Kleve. Kleve fahrradfreundlich? An der Gruftkreuzung und am Berufskolleg wird es Verbesserungen an den Ampeln für Radfahrer geben. Das ist geplant.

Gute Nachrichten für Fahrradfahrer: Offenbar kommt Bewegung in eine verbesserte Ampelschaltung für Radfahrer an den Kreuzungen Gruftstraße/Tiergartenstraße sowie an B9 und Felix-Roeloffs-Straße (Berufskolleg) in Kleve. Wie Straßen NRW auf NRZ-Nachfrage mitteilt, sollen diese Ampeln für Radfahrer vorrangig beziehungsweise parallel mit dem Autoverkehr geschaltet werden. Also: Kein Warten mehr und Knöpfchen drücken.

Radfahrer sollen schneller grünes Licht erhalten

Die Verbesserungen für diese beiden Kreuzungen seien im Oktober mit der Stadt Kleve, der Polizei, dem ADFC und einem Fachbüro besprochen worden. Nun werde der Schaltplan nach den Vorgaben der Straßenverkehrsbehörde geändert. Was bedeutet das?

An der Kreuzung Tiergartenstraße/Gruftstraße gibt es zwei Rechtsabbiegerspuren, an denen die Radfahrer bislang warten und einen Drücker betätigen müssen. Das soll jetzt wegfallen, der Radfahrer darf automatisch die Fahrbahnwechseln. Dafür müssen jetzt die Autofahrer warten. Sie bekommen über eine Induktionsschleife Grün.

Automatische Freigabe für Radfahrer

An der Kreuzung B9/Felix-Roeloffs-Straße wird es künftig eine automatische Freigabe für Radfahrer geben – diese wird parallel mit dem Autoverkehr geschaltet. Um die Autofahrer vor möglichen Gefahren zu warnen, werden auch noch vier Schutz-Blinklichter angebracht. Gregor Hürter, Sprecher von Straßen NRW, sagte, dass für Änderungen von Ampelschaltungen an Kreuzungen von Straßen NRW immer zuerst die Verkehrsbehörde aktiv werden müsse – in diesem Falle sei das der Kreis Kleve.

Neben diesen beiden Kreuzungen wird es nach Auskunft von Pascale van Koeverden, Radbeauftragte der Stadt Kleve, noch weitere Verbesserungen geben: An der Hoffmannallee soll die Kreuzung zur Königsallee neu gestaltet werden. Hier werden die Furten deutlicher gekennzeichnet und farblich markiert. Die Kreuzung Hoffmannallee/Lindenallee wird 2024 umgestaltet. Für die Kreuzung B220/B9 wird die Ampelanlage erneuert. Hier ist die Umsetzung für 2024/2025 geplant. Auch werde über eine grüne Rad-Welle zur Reduzierung von Wartezeiten für Fahrradfahrer im Stadtgebiet geprüft.

Radfahrer müssen oft absteigen, um Ampel zu betätigen

Die NRZ berichtete im Dezember über die Kleverin Stefanie Daams, die sich über manche Ampelschaltung in der Kreisstadt geärgert hat. Auch die Kreuzung Querallee/Triftstraße ist für Radfahrer nicht optimal. Die Schaltungen liegen so weit vom Radweg entfernt, dass man jedes mal absteigen müsse, um den Drücker betätigen zu können. Für diese Kreuzung ist bislang noch keine Verbesserung in Sicht. Hürter teilte mit, dass diese nicht in der Zuständigkeit von Straßen NRW liege, sondern vom Kreis Kleve.

+++ Das hatte die NRZ zuvor berichtet +++

Wenn in Kleve gerne von der fahrradfreundlichen Stadt gesprochen wird, dann kann sich Stefanie Daams oft nur wundern. Die Lehrerin am Berufskolleg ist oft mit ihrem E-Bike in der Stadt unterwegs und es gibt viele Stellen, die sie für verbesserungswürdig hält. Nach wie vor sei es so, dass die Verkehrsplanung aus Sicht des Autofahrers gemacht werde. Besonders ärgere sie die Ampelschaltungen von Straßen.NRW.

Und wie sollen Rollstuhlfahrer an den Drücker kommen?

Und wie sollen hier Rollstuhlfahrer den Drücker benutzen? Vor dem Schalter wartet der Matsch.
Und wie sollen hier Rollstuhlfahrer den Drücker benutzen? Vor dem Schalter wartet der Matsch. © NRZ | Andreas Gebbink

Und von diesen Hindernis-Ampeln gibt es aus ihrer Sicht in Kleve eine ganze Menge. Persönlich ist sie oft von der Kreuzung Triftstraße/Querallee betroffen und von der Kreuzung Querallee/B9. Beide Querungen seien ein Paradebeispiel dafür, wie man es am Besten nicht macht.

Die NRZ begleitete Stefanie Daams auf dem Fahrrad durch die Stadt. Und in der Tat ist die Kreuzung Triftstraße/Querallee aus Sicht des Radfahrers und des Fußgänger bzw. Rollstuhlfahrers verbesserungsbedürftig. Von Goch aus kommenden führt der Radweg einseitig auf die Kreuzung. Wer Richtung Innenstadt möchte, der muss die Fahrbahn wechseln – in Kleve ist das ein beliebtes Spielchen für leidgeprüfte Radfahrer. Doch um die Fahrbahn zu wechseln, liegt der Drücker (für Fußgänger) nicht direkt am Radweg, sondern er muss in eine schöne Matschkuhle steigen, um die Schaltung zu erreichen. „Ich frage mich da immer, wie soll das ein Rollstuhlfahrer jemals schaffen? Der bleibt im Matsch stecken“, sagt Stefanie Daams, die das Problem bereits bei der Stadt vorgetragen hat - bislang ohne Erfolg auf Änderung.

Kreuzung Querallee: Hier wird Akrobatik verlangt

Bitte jetzt den Teleskoparm ausfahren oder vom Rad absteigen: Die Kreuzung an der Querallee. In den Niederlanden gibt es an solchen Querungen einen Schalterpfosten für Radfahrer. 
Bitte jetzt den Teleskoparm ausfahren oder vom Rad absteigen: Die Kreuzung an der Querallee. In den Niederlanden gibt es an solchen Querungen einen Schalterpfosten für Radfahrer.  © NRZ | Andreas Gebbink

Denn die Ampeln gehören nicht in die Zuständigkeit der Stadt, sondern dafür ist Straßen.NRW verantwortlich. Eine Anfrage der NRZ kann die Straßenbehörde erst Anfang Januar beantworten – bis dahin sind alle im Urlaub.

Aber Stefanie Daams ist mit ihrer Lieblingskreuzung noch nicht fertig: Denn möchte man die Querallee kreuzen, dann wird vom Radfahrer einige Akrobatik verlangt. Hier ist der Drücker derart weit vom Aufstellstreifen entfernt, dass der Radfahrer entweder absteigen oder einen langen Teleskoparm ausfahren muss, um die Ampelschaltung zu betätigen. Einmal auf der anderen Seite angekommen, geht das Elend weiter: Der Radweg Triftstraße ist im Kreuzungsbereich dermaßen schmal, dass er für Stefanie Daams „eine Zumutung“ ist. Denn: Einer wird verlieren – Radfahrer oder Fußgänger. Platz für beide gibt es nicht.

Warum werden die Ampeln für Autos und Fahrradfahrer nicht parallel geschaltet?

Besonders unverständlich sei die Tatsache, dass sämtliche Ampelschaltungen von Straßen.NRW immer zum Nachteil der Radfahrer ausgelegt werden: „Warum kann man die Grünphasen für Radfahrer nicht automatisch parallel zu den Grünphasen für Autofahrer schalten“, fragt sich die leidenschaftliche Radfahrerin. Zu hören bekam sie bislang nur, dass dies den Verkehrsfluss für Autofahrer stören würde. Doch Daams kann zum einen diesem Argument inhaltlich nicht folgen und zum anderen sei dies ja auch nicht mehr zeitgemäß: „Wenn wir den Verkehr umbauen wollen, und wir haben anno 2022, dann können wir die Verkehrsplanung nicht nur vom Autofahrer aus denken.“

An der Ampelkreuzung vor dem Berufskolleg könne sie tagtäglich sehen, wie die vielen jugendlichen Radfahrer benachteiligt werden. Während die Autos grün bekommen, müssen die Radfahrer immer wieder warten und schön Knöpfchen drücken. Ganze Trauben bilden sich morgens vor den Ampeln. „Das muss doch nicht sein“, findet Daams. „Die Ampelschaltungen sind oft unlogisch“, findet sie.

Albersallee – die Kreuzung für die man Abitur benötigt

Die vielen Striche auf der Straße verwirren Radfahrer und Autofahrer.
Die vielen Striche auf der Straße verwirren Radfahrer und Autofahrer. © NRZ | Andreas Gebbink

Dass man nicht alles sofort ändern kann, ist ihr klar. Aber es gebe auch neu gestaltete Kreuzungen, die eine Katastrophe seien. Beispiel: Albersallee/Triftstraße. Mit viel Gloria wurde diese Kreuzung für Radfahrer jüngst eröffnet. „Ich habe lange gebraucht, um sie überhaupt zu verstehen“, sagt Stefanie Daams mit Blick auf die vielen roten und weißen Straßenmarkierungen und die Schaltungen. „Wenn ich von der Querallee kommend auf diese Ampel zufahre, sehe ich drei Signale. Da muss ich als Radfahrer erst einmal genau wissen, welches Signal überhaupt für meine Fahrtrichtung bestimmt ist.“

Wenn im Sommer die Hecke ausschlägt, dann kommt man hier mit dem Kinderwagen kaum vorbei. Die neue Kreuzung wurde wiederum sehr eng für Radfahrer und Fußgänger geplant.
Wenn im Sommer die Hecke ausschlägt, dann kommt man hier mit dem Kinderwagen kaum vorbei. Die neue Kreuzung wurde wiederum sehr eng für Radfahrer und Fußgänger geplant. "Warum?", fragt sich Stefanie Daams. © NRZ | Andreas Gebbink

Und auch nach dem Neubau seien die Kreuzungspunkte schlecht geregelt. An der Ecke von Jacques’ Weindepot seien Fußgänger, Radfahrer und Sehbehindertenstreifen derart dicht zusammengequetscht, dass es keine Freude ist. Auch auf der gegenüberliegenden Ecke ist es nicht besser. Hier steht die Ampel quasi mitten auf dem Radweg: „Versuchen Sie mal mit einem Kinderwagen zwischen Ampel und Hecke zu fahren - fürchterlich.“

In Kleve werde nur halbherzig geplant und umgesetzt

Wichtig sind auch gute Abstellmöglichkeiten. Hier der bewachte Fahrradkeller unter dem Plein 44 in der City von Nimwegen. 
Wichtig sind auch gute Abstellmöglichkeiten. Hier der bewachte Fahrradkeller unter dem Plein 44 in der City von Nimwegen.  © NRZ | Andreas Gebbink

Warum in Kleve immer alles so halbherzig geplant und umgesetzt wird, kann Stefanie Daams nicht nachvollziehen. Wenn sie mit dem Rad nach Nimwegen fahre, merke sie jedes Mal, dass hier Planer sitzen, die sich wirklich für den Radfahrer Gedanken gemacht haben. Da gibt es an Kreuzungen einen speziellen Schalterpfosten, wenn die Ampel außerhalb der Reichweite des Radfahrer liegt. Da gibt es eine kleine Abzähluhr, die einen anzeigt, wie lange man noch Warten muss und hier gibt es vor allem bewachte und kostenlose Fahrradkeller. Ganz zu schweigen von den vorbildlichen Radwegen, die getrennt vom Autoverkehr angelegt wurden. In Kleve gebe es bis zur „fahrradfreundlichen Stadt“ noch eine Menge zu tun.