probleme
Wolfgang Jansen hatte die Architektenzeichnungen vorgestellt. Das Autohaus Boumans sei seinerzeit als Zwischenlösung gedacht gewesen. Der Standort habe sich positiv herausgestellt, aber es gebe energetische Probleme. Er sah Vorteile, nun nur ein Grundstück für Kita und Bücherei zusammen zu nutzen, dort auch Seminarräume zu errichten und einen Veranstaltungsraum/Hörsaal – dessen Notwendigkeit die CDU bezweifelte.
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Janssen favorisierte die Variante, den langgestreckten Bau nicht mit der Grünfläche zur Bahnhofsseite, sondern mit der Kita-Spielfläche zum Emmericher Weg hin zu öffnen. Katharina Pleines von der CDU wusste, dass generell der Standort nahe der Eisenbahn wie in Pfalzdorf nicht von Nachteil, sondern eher spannend für die Kleinen sei.
Mit Stimmenmehrheit wurde der Verwaltungsvorschlag in allen vier Punkten angenommen. Die CDU hatte vergeblich beantragt, vorerst nur die Kostenermittlung zu beauftragen.