Essen/Bottrop. Wie Volker Müller – Geschäftsführer der R. Müller Transport GmbH, mit Sitz in Essen-Vogelheim – die Vollsperrung der Autobahn 42 erlebt.

Volker Müller ist sauer. Der 58-Jährige ist Spediteur. Leider stehen seine Lkw derzeit viel zu oft herum, wenn sie eigentlich fahren sollten. Schuld daran ist die Vollsperrung der A42.

Die marode Autobahnbrücke über den Rhein-Herne-Kanal bremst die Spedition von Volker Müller aus wie so viele Firmen, nicht nur im Essener Norden. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) spricht von einer Belastungsprobe für die Unternehmen in der Region. Volker Müller nennt es „eine Katastrophe“ und zeigt von seinem Büro hinaus auf die Daniel-Eckhardt-Straße. „Von sieben bis zehn Uhr ist hier alles dicht, und nachmittags wieder“, schimpft der Unternehmer.

Noch ist die Umleitung durch den Essener Stadthafen illegal

Volker Müller ist Geschäftsführer der „R. Müller Transport GmbH“. Seine Mutter Roswitha hat die Firma 1986 gegründet; deshalb ein großes R. im Firmennamen - gemeinsam mit ihrem Mann Gerd. Der war Fahrer bei Stauder, bis die Brauerei ihm anbot, einen Lkw zu übernehmen. Heute „müllern“ 27 Trucks durchs Land. Seit Wochen aber kommen sie morgens kaum noch vom Hof.

Dabei ist der Standort eigentlich ideal für eine Spedition. Zur Autobahn ist es nicht weit. Doch seit die A42 gesperrt wurde, ist alles anders. „Ich musste gleich an die gesperrte Brücke im Sauerland denken“, erinnert sich Volker Müller an den Moment, als ihn die Hiobsbotschaft erreichte: Die Vollsperrung soll viel länger dauern als geplant, statt weniger Tage, Monate. Bis Müllers Lkw wieder auf der A42 über den Kanal rollen, werden sogar Jahre vergehen.

An Besserung mag der Essener Spediteur nicht glauben

Viele Autofahrer und auch Trucker nutzen nun den Weg durch den Essener Stadthafen und über die Daniel-Eckhardt-Straße vorbei an Müllers Büro, wenn sie die A42 an der Anschlussstelle Bottrop-Süd verlassen und am Autobahnkreuz Essen-Nord wieder auf die Autobahn auffahren wollen. Das ist zwar illegal, weil die Straße durch den Stadthafen keine öffentliche ist. Aber das ist gängige Praxis.

LKW stauen sich auf der Daniel-Eckhardt-Straße im Essener Norden.
LKW stauen sich auf der Daniel-Eckhardt-Straße im Essener Norden. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Die offizielle Umleitung führt über den Sulterkamp und die Vogelheimer Straße. „Mir tun die Leute leid, die da wohnen“, sagt Volker Müller. Erst in den kommenden Tagen soll die Strecke durch den Stadthafen als Umleitung für den Lkw-Verkehr ausgewiesen werden. Dass sich dadurch etwas ändern wird zum Guten, der Spediteur mag daran nicht glauben.

Die komplette Berichterstattung zur A42-Sperrung mit Hintergründen, Interview und Fotos finden Sie hier: waz.de/thema/a42-sperrung/

An der Daniel-Eckhardt-Straße gehören zwei große Lagerhallen zu Müllers Spedition, kaum 600 Meter voneinander entfernt. 20 Minuten hätten seine Fahrer schon gebraucht, um von einer Halle zur anderen zu fahren, berichtet Volker Müller und schüttelt den Kopf. „20 Minuten für 600 Meter!“

Auch auf der A42 gehe es nur im Schritttempo voran, wenn überhaupt. „Meine Fahrer kommen zwei Stunden später als sonst üblich“, schimpft der Unternehmer. Das Speditionswesen ist ein Termingeschäft. Wegen der Vollsperrung muss Müller seine Tourenpläne über den Haufen werfen. Statt drei Touren am Tag schafften seine Fahrer nur noch zwei. „Erklären Sie das mal Ihren Kunden“, sagt Müller.

Die „R. Müller Transport GmbH“ fährt unter anderem für die Deutsche Post, die an der Daniel-Eckhardt-Straße ein großes Briefverteilzentrum betreibt. Mehrmals am Tag rollen Müllers Lkw mit Post vom Hof. Anders als Obst- und Gemüse kennen Briefe kein Verfallsdatum. Es sei denn, es handelt sich um Einschreiben. Aber Briefe wollen pünktlich zugestellt werden.

Der Essener Spediteur muss die höheren Kosten an seine Kunden weitergeben

Volker Müller würde wohl selbst einen Brief schreiben, adressiert an den Bundesverkehrsminister und seine Vorgänger im Amt. Der Spediteur hat kein Verständnis dafür, dass Brücken und Straßen im Land in einem derart desolaten Zustand sind. „Die Lkw-Maut war 2005 doch eingeführt worden, mit dem Versprechen, dass die Einnahmen für den Erhalt der Straßen verwendet werden“, erinnert sich Müller. Der Unternehmer fühlt sich getäuscht. Die höheren Kosten, die seiner Spedition durch die Vollsperrung nun entstehen, müsse er weitergeben. 33 Fahrer und 27 Lkw wollen bezahlt werden. Egal, ob sie zwei oder drei Touren am Tag schaffen.

Mindestens fünf Jahre soll das so weitergehen. So lange wird es dauern, bis die neue Autobahnbrücke über den Rhein-Herne-Kanal fertig ist. Volker Müller kann darüber nur den Kopf schütteln und sich wiederholen: „Es ist eine Katastrophe.“

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