Essen. Die A42-Brücke bleibt lange gesperrt, ein Umfahrungskonzept fehlt - beides findet Michael Schreckenberg nicht überraschend. Was er nun erwartet.
„Stauforscher“ Michael Schreckenberg, Inhaber des Lehrstuhls für Physik und Verkehr an der Universität Duisburg-Essen, hat sich im Gespräch mit der Redaktion kritisch über die Vollsperrung der A42 und die zuständige Autobahn GmbH geäußert, die oft planlos agiere. „Wenn es heißt, eine Brücke wird für Untersuchungen gesperrt, sollte man schon hellhörig werden“, sagte der Wissenschaftler in Anspielung auf den schlechten Zustand zahlreicher Autobahnbrücken. „Je genauer man hinschaut, desto mehr marode Teile entdeckt man.“
An der Brücke der A42 über den Rhein-Herne-Kanal hat sich dies bewahrheitet. Die Autobahn GmbH hatte zunächst angekündigt, dass die Autobahn zwischen der Anschlussstelle Bottrop-Süd und dem Autobahnkreuz Essen-Nord wegen Arbeiten an der 302 Meter langen Brücke fünf Tage lange gesperrt werden müsse. Aus wenigen Tagen werden nun mehrere Monate. Aller Voraussicht nach wird die Autobahn erst nach Ostern kommenden Jahres wieder für den Verkehr freigegeben. Dass die Brücke sanierungsbedürftig ist und erneuert werden muss, ist der Autobahn GmbH seit Jahren bekannt. Im Zuge des sechsspurigen Ausbaus der A42 soll die Brücke durch einen Neubau ersetzt werden.
Die Städte Essen und Bottrop wurden von der Nachricht kalt erwischt, dass nun erst einmal alles viel länger dauert. Schreckenberg übt in diesem Zusammenhang Kritik an der Verkehrsplanung in Bund und Land: „Es geht immer auch um Hierarchien.“ Die Autobahn GmbH habe allein den Zustand der Autobahnen im Blick. „Die haben dort wenig Kenntnis davon, was jenseits der Autobahn passiert.“
Nachmittags sind viele Straßen im Essener Norden wegen der Sperrung der Autobahn dicht
Wie wird sich das Verkehrsaufkommen in den kommenden Wochen und Monaten entwickeln? Schreckenberg geht davon aus, dass es nach Ende der Schulferien noch einige Tage dauern wird; dann hätten viele Verkehrsteilnehmer andere Wege gefunden. Die A42 sei keine Fernverkehrsstrecke, sondern eine Pendlerautobahn, betont der Stauforscher. Als Alternativen böten sich die A2 und die A40 an, wo sich der Verkehr allerdings schon vor der Sperrung häufig staute. Wer es einrichten könne, werde zusehen, dass er früher loskommt „und vor dem Stau herfährt“, schätzt Schreckenberg. Staus bildeten sich in den vergangenen Wochen insbesondere nachmittags.
Bei den Ampelschaltungen handelt es sich um „sehr starre Programme“, so der Stauforscher
Das innerstädtische Straßennetz sei nicht dafür ausgelegt, den Autobahnverkehr aufzunehmen, was sich in den vergangenen beiden Wochen bereits gezeigt hat. Auf den Umleitungsstrecken durch den Bottroper Süden und den Essen Norden ging zeitweise nichts mehr. Auch andere Hauptverkehrsstraßen in West-Ost-Richtung wie die Hövelstraße und die Krablerstraße waren völlig überlastet.
Die Stadt Essen hat bereits angekündigt, sie wolle die Ampelschaltungen „optimieren“. Doch das geht nicht von heute auf morgen. Es handele es um „sehr starre Programme“, betont Schreckenberg. Bevor die Schaltungen umprogrammiert werden, müsse man herausfinden, welche alternativen Wege die Verkehrsteilnehmer denn wählen. Schreckenberg empfiehlt sich dabei auch an den Navigationssystemen zu orientieren. „Fast jeder hat doch ein Navi im Auto.“
An die Adresse der Autobahn GmbH formuliert der Stauforscher, dass Vollsperrungen wie die der A42 eines viel längeren Vorlaufs bedürften. „Man muss im Vorhinein einen Plan haben: Was passiert, wenn die Brücke nicht mehr da ist?“ Im aktuellen Fall gab es augenscheinlich weder genügend Vorlauf, noch einen Plan.
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