Essen. Mit ihrer Informationspolitik sorgt die Autobahn GmbH für Chaos. Stadt Essen will versuchen, den Verkehrsfluss auf den Straßen zu verbessern

Eigentlich sollte der Verkehr auf der A42 längst wieder rollen, nachdem die Autobahn Anfang der vergangenen Woche zwischen der Anschlussstelle Bottrop-Süd und dem Autobahnkreuz Essen-Nord wegen Bauarbeiten an der Brücke über den Rhein-Herne-Kanal gesperrt worden war. Nun dauert alles viel länger, womöglich Wochen, wenn nicht gar Monate. Nicht nur bei Anwohnerinnen und Anwohnern herrscht darüber Fassungslosigkeit. Auch die Verantwortlichen bei der Stadt Essen wurden von dieser Entwicklung kalt erwischt.

Erst am Freitagnachmittag hatte die Autobahn GmbH der Stadt mitgeteilt, dass die Vollsperrung der Autobahn verlängert werde, und zwar bis Dienstag, um fünf Uhr früh, was die Stadtverwaltung wenig später auch per Pressemitteilung öffentlich machte. Essens Verkehrsdezernentin Simone Raskob sprach am Sonntag gegenüber der Redaktion von einer „schriftlichen Zusage“ seitens der Autobahn GmbH.

Die Autobahn GmbH war am Wochenende für die Stadt Essen nicht erreichbar

Die Pressemitteilung war am Freitag noch nicht lange in der Welt, da ließ die Autobahn GmbH ihrerseits wissen, dass die Arbeiten länger dauern werden, da Risse an der Brückenhängern entdeckt worden seien, die nun genauer untersucht werden sollen. Einen Termin, wann die Autobahn wieder für den Verkehr freigegeben wird, nannte die Autobahn GmbH nicht. Ein kommunikatives Desaster, das viele Bürgerinnen und Bürger ratlos bis entsetzt zurückließ und das Schlimmes befürchten lässt. „Die Leute sind verunsichert. Wir sind es auch“, so Simone Raskob.

Am Wochenende seien die zuständigen Stellen der Autobahn GmbH nicht erreichbar gewesen, berichtet Raskob. Die Stadt will nun am Montag versuchen, Licht ins Dunkeln bringen; für den Morgen sei eine Videokonferenz mit Vertretern der Autobahn GmbH angesetzt, von der die Stadtverwaltung Aufklärung erwartet.

Auf den Straßen im Essener Norden sorgt die Vollsperrung der A42 für erhebliche Verkehrsbehinderungen.
Auf den Straßen im Essener Norden sorgt die Vollsperrung der A42 für erhebliche Verkehrsbehinderungen. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Sollte sich bewahrheiten, was der WDR am Samstag mit Berufung auf die Autobahn GmbH vermeldete, droht auf vielen Straßen im Essener Norden während des Berufsverkehrs weiterhin Stau und Stillstand. Die Brückenarbeiten werden demnach weitere Wochen dauern, möglicherweise mehrere Monate. Ob je wieder Lkw über die Brücke fahren können, werde sich erst im Frühjahr zeigen. Für die Stadt Essen würde dies bedeuten, „dass wir anders damit umgehen, als wir mit einer Sperrung umgegangen sind, die fünf Tage dauern sollte“, so Raskob.

Die Stadtverwaltung war nach eigener Darstellung erst am 4. Dezember von der Autobahn GmbH über die anstehende Vollsperrung informiert worden, also eine Woche vorher. Die verbliebene Zeit reichte demnach nicht aus, um Ampelschaltungen gegebenenfalls so zu programmieren, dass der Verkehr von der Umleitungsstrecke schneller abfließt. Dafür bedürfe es mehrerer Wochen Vorlauf und eines externen Programmierers. Auch sei es nicht möglich gewesen, Baustellen „vorher abzuräumen“, betonte Raskob.

Die Stadt Essen will auf eine länger dauernde Vollsperrung der A42 reagieren

Anwohner berichteten der Redaktion, dass sie für eine Strecke von Vogelheim nach Altenessen, für die sie sonst keine zehn Minuten benötigen, in den vergangenen Tagen eine Dreiviertelstunde oder mehr brauchten. Auch auf Straßen abseits der Umleitungsstrecke, die von A42 über die Bottroper Straße, den Sulterkamp, die Vogelheimer und die Gladbecker Straße führt, ging zeitweise nichts mehr.

Eine fünftägige Sperrung hat man seitens der Stadt offenbar wohl oder übel hingenommen. Sollte die Sperrung der Autobahn tatsächlich über einen längeren Zeitraum andauern, wird die Verwaltung sich mit den Ampelschaltungen als auch mit den Baustellen schnellstens beschäftigen müssen. Dass es auf den Straßen im Essener Norden so weitergeht wie in der vergangenen Woche, ist für viele Betroffene ein Horrorszenario.

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