Rees. Trotz Preisexplosion und stark gestiegener Zinsen: Neubaugebiet Wohnen an der Friedburg in Rees soll weiterentwickelt werden. Was geplant ist.
Die Zeiten haben sich geändert. „Radikal“, sagt Michael Kemkes. Er ist Geschäftsführer der RSE Bau GmbH, die das Neubaugebiet „Wohnen an der Friedburg“ in Rees entwickelt. 55 Einfamilienhäuser sollen auf der gut 21.000 Quadratmeter großen Fläche entstehen. Das Projekt hatte die Firma dem Rat im Februar vorgestellt – kurz vor dem Angriffskrieg der Russen. Seitdem ist nichts mehr so wie es war, schon gar nicht die Preise. Aber: „Wir machen weiter“, stellt Kemkes klar.
Das Interesse an den Immobilien, darunter auch Doppelhaushälften, ist ungebrochen, sagt der Reeser. Gab es unmittelbar vor dem Krieg gegen die Ukraine schon 70 Anfragen von ausschließlich Reeser Bürgern, „sind es seither über 100“, erzählt Kemkes. Darüber sei er schon froh. Wohl wissend, dass es unter den neuen Rahmenbedingungen wohl immer weniger Menschen geben wird, die sich künftig ein eigenes Haus erlauben können.
Erste Offenlage ist bereits abgeschlossen, ein Artenschutz-Gutachten fertig
Derweil ist die erste Offenlage im Rahmen des Bebauungsplan-Verfahrens abgeschlossen. „Das 100 Seiten starke Artenschutz-Gutachten liegt auch schon vor. Die Ergebnisse kennen wir aber selbst noch nicht“, erklärt der Projekt-Entwickler, der mit dem Friedburg-Vorhaben das größte Projekt seiner Firma stemmen wird. Und das in diesen Zeiten...
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Zugegangen sei er bereits auf die Nachbarschaft, die mit Blick auf die Erschließung des Neubaugebietes Bauchschmerzen mit der Anbindung einzig über die Straße An der Friedburg hatte. „Jetzt wird das auch über die Weseler Straße passieren“, berichtet der Diplom-Betriebswirt. Außerdem sei man dem Wunsch nachgekommen, auf dem Gelände einen Spielplatz zu erstellen. Der war in der ersten Planung nicht vorgesehen.
Erste Baumaßnahmen könnten 2024 erfolgen
Wie gesagt, realisiert werden soll das Baugebiet, trotz gestiegener Baupreise und auch deutlich höherer Zinsen. „Natürlich wird uns das unterm Strich Geld kosten. Aber das ist noch vertretbar“, findet der Fachmann. Doch er glaubt auch, dass sich die Preise im Laufe der Jahre wieder etwas normalisieren werden, „etwa für Handwerks-Leistungen“, ist er sich sicher. Er rechne schon im nächsten Jahr damit.
Abgeschlossen sein sollte das Bebauungsplan-Verfahren in der zweiten Jahreshälfte 2023, meint Michael Kemkes, der die Stadt für die gute Zusammenarbeit lobt. „Dann entscheidet sich erst, wie wir das Gebiet erschließen“, fügt der Projektentwickler an. Mit den ersten Baumaßnahmen rechnet er ab 2024. „Wahrscheinlich wird die komplette Fertigstellung länger dauern als vor dem Ukraine-Krieg angedacht“, wagt er einen Blick in die nähere Zukunft.
Von RSE Bau kalkulierten Häuser sind noch nicht teurer geworden
Derzeit sei er jedenfalls noch relativ entspannt, dass alles so kommt, wie es sein Büro am Melatenweg vor hat. Was genau 2024 sein werde, das wisse in diesen Zeiten sowieso keiner. Wobei er auch sagt, dass die von ihm kalkulierten Häuser für Kunden derzeit noch nicht teurer geworden seien. „Was daran liegt, dass unsere Marge kleiner ist“, sagt Kemkes. Und natürlich werde es für sein Büro dadurch schwieriger, alles zu stemmen.
Wobei bislang auch die Banken in Rees weiter zum Friedburg-Projekt stünden. „Das ist beruhigend“, meint er. Und betont noch einmal, dass er glaubt, dass sich das Preisniveau am Bau wieder etwas normalisieren werde. Denn im Moment würde auch die Industrie den Preisanstieg bewusst befeuern, etwa in dem manche Produkte wie Dachziegel einfach nicht produziert würden.
Euphorie des Projektentwicklers in Rees ist weg
Die Euphorie, mit der er das Projekt gestartet habe, sei jedenfalls weg, gibt der Geschäftsführer der RSE Bau zu. „Jetzt werden wir unser Vorhaben häppchenweise verwirklichen, was vielleicht fünf Jahre dauert“, so sein ungefähres Zeitfenster. Denn bauen werde er nur die Häuser, die er verkauft hat, betont er. Dass alles gut wird, daran glaubt Michael Kemkes weiter fest. Schon deshalb, weil immer noch Anfragen von Interessenten eingehen würden – trotz der sehr, sehr schwierigen Zeiten.