Rees. Mehrfach wurde das Projekt Reeser Welle abgelehnt. Die lokalen Bürgerinitiativen kritisieren den erneuten Anlauf für die Auskiesung als „dreist“.
Der erneute Antrag zur Auskiesung des Abgrabungsgebietes Reeser Welle hat bei der Bürgerinitiative Eden und Zukunft Esserden niemanden wirklich überrascht. „Wir haben eigentlich damit gerechnet“, sagt Dr. Leo Rehm, Vorsitzender der Bürgerinitiative Eden. Ganz verstehen kann er den erneuten Anlauf allerdings nicht: „Ich finde es langsam dreist. Das Projekt ist schon mehrfach abgelehnt worden“, sagt er.
Dabei spielte die Bürgerinitiative keine unmaßgebliche Rolle, wie Dr. Leo Rehm berichtet. Schon zwei Mal habe man beim Kreis mit Hilfe von eigenen Experten-Gutachten bewiesen, dass die Antragsunterlagen nicht in Ordnung waren. „Wäre das so abgebaut worden, hätte das zu einer Gefährdung der Deichsicherheit geführt“, erklärt Rehm.
Komplizierte Strömungsverhältnisse bei Hochwasser
Die entsprechenden hydrogeologischen Gutachten, die Teil des Antrages waren, hatte die Bürgerinitiative bemängelt. Man bezweifelt ganz grundsätzlich, dass es an dieser Stelle eine Genehmigung für ein solches Vorhaben geben könne. „Bei bestimmten Hochwasserverhältnissen hat man unterschiedliche Fließrichtungen des Wassers“, erläutert Dr. Leo Rehm die Bedenken. Wird die Schleuse in Dornick geöffnet, fließe das Wasser erstmal in Richtung Rees. Diese Umstände sehe man, mit Blick auf die Standfestigkeit der Deiche in der Nähe der Auskiesung, sehr kritisch.
Erst recht mit Blick auf Erftstadt-Blessem, wo im Sommer 2021 eine Kiesgrube in Folge einer Überflutung einstürzte, sieht man den geplanten Kiesabbau in Deichnähe als Gefahr. „Wenn so etwas hier passieren würde, wäre das fatal“, sagt Dr. Leo Rehm. Schließlich höre der Rhein auch in so einem Katastrophenfall nicht auf zu fließen – und würde sich dann eventuell auf der falschen Seite des Deichs einen Weg bis in die Niederlande bahnen können.
Gutachten würden nicht genau genug geprüft
Dass nun, wie schon etwa von CDU-Bürgermeisterkandidat Sebastian Hense festgestellt, der Spielball beim Kreis Kleve als Genehmigungsbehörde liegt, sorgt bei den Bürgerinitiativen auch nicht unbedingt für Vertrauen. „Ich habe es schriftlich vom Kreis Kleve, dass die Antragsgutachten bezüglich Hydrogeologie nicht nachgerechnet werden“, sagt Dr. Leo Rehm. Stattdessen werde nur eine Plausibilitätsprüfung vorgenommen. „Das reicht in dem Fall einfach nicht aus.“
Die Pläne entsprechend genau in den Blick zu nehmen, sieht Rehm eigentlich nicht als Aufgabe der Bürger an. wie sie mit den Bürgerinitiativen mittels eigener Gutachten zuletzt geleistet wurde. „Das wäre eigentlich eine Aufgabe der Stadt Rees“, sagt er. Dort habe man allerdings immer in Richtung der Kreisverwaltung als Genehmigungsbehörde verwiesen – wo jetzt Landrat Christoph Gerwers, der frühere Bürgermeister von Rees, in der Verantwortung ist. Die Bürgerinitiativen hatten ihn bereits kurz nach seinem Amtsantritt dazu aufgefordert, weitere Auskiesungen auf dem Reeser Stadtgebiet zu verhindern.
Kies aus Rees landet in den Niederlanden – und der Welt
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Zudem sehen die Bürgerinitiativen Eden und Zukunft Esserden im Abbauvorhaben einen großen Eingriff in die Landschaft und natürliche Ökosysteme. „Durch die Erstellung des Abgrabungsgewässers wird das Grundwasserökosystem unwiederbringlich zerstört“, erklären die Bürgerinitiativen in einer Pressemitteilung zum erneuten Antrag auf Auskiesung bei der Reeser Welle. Zudem führten die Arbeiten zum Verlust der Speicher-, Filter- und Produktionsfunktion der Böden, was auch dazu führt, dass die Böden ihre Aufgabe als wichtige CO2-Speicher nicht mehr erfüllen können. Auch das müsse man eigentlich mit Blick auf das Thema Klimaschutz mit einberechnen.
Für die Bürgerinitiativen steht dabei allerdings auch fest, dass Kies ohne Zweifel gebraucht wird. Die Frage ist allerdings auch: Wo? „Aus dem Reeser Bereich geht alles über die Grenze Richtung Niederlande. Und das schon seit Jahrzehnten“, weiß Dr. Leo Rehm zu berichten. „Das würde bei der Reeser Welle wahrscheinlich nicht anders sein.“ Dabei landet der Kies dann nicht nur im Nachbarland, sondern wird anscheinend auch weltweit exportiert. Dr. Leo Rehm verweist an dieser Stelle auf Projekte wie die so genannten Palmeninsel von Dubai, für die das Emirat Millionen Tonnen Sand- und Gestein importieren musste. Und findet es fraglich, dass man die am Niederrhein Löcher in den Boden buddelt, um am Ende vielleicht auch solche Projekte zu realisieren.