Rees. Trotz Dauerregen beteiligten sich am Sonntag 100 Personen an der Demonstration gegen die Auskiesung. Welche Argumente die Redner vorbrachten.

Für Sonntag hatte das Aktionsbündnis Niederrheinapell zu dezentralen Demonstrationen gegen die geplanten Auskiesungen in den Kreisen Wesel, Kleve und Viersen aufgerufen. An der Kundgebung auf dem Reeser Marktplatz, zu der die lokalen Bürgerinitiativen Eden und Zukunft Esserden aufgerufen hatten, nahmen trotz Dauerregens fast 100 Personen teil. Zeitgleich demonstrierten auch in Kleve, Kamp-Lintfort, Rheinberg, Hünxe, Alpen, Böninghardt, Schwalmtal, Neukirchen-Vluyn die Bürger gegen die die Kiesindustrie.

Reeser Kies gehe zu 100 Prozent in den Export

„Willkommen zur ersten niederrheinweiten Großdemo für den Erhalt des Niederrheins, unserer Heimat und gegen die ausufernden Kiesabgrabungen“ begrüßte Dr. Leo Rehm die Teilnehmer, insbesondere den stellvertretenden Reeser Bürgermeister Bodo Wißen, den Landtagskandidaten für den Kreis Kleve, für die Grünen, Volkhard Wille sowie die Kandidatin für den Nordkreis Kleve, für die SPD, Christin Becker.

Die Bürgerinitiativen Eden und Zukunft Esserden hatten lokal zu der Demo in Rees eingeladen. Es handelte sich um eine dezentrale Demo an mehreren Orten am Niederrhein.
Die Bürgerinitiativen Eden und Zukunft Esserden hatten lokal zu der Demo in Rees eingeladen. Es handelte sich um eine dezentrale Demo an mehreren Orten am Niederrhein. © Funke Foto Services GmbH | Thorsten Lindekamp

„Der Niederrhein wird als unerschöpflicher Selbstbedienungsladen von der Kiesindustrie ausgebeutet. Wobei vom gesamten Niederrhein fast die Hälfte der Ausbeute über die Grenze in den lukrativeren Export geht, aus den Reeser Baggerlöchern sogar zu 100 Prozent“, erklärte Rehm. Gesetzliche Grundlage für die Abgrabungen ist die Kiesbedarfsermittlung. Doch diese wird laut Rehm allein von den Kiesunternehmen selbst vorgegeben: „Es werden erhebliche Eingriffe in den Grundwasserhaushalt vorgenommen, erhebliche Teile der Landschaft unumkehrbar zerstört und fruchtbarste Ackerböden der Landwirtschaft mit ihren Arbeitsplätzen für ewig entzogen. Damit vernichtet man gleichzeitig auch den wichtigen CO2-Speicher.“

Dr. Leo Rehm kritisiert Bürgermeister Christoph Gerwers

Dr. Leo Rehm sprach für die Bürgerinitiative Eden bei der Demonstration in Rees.
Dr. Leo Rehm sprach für die Bürgerinitiative Eden bei der Demonstration in Rees. © Funke Foto Services GmbH | Thorsten Lindekamp

„Ich wünsche mir für Rees einen Bürgermeister wie in Alpen, Kamp-Lintfort, Rheinberg und Neukirchen-Vluyn, der Schulter an Schulter, gemeinsam und überzeugt mit den Bürgerinitiativen parteiübergreifend für den Erhalt unseres Niederrheins sich engagiert und auch dafür kämpft“, so schloss Rehm seine Rede.

Die genannten Städte hatten Klage gegen die Rechtmäßigkeit der Kiesbedarfsermittlung eingereicht. Die für den 21. März angesetzte Verhandlung in Münster musste wegen Corona kurzfristig verschoben werden.

Nabu und Fridays for Future mit Rednern vertreten

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Die zweite Sprecherin Jule Schwartz von Fridays for Future kritisierte, dass die mit der Kiesindustrie zusammenhängende Beton- und Zementherstellung mit zu den klimaschädlichsten Industrien überhaupt gehört. Alternativen wären CO2-arme oder CO2-freie Zementherstellung oder das Betonrecycling.

Auch Adalbert Niemers, Vorstandmitglied des Nabu Kreisverbandes Kleve, sprach sich gegen weitere Abgrabungen aus: „Dagegen sprechen die Beeinträchtigung des EU-Vogelschutzgebietes, der Verlust von Kulturlandschaft und landwirtschaftlicher Nutzflächen, ein großer Ausschluss des Grundwassers und die Sorge der Anwohner vor einer Verschlechterung des Hochwasserschutzes.“

Ob sie wollten oder nicht: Die Alltagsmenschen wurden in die Demonstration in Rees eingebunden.
Ob sie wollten oder nicht: Die Alltagsmenschen wurden in die Demonstration in Rees eingebunden. © Funke Foto Services GmbH | Thorsten Lindekamp

>> Zahlendreher der Kiesindustrie?

Heinz Deselaers, ehemaliger Vizepräsident des Landwirtschaftsverbandes, verdeutlichte, dass täglich 3500 Lkw-Ladungen Kies den Niederrhein verlassen. Davon gehen laut Kiesindustrie 18 Prozent in den Export. Deselaers vermutet einen Zahlendreher, er kommt in seinen Berechnungen eher auf 81 Prozent.