Emmerich. 150 Kinder werden im Schuljahr 2023/24 den Offenen Ganztag an der Leegmeerschule Emmerich in Anspruch nehmen. Eine logistische Meisterleistung.
Wenn man Nadja Scherer, Rektorin der Leegmeerschule in Emmerich, nach dem Weg zum Offenen Ganztag (an der Leegmeerschule Ogata) fragt, ist das nicht so einfach zu beantworten, denn an der dreizügigen Grundschule führen sprichwörtlich viele „Wege nach Rom“.
„Wir können es uns nicht leisten, Räume zu haben, die wir nur zu bestimmten Zeiten nutzen, deshalb gibt es Doppelfunktionen.“ Etwa 300 Kinder besuchen zurzeit die Leegmeerschule, im kommenden Schuljahr sollen davon 150 den Offenen Ganztag in Anspruch nehmen.
Überschneidungen in den Räumen
Zum Ogata der ersten Klasse gelangt man über den weitläufigen Schulhof, zwei Räume werden hier genutzt. In einem befindet sich ein Küchenbereich, bestehend aus einer Zeile mit Spültisch und Schränken, daneben ein Konvektomat zum Erhitzen des Essens. Die „Essenausgabe“, wie sie Scherer leicht zynisch nennt, besteht aus provisorisch aneinandergereihten Tischen. Die Kinder kommen etappenweise, je nach Unterrichtsende, dann muss auch der Nachbarraum genutzt werden. Oder wer schon gegessen hat, wechselt rüber – findet hier gerade der Förderunterricht statt, kommt es zur Kollision.
Eine Lösung, für die Rektorin Nadja Scherer hart gekämpft hat, ist in Sichtweite – und führt zurück durch die Schule in ein angrenzendes Gebäude, in den Treffpunkt Heilig-Geist. Hier soll eine Mensa entstehen. „Nach zähem Ringen habe ich mich durchgesetzt, ein großer Umbau steht an“, freut sich Nadja Scherer. Das Gebäude wird in Teilen schon genutzt, es ist die Ogata für etwa 100 Schüler, die zu unterschiedlichen Zeiten eintrudeln. „Hier mischt sich alles, was nicht Klasse 1 ist“, erklärt Birgit Portugall, Gruppenleitung Jahrgang 2.
Treffpunkt Heilig-Geist: zusätzliches Gebäude in idealer Lage
Das Gebäude wurde zunächst nur zur Hälfe von der Stadt angemietet, es folgte das gesamte Gebäude, wobei die Gemeinde ebenfalls zur Nutzung berechtigt war. Eigentlich in Kirchenbesitz, geht es nun aber vollständig in städtischen Besitz über. Für die Leegmeerschule ist die Lage ideal, denn es grenzt direkt an die Schule, ist aber weit genug entfernt, dass auch mal Krach gemacht werden kann.
Mit den alten Geräten dauert es bisher bis etwa 12.30 Uhr, bis das Essen fertig ist, bis dahin ist Freizeit, anschließend ist wieder Freizeit und Bewegung, dann kommen die nächsten. Die Essengruppen müssen gewechselt werden, an manchen Tagen ist muttersprachlicher Unterricht. Für die achtköpfige Betreuungsgruppe „eine logistische Meisterleistung“, weiß Birgit Portugal. „Die Kinder melden sich an, danach mischt sich alles – eine Mammutaufgabe, hier den Überblick zu behalten.“
Unzumutbare Umstände für die Küche
Nadja Scherer ergänzt: „Es muss schon gut durchgetaktet sein, vor allem muss die ‘Hardware‘ funktionieren und das ist zurzeit überhaupt nicht der Fall.“ Das sei alles nicht professionell, der Offene Ganztag wäre schnell gewachsen, nie ausgelegt für so viele Kinder. „Hier wurde mal ein Heißluftofen dazugestellt, da noch eine Spülmaschine – es wird mit zwei Haushaltsspülmaschinen das Geschirr gespült. Das kann nicht sein – das geht vielleicht bei maximal 20 bis 50, aber im nächsten Schuljahr sind es 150 Kinder.“ Auch für die Küchenkraft eigentlich unzumutbar.
In den Herbstferien soll alles fertig sein
Für die Mensaküche wird ein Raum komplett umgebaut. Es wird eine Ausgabetheke, Konvektomaten, Tiefkühler und eine Wärmeausgabe, wie man sie aus Kantinen kennt, geben. „Es stehen 130.000 Euro im Haushalt, um alles baulich umzusetzen“, erklärt Scherer. Ziel sei die Umsetzung bis zu den Herbstferien. Bis dahin müssten aber noch jede Menge Kleinigkeiten geklärt werden. Der Arbeitsablauf soll wie in einer Großküche funktionieren. In der Umbauphase muss dann eine Übergangslösung für das Mittagessen her.
„Der Ogata ist ein fortwährender Kampf, immer wenn eine Kampfstufe abgearbeitet war, wurde es schon wieder zu klein – das sind Sachen, die müssen durch den Haushalt, das muss beantragt werden – das geht nicht von heute auf morgen. Wenn wir die Mensa bekommen, sind wir auch mal einen Schritt voraus, da können auch 30 Kinder mehr kommen und das System crasht nicht schon wieder. Damit sind wir vernünftig aufgestellt.“
Steile Aufwärtskurve beim Offenen Ganztag
Die Rektorin musste lange kämpfen. Nun kommt der von der Bundesregierung rechtlich verankerte Anspruch auf eine ganztägige Betreuung, schrittweise ab 2026, beginnend mit der ersten Klassenstufe, in den Folgejahren um je eine Klassenstufe ausgeweitet.
Nadja Scherer: „Ich sehe dem Ganzen relativ gelassen entgegen. Wir haben bis jetzt alle Kinder aufgenommen, nur Einzelfälle mussten auf die Warteliste. Ich glaube tatsächlich nicht, dass sich jetzt viel mehr Eltern für den Offenen Ganztag entscheiden, nur weil er verpflichtend angeboten werden muss. Es wird weiterwachsen wie bisher und es ist bereits eine steile Kurve.“
Seit 2013 deutlich mehr Kinder im Ganztag
Gab es im Schuljahr 2013/14 noch 57 Kinder im Ganztag, sind es zehn Jahre später über 150. Das erkläre auch das Räume-Chaos, damit hätte keiner gerechnet. Früher wäre das Angebt eher gedacht gewesen für Kinder, deren Eltern arbeiten müssen, heute sei es auch für die Kinder wichtig, die zuhause kein Deutsch sprechen.
Fachkräftemangel gibt es an der Leegmeerschule genauso wie überall sonst auch – sowohl im schulischen Bereich als auch in der Betreuung, deshalb der Aufruf: Wer sich vorstellen kann, in diesem Bereich zu arbeiten, auf Minijob-Basis oder einer Stelle mit kleiner Stundenzahl, bewirbt sich gerne ab sofort beim Träger, der Katholischen Waisenhaus Stiftung Emmerich. Auch der Bundesfreiwilligendienst kann hier absolviert werden.
Nicht mehr so viel Energieaufwand
Was sich Nadja Scherer für die Zukunft wünscht: „Dass Anliegen unsererseits von denen, die es ändern und umsetzen müssen, schneller ernst genommen werden und man nicht mehr so viel Energie aufwenden muss, um Erfolge zu erzielen. Manchmal fühlt man sich sehr allein gelassen. Und ich wünsche mir, dass das Team hier weiterhin so gut funktioniert. Das Kollegium ist toll, das Team der Betreuung genauso – und wir sind vor allem miteinander gut, so soll es bleiben!“
>> Gruppen können Treffpunkt Heilig-Geist nicht mehr nutzen
Ein Raum des nun vollständig angemieteten Treffpunkt Heilig-Geist war vorher Gemeinde-Aktivitäten wie beispielsweise Kommunionunterricht, Treffen der KAB oder Ähnlichem vorbehalten, nur bis zu einer bestimmten Uhrzeit konnte er auch von der Leegmeerschule genutzt werden. Auch hier kam es gelegentlich zu Überschneidungen. „Ein Kampf um die Räume“, wie Birgit Portugall erklärt.
Für diese Aktivitäten muss nun eine andere Lösung gefunden werden, wobei Nadja Scherer sagt, sie hätte immer Offenheit signalisiert, dass die Räume im späten Nachmittagsbereich genutzt werden könnten. Auch in Anbetracht der Energiekrise sei es nicht verständlich, warum woanders ein Raum geheizt werden müsse, wenn ein bereits warmer Raum zur Verfügung stehe.