Goch. Im Live-Stream äußerte sich der Bürgermeister über die Situation um den gestoppten Umbau der Niers-Kendel-Schule. Der Rat muss entscheiden.

Nachdem die Baukosten von den eingeplanten 913.000 Euro auf voraussichtliche 1,76 Millionen Euro steigen sollten, zog die Gocher Verwaltung die Reißleine. Der geplante Umbau der Niers-Kendel-Grundschule am Standort Kessel wurde gestoppt. Er wäre teurer geworden als ein Neubau. Es blieb keine andere Wahl...

Bürgermeister: Umbau-Stopp war laut Satzung erforderlich

„Die Satzung des Kommunalbetriebs besagt, dass Maßnahmen nicht ausgeführt werden dürfen, wenn die Kostenüberschreitungen über 15 Prozent liegen“, erläuterte Bürgermeister Ulrich Knickrehm nun im öffentlichen Livestream bei „Goch erleben“. So war es auch bereits bei der Turnhalle der Gesamtschule, auch hier wurden die Baumaßnahmen gestoppt. Gründe für die Kostensteigerungen in Kessel neben den allgemein gestiegenen Baukosten waren vor allem Feuchtigkeitsschäden im kompletten Boden.

Der Ball liegt nun wieder beim Rat. Der muss entscheiden, wie es weitergeht. Eine Schließung der Schule sei entgegen anderslautenden Gerüchten nicht beschlossen. „Dass es bei einer Schulschließung zu einem gesellschaftlichen Verlust kommen würde, kann man nicht leugnen“, gab Knickrehm zu.

Gutachter nannte drei Optionen für den Schulstandort Kessel

Ein Gutachten, das am 15. November im Schulausschuss vorgestellt wurde, sieht drei Möglichkeiten. Eine besteht darin, an den Umbauplänen festzuhalten, nun eben zu den gestiegenen Kosten. Eine zweite besteht darin, den Standort zu schließen und stattdessen den Standort der Schule in Asperden zu erweitern. Eine dritte wäre, in Kessel immer nur einen Zug jeder Klasse zu führen statt wie bisher die gesamten dritten und vierten Klassen.

Gochs Bürgermeister Ulrich Knickrehm klärte die Bürger in einem Live-Stream über die Situation der Niers-Kendel-Schule in Kessel auf.
Gochs Bürgermeister Ulrich Knickrehm klärte die Bürger in einem Live-Stream über die Situation der Niers-Kendel-Schule in Kessel auf. © NRZ - Archiv | Niklas Preuten

Knickrehm machte keinen Hehl daraus, dass er gute Gründe für die Zusammenlegung sieht. Die Belastung des Kollegiums durch die Ortswechsel würde wegfallen, wodurch auch ein Hindernis bei der künftigen Besetzung freiwerdender Stellen beseitigt würde. Man bräuchte nicht doppelte Räumlichkeiten für die Lehrer, Mensen und den Offenen Ganztag. Der müsse wegen gesetzlicher Vorgaben bis 2026 ohnehin stark ausgebaut werden: „Wir rechnen in Goch mit einer Quote von 80 Prozent bei der Ganztagsbetreuung“, sagte Knickrehm. Die Liebfrauenschule, die darüber bereits verfügt, liegt bei einer Quote von 90 Prozent.

Turnhalle liegt an der Schule in Kessel

„Zudem gibt es in Kessel gar nicht genug Kinder, um jeweils eine Klasse zu füllen.“ In den vergangenen beiden Jahren gab es nur jeweils 13 Anmeldungen. Am Standort Asperden hingegen gebe es Platz: Grundstücke, die der Stadt gehören sowie eine vorhandene oder leicht ausbaubare Verkehrsinfrastruktur.

Doch der Teufel steckt im Detail, wie die Fragen der Zuschauer offenbarten. Augenscheinlich war dem Bürgermeister nicht bewusst, dass die Turnhalle der Niers-Kendel-Grundschule in Kessel liegt und die Kinder daher mit dem Bus dorthin gefahren werden müssen. Wolfgang Jansen, Geschäftsführer der Wirtschaftsbetriebe der Stadt Goch, schlug vor, dass man in Asperden eine neue Turnhalle errichten könnte.

Zuschauer reagierten mit emotionalen Fragen

Klar wurde bei den Fragen der Zuschauer, wie emotional so eine mögliche Schulschließung ist. Knickrehm verwies darauf, dass Hassum, Hülm und Nierswalde auch nach den Schulschließungen schöne, attraktive Dörfer geblieben seien. Wichtig sei, dass es eine Nachnutzung der Schule gebe, etwa – wie im Gutachten vorgeschlagen – durch eine Umwandlung in eine Kindertagesstätte.

Über all das muss nun zunächst der Schulausschuss beraten, und er kann auch zu ganz anderen Ergebnissen kommen. Pressesprecher Torsten Matenaers wies darauf hin, dass man das Gutachten im Ratsinformationssystem der Stadt Goch online abrufen kann. Ebenso kann man sich registrieren, um über Termine der Ausschüsse informiert zu werden. Denn die Sitzungen sind alle öffentlich.