Kleve. Ein Klever Witwer wurde einen Tag nach der Beerdigung seiner Frau Opfer von Trickbetrügern. Welcher Fehler dem Mann zum Verhängnis wurde.
Gerade erst hatte der ältere Herr seine verstorbene Frau beerdigt, da schien das nächste Unglück über ihn hereinzubrechen: Ein Anrufer teilte ihm nur einen Tag nach der Beisetzung mit, dass sein Sohn einen schweren Unfall verursacht habe und dringend seine finanzielle Hilfe benötige. Diesen Anruf und den weiteren Verlauf der Ereignisse nahm das Klever Bestattungsinstitut Winters zum Anlass für eine eindringliche Warnung seiner Kundinnen und Kunden auf seiner Facebookseite.
Keine Adressen in Traueranzeigen veröffentlichen
„Wir beraten unsere Kunden dahingehend, dass sie in ihren Traueranzeigen keine privaten Adressen veröffentlichen sollen“, erklärt Mitarbeiter Helmuth Plecker. Stattdessen bieten Bestatter zum Beispiel für Kondolenzschreiben ihre Geschäftsanschrift an. „Wir leiten die Post dann an die Angehörigen weiter“, so der Bestatter. Das sei im übrigen auch eine Empfehlung der Kriminalpolizei.
Dass Kriminelle zum Zeitpunkt der Beerdigung in die dann verlassenen Häuser und Wohnungen eindringen, ist schon länger ein Problem. Denn wer mit einer Traueranzeige in der Zeitung Freunde und Verwandte über den Sterbefall informieren will, informiert auch Kriminelle. Gerade nutzen sie die für die Hinterbliebenen so emotionale Ausnahmesituation für eine neue betrügerische Masche.
Trickbetrüger nutzen die emotionale Situation von Trauernden aus
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So erhielt der Klever Witwer nur einen Tag nach der Beerdigung seiner Frau einen Anruf von einem Mitarbeiter eines angeblichen „Verkehrsdienstes“. Wie beim sogenannten Enkeltrick wurde dem Mann „sehr glaubhaft“, wie er selbst beschreibt, die schockierende Geschichte vom Autounfall aufgetischt, bei dem sein Sohn schwer verletzt und eine schwangere Frau ums Leben gekommen sein sollte.
„Ich wurde dann mit einem ‘Staatsanwalt’ verbunden, der eine Kaution von 85.000 Euro von mir verlangte, schildert der Betroffene. Er sei durch die Telefonate derart in Panik geraten, dass er nichts hinterfragt habe. Auch sein Handy habe er – wie verlangt – ständig eingeschaltet gelassen. „Die waren sehr überzeugend“, beschreibt das Opfer das offenkundig professionelle Vorgehen der Täter, „und wussten alles über meinen Sohn.“
Das Klever Opfer bot den Kriminellen 20.000 Euro an
Geschockt habe er zunächst alles geglaubt und eine Summe von 20.000 Euro angeboten, die „ich kurzfristig beschaffen konnte“. Damit hätten sich die Verbrecher zunächst zufrieden gegeben, erzählt er. Erst als er das Geld bei seiner Bank abgehoben hatte, seien ihm nach und nach Zweifel gekommen.
„Als ich meinen Sohn dann unversehrt an seinem Arbeitsplatz vorfand, bin ich zur Polizei gegangen, habe Anzeige erstattet und alle informiert, die namentlich in der Traueranzeige standen.“ Auch sie hatten in Abwesenheit bereits ähnliche Anrufe erhalten.
Bestatter Winters warnt seine Kunden vor den Betrügereien
Diese Form der Kriminalität treibe immer neue Stilblüten, sagt Bestatter Plecker. Betroffen seien auch Familien, die ihre Privatadressen nicht veröffentlicht hätten. Um ihre Daten zu ermitteln, werde dann mit großer krimineller Energie offensichtlich gezielte Internetrecherche betrieben, glaubt Plecker. So würden personenbezogene Daten der Angehörigen erforscht und ausgespäht, um die „Angst-Geschichte“ kreieren zu können.
„Mit unserem Post auf Facebook und in unseren Beratungsgesprächen weisen wir auf diese neue Gefahr hin.“ So könne man vorbeugen, „verhindern können wir solche Taten nicht“.