Kreis Borken. Die Kreispolizei Borken veröffentlicht Statistiken zur Kriminalität im Kreis Borken für das Jahr 2022. So hat es sich in Isselburg entwickelt.

Jährlich veröffentlicht die Kreispolizei Borken Zahlen zur Kriminalitätslage im Kreis Borken. „Die Zahlen sind nicht immer aussagekräftig wegen Corona“, sagt Corinna Dimmers-Janning, die Leiterin und Direktorin für Kriminalität. Laut Statistik ist ein „Anstieg der Gesamtkriminalität“ festzustellen, sagt Landrat Dr. Kai Zwicker.

Grenznähe zu Holland erhöht die Fallrate

In Isselburg ist die Zahl der Gesamtkriminalität von 6085 auf 6185 gestiegen. Besonders in Bocholt und in Gronau ist die Höhe der Kriminalfälle am höchsten. Die Grenznähe spiele dabei eine ausschlaggebende Rolle, so Zwicker. Bei Bocholt käme noch die Größe hinzu. Mit mehr als 71.000 Einwohnern ist sie die größte Stadt im Kreis. Dementsprechend sind die Fallzahlen hier höher. „Die Aufklärungsquote ist erfreulich hoch“, sagt der Landrat. Diese liegt im Kreis bei 53,5 Prozent. Das sei weit mehr als jede zweite Straftat, die aufgeklärt werden würde, fügt er hinzu.

Die Kategorisierung der Tatverdächtigen nach Nationalität ist nicht unerheblich, denn die Niederländer bilden im Kreis den Großteil der Täter. Hier gerade durch Rauschgiftdelikte, berichtet Dimmers-Janning. „Das überrascht ja nicht“, so der Landrat nochmal auf die Grenznähe verweisend. Die Zahl sank jedoch von 369 Fällen in 2021 auf 366 Fälle im vergangenen Jahr.

Steigende Migration bedeutet nicht ein Anstieg der Kriminalität

Täter mit polnischem Migrationshintergrund seien hauptsächlich mit Diebstählen und Körperverletzungen in Verbindung zu bringen, sagt Dimmers-Janning. Sie belegen nach den Niederländern mit 286 Fällen den zweiten Platz. Ein Anstieg der Straftaten durch die aktuell steigende Migration sieht die Polizei jedoch nicht. Zwischen den Jahren 2015 und 2016 sei ein kurzer Knick feststellbar, aber sonst seien die Zahlen stabil, sagt Zwicker.


Häusliche Gewalt steigt

„Häusliche Gewalt käme sowohl bei Familien mit Migrationshintergrund als auch bei Deutschen vor“, erklärt der Landrat. In den vergangenen drei Jahren stieg die Zahl der Vorfälle immer weiter an. Die Fälle der Wohnungsverweisungen stiegen mit den Fällen der häuslichen Gewalt an. Mit mehrsprachigen Flyern möchte die Polizei den Opfern von häuslicher Gewalt den Zugang zu entsprechenden Hilfen erleichtern.

Die Zahlen der tatverdächtigen Kinder und Jugendlichen bis 18 Jahren steigen ebenso. Diebstähle stünden weit oben bei den Minderjährigen. Der prozentuale Anstieg der tatverdächtigen Kinder bis 13 Jahren liegt bei 0,9 und bei den Jugendlichen zwischen 14 und 18 Jahren bei 2,3 Prozent. Als Grund für den Anstieg vermutet die Polizei die Corona-Pandemie. Diese habe die Jugend psychisch belastet, schildert Dimmers-Janning.

Projekt „Kurve Kriegen“

Seit Sommer 2021 ist die Kreispolizei Borken Teil des Projektes „Kurve Kriegen“, welches sich gezielt mit Jugendkriminalität beschäftigt. Bisher hätten bereits drei Jugendliche das Projekt erfolgreich absolviert, so Dimmers-Janning. Aktuell beträgt die Mitgliederzahl 14 Kinder und Jugendliche, davon sind drei Mädchen und elf Jungen. Der jüngste unter ihnen sei neun Jahre alt, erklärt die Leiterin für Kriminalität. Seine Straftaten hätten hauptsächlich mit Körperverletzung und Diebstahl zu tun, so Polizeisprecher Frank Rentmeister.

Die Teilnehmer nehmen solange am Projekt teil, bis sie nicht mehr straffällig werden. Erst dann würden sie entlassen, erklärt Dimmers-Janning. Immer mehr Polizeibehörden schließen sich dem Projekt an. Die Kreispolizeibehörde Kleve beteiligt sich seit letztem Jahr nun auch an dem Projekt. Es sei nicht nur Aufgabe der Polizei, die Jugend aus der kriminellen Schiene herauszuhelfen. Die funktioniere nur in Zusammenarbeit mit den Eltern, sagt Zwicker.

Sexualdelikte und Betrugsfälle steigen

Während der Corona-Pandemie häuften sich die Sexualdelikte. Kinderpornografie nimmt den größten Teil ein. Hier liegt der Wert bei 55,1 Prozent. Oft seien das Bilder und Whats-App-Sticker, die unwissentlich verbreitet würden, sagt Dimmers-Janning. Ganz nach dem Motto: „Ich schicke doch nur etwas weiter“, erklärt Zwicker. Aber dies sei inzwischen strafbar. Die Aufklärungsquote im Kreis Borken liegt mit 90 Prozent über dem Wert in NRW, der 78,6 Prozent beträgt. Das läge vor allem an der Verbesserung der personellen Aufstellung, sagt Polizeiabteilungsleiter Bernd Loeffler.

Die ältere Generation wird auch immer wieder Opfer von Kriminalität. Als falsche Amtsträger getarnt bringen Betrüger gutgläubige Rentner um ihr Geld. Diese Masche nahm 2020 und 2021 den größten Anteil im Trickbetrug ein. Der Enkeltrick oder auch Schockanrufe von vermeidlichen Familienangehörigen belegen den zweiten Platz. Grundsätzlich sollten unbekannte Nachrichten, in denen um Geld gefragt wird persönlich bei den Personen hinterfragt werden, empfiehlt die Polizei. Im Zweifelsfall könne jederzeit die Polizei eingeschaltet werden, sagt Pressesprecher Thorsten Ohm.