Essen/Bottrop. Mitte April soll die A42 wieder freigegeben werden, hieß es. Warum die Autobahn GmbH sich darauf nicht festlegen lassen will

Die gesperrte Brücke der A42 über den Rhein-Herne-Kanal verschwand am Montagmorgen im dichten Schneetreiben. Ebenso undurchsichtig scheint, wie es mit der Sanierung des maroden Bauwerks weitergeht. Wann wird die Brücke wieder für den Verkehr freigegeben? Lars Batzer, zuständiger Projektleiter der Autobahn Westfalen, wollte sich bei einem Gespräch vor Ort nicht festlegen.

Laut Batzer müssen noch 41 der insgesamt 56 Brückenhänger überprüft werden. Die Hänger übertragen die Last auf die Brückenbögen, deren Funktion der Brückenbauexperte mit der eines Gewölbes vergleicht. An zwölf Hängern waren bei einer Hauptuntersuchung im vergangenen Oktober Risse aufgefallen. Die Autobahn GmbH sei davon kalt erwischt worden, wie Batzer ausführt.

A42-Brücke: Hauptuntersuchungen stehen alle sechs Jahre an

Im Nachhinein mag man von einem glücklichen Umstand sprechen, denn die Hauptuntersuchung sei vorgezogen worden. Eine solche Untersuchung steht alle sechs Jahre an. Die nächste wäre laut Autobahn GmbH erst 2025 fällig gewesen. Warum nahmen die Ingenieure sich die Brücke über den Rhein-Herne-Kanal schon im vergangenen Oktober vor? Batzer verweist auf Erfahrungswerte. Angesichts massiver Schäden an vielen Brücken in NRW ist man aufseiten der Autobahn GmbH offenbar vorsichtig geworden.

Lars Batzer, Projektleiter bei der Autobahn GmbH für die A42-Brücke über den Rhein-Herne-Kanal, erläutert, wie es mit der Sanierung weitergeht.
Lars Batzer, Projektleiter bei der Autobahn GmbH für die A42-Brücke über den Rhein-Herne-Kanal, erläutert, wie es mit der Sanierung weitergeht. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Um auch bei eisigen Temperaturen arbeiten zu können, müsste die A42-Brücke eingehaust werden

Die Schäden an den zwölf Brückenhängern seien inzwischen behoben, berichtet der Projektleiter. Wie es um die 41 Hänger steht, die noch in Augenschein genommen werden müssen, bleibt abzuwarten. Lars Batzer will deshalb keine Prognose wagen, wann der Verkehr wieder fließt. Aufgrund der widrigen Witterungsverhältnisse ruhen die Arbeiten derzeit. „Wir haben noch einen Puffer“, sagt Batzer. Sollte es winterlich bleiben bei eisigen Temperaturen und Schnee, müssten Hänger und Bögen eingehaust werden, damit es weitergehen kann. Bis Mitte April sollen die Arbeiten beendet sein; dies war der Stadt Essen mitgeteilt worden. „Das ist unser Ziel“, sagt der Projektleiter.

Stillleben: Wegen der widrigen Witterungsverhältnisse wird an der gesperrten Autobahnbrücke derzeit nicht gearbeitet.
Stillleben: Wegen der widrigen Witterungsverhältnisse wird an der gesperrten Autobahnbrücke derzeit nicht gearbeitet. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

An den 56 Brückenhängern sollen zunächst Bewegungsmelder angebracht werden. Diese messen jede Erschütterung, und zwar bis auf 0,001 Millimeter genau. Die Ingenieure wollen so überwachen, welchen Kräften die Brücke ausgesetzt ist. Dass der Lkw-Verkehr für die massiven Schäden verantwortlich ist, gilt als sicher. 85.000 Fahrzeuge rollten bis zur Vollsperrung der Brücke täglich über das Bauwerk, der Anteil der Lkw lag laut Autobahn GmbH bei 14 Prozent. Für diese Belastung sei die 1970 eröffnete Autobahnbrücke nicht ausgelegt.

Schäden am Unterbau der A42-Brücke waren schon 2005 beschrieben worden

Die komplette Berichterstattung zur A42-Sperrung mit Hintergründen, Interview und Fotos finden Sie hier: waz.de/thema/a42-sperrung/

Dass die Brücke sanierungsbedürftig sei, war schon 2005 in einem Gutachten beschrieben worden. Allerdings ging es bei den darin aufgeführten Schäden um die Fahrbahnträger, also um den Unterbau der Brücke, wie Lars Batzer betont. Diese Schäden seien repariert worden. Dass auch Brückenhänger schadhaft seien könnten, und zwar an den Übergängen zu den Brückenbögen, war bei der Hauptuntersuchung auch für den Projektleiter eine böse Überraschung. Ursprünglich sollte die Brücke nur eine Woche lang gesperrt werden, daraus werden nun Monate.

Der neuralgische Punkt: Der Übergang eines Brückenhängers zum Brückenbogen. An zwölf Hängern wurden bislang Schäden festgestellt.
Der neuralgische Punkt: Der Übergang eines Brückenhängers zum Brückenbogen. An zwölf Hängern wurden bislang Schäden festgestellt. © Zentrale | Lars Fröhlich

Läuft aller Unwägbarkeiten zum Trotz alles wie geplant, sollen so schnell wie möglich zumindest Pkw wieder den Rhein-Herne-Kanal auf der A42 überqueren können. Ob dies auch Fahrzeuge gelten wird, die schwerer sind als 3,5 Tonnen, scheint zumindest fraglich. „Für eine Aussage ist es zu früh“, sagt Lars Batzer. Ausgemacht ist, dass vor der Brücke zu beiden Seiten Lkw-Waagen installiert werden, um das zulässige Gesamtgewicht zu überwachen. Wo genau, darüber wird laut Autobahn GmbH mit den Anrainerkommunen noch gesprochen. Dabei geht es auch darum, welche Umleitung Lkw fahren werden.

Im Hintergrund laufen die Planungen für den Bau einer neuen Autobahnbrücke

Im Hintergrund läuft derweil das Planfeststellungsverfahren für den sechsspurigen Ausbau der A42 und damit für den Bau einer neuen Brücke. Bei dem Bauwerk von 1970 handelt es sich um eine einteilige Brücke, erläutert Lars Batzer. Was die Sache nicht leichter macht. Es sei nicht möglich, den Verkehr über eine Brückenhälfte zu führen, und die andere abzureißen. Stattdessen müsse eine neue Brücke neben die alte Brücke gebaut werden, und zwar nach Norden versetzt, was ein aufwendiges Planungsverfahren erforderlich mache.

Wann ist die neue Brücke fertig? Einmal mehr will sich die Autobahn GmbH nicht festlegen. Die Stadt Essen geht davon aus, dass es fünf Jahre dauern wird, bis es so weit ist.

Wir haben noch einen Puffer
Lars Batzer

Die A42-Brücke über den Rhein-Herne-Kanal zwischen Essen und Bottrop ist gesperrt.
Die A42-Brücke über den Rhein-Herne-Kanal zwischen Essen und Bottrop ist gesperrt. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

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