Emmerich/Rees/Kleve. Trockenheit hat auch im Kreis Kleve Folgen. Es trifft immer mehr Bäume, und das Getreide leidet. Was der Bauhof Rees und der Förster dazu sagen.
Die schon wieder lang anhaltende, extreme Trockenheit hat böse Folgen. „Es ist dramatisch“, beschreibt Andreas Böing, Bauhofleiter in Rees, die Situation für die Natur. Hatte er vor zwei Jahren nach der Hitze und ohne Regen noch geglaubt, dass die vielen angeschlagenen Bäume im Stadtgebiet sich irgendwie erholen könnten vom Stress, hat er jetzt die Hoffnung aufgegeben: „Die sterben alle ab, wenn sie nicht schon tot sind.“ Und auch Förster Florian Klemmer, der unter anderem die städtischen Wälder in Kleve und Kranenburg betreut, sagt: „Jetzt ist die Lage problematisch. In drei, vier Wochen ohne Regen wird sie dramatisch für die Bäume!“
Lesen Sie auch diese Nachrichten aus Emmerich und Umgebung
- Emmerich: So ist es um die Emmericher Finanzen bestellt
- Emmerich: Lehrermangel im Kreis Kleve
- Rees: Ein Wimmelbuch für Rees
- Anholt: Die DRK-Kita in Anholt wird erweitert
- Lesen Sie hier alle Nachrichten aus Emmerich, Rees und Isselburg
Wegen der trockenen Sommer in den vergangenen Jahren gebe es viele Bäume, die seither kränkeln würden, sogar Altbäume, sagen unisono Andreas Böing und sein Stellvertreter Stefan Tekaat. Und es sei ganz egal, um welche Baumsorten es sich handele. „Pappeln, Erlen und Buchen: Sie sind alle betroffen. Sogar 50-jährige Bäume haben teilweise ihre Vitalität verloren“, schildern sie ihre traurigen Erkenntnisse.
Am Melatenweg in Rees gibt es schon zwei abgestorbene Linden
Am Melatenweg in Rees etwa gebe es zwei tote Linden, die 25 Jahre dort gestanden haben. Am Sportplatz Lindenallee geht es um drei 50 bis 60 Jahre alte Pappeln, die es nicht geschafft haben. Zehn musste der Bauhof dort schon in den Vorjahren wegen der Trockenheit fällen, zehn weitere stehen noch. „Die sterben auch, das sieht man schon“, bedauert Stefan Tekaat. Es sei überall gleich, blickt der 34-Jährige sorgenvoll in die nähere Zukunft.
Denn für die nächsten zwei, drei Wochen ist kein Regen in Sicht, vielleicht mal hier und da ein Schauer, aber nichts wirklich ergiebiges. Um die Bäume entlang der Straßen und auf städtischen Flächen mit Wasser zu versorgen, hat sich der Bauhof auf noch trockenere Zeiten vorbereitet. „Wir haben mehr Mulch und Pinienrinde angeschafft, auch Lava-Asche, um die Böden vor zu starkem Austrocknen zu schützen, auch mit Blick auf die Bodendecker“, berichtet Stefan Tekaat.
Der Kampf gegen die Trockenheit verschärft sich spürbar
„Der Kampf gegen die Trockenheit verschärft sich jedenfalls spürbar“, unterstreicht Böing. Der Bauhof, sagt der 64-Jährige, hat sich jetzt zusätzlich für 16.000 Euro einen schwenkbaren Gießarm für den Trecker angeschafft, außerdem ein Bewässerungssystem mit Schläuchen und hydraulischer Pumpe, um beim Wässern mehr Tempo machen zu können. „Denn das Gießen und Bewässern bindet natürlich immer häufiger Personal“, so Böing.
Trotz des „Todes auf Raten“, wie er die Folgen der extremen Trockenheit für Bäume und Pflanzen sehr drastisch beschreibt, werde natürlich eins zu eins nachgepflanzt, wenn Bäume abgestorben sind. Bis 2026, meint er, wisse man vielleicht mehr darüber, wo der Trend hingeht, sollte es bei den zu geringen Regenfällen bleiben.
Bevölkerung ist jetzt schon zum Wässern der Straßenbäume aufgerufen
Mit Blick auf die aktuelle Situation bittet er die Bevölkerung jetzt um Mithilfe. „Warten Sie nicht, bis es 37 Grad und wärmer wird. Sie müssen am Straßenrand jetzt die Pflanzen und Bäume vor Ihrem Haus ausgiebig bewässern, damit sie nicht in sechs bis acht Wochen ihre Blätter abwerfen!“ Denn das werden sie tun, um ihre Verdunstungsfläche zu minimieren, um sich so selbst zu schützen, prophezeit er.
Kein gutes Gefühl hat auch Förster Florian Klemmer, der die privaten Waldflächen zwischen Rees und Kleve betreut. Zwar hätte es im Vorjahr und auch im Winter geregnet, aber nicht so viel, dass sich die Bäume dadurch hätten erholen können. In Hochelten etwa macht sich Klemmer Sorgen um die Kiefern, die sichtbar geschädigt seien. „Bei Laubbäumen, etwa Buchen, sieht man die Schäden wegen der dichten Blätter eher erst im September“, so der Förster.
Förster Klemmer hofft auf baldigen Regen – Waldbrandgefahr schon sehr groß
Gedanken um die Aufforstungen im Winter, jetzt auch aktuell auf Waldflächen bei Rees, macht er sich schon. Von 1000 jungen Nadelhölzern, die dort unter seiner Regie gepflanzt wurden, hat es jeder sechste Baum nicht geschafft. Hoffnung hat der Förster indes, dass es den Bäumen in größeren Waldgebieten wie dem Reichswald noch etwas besser geht. „Die Bäume stützen sich gegenseitig. Weil die Verdunstung da nicht so schnell vonstatten geht wie etwa bei den deutlich kleineren Flächen der Stadtwälder.“
Was bleibt, ist die Hoffnung, dass es doch bald mal wieder ausgiebig regnet. „Sonst geht es abwärts“, befürchtet Florian Klemmer. Den noch eine andere Sorge umtreibt: die Waldbrandgefahr. Denn die, sagt er, sei jetzt schon sehr groß. Und mit jedem trockenen Tag nähert sie sich der höchsten Warnstufe.
>> Getreideernte wird wegen Trockenheit geringer ausfallen
Auch aus Sicht der Landwirtschaft wird der ausbleibende Regen wieder mehr und mehr zum Problem. „Die Böden im Kreis Kleve sind Knochentrocken“, sagt Christina Driehsen, Pflanzenbauberaterin bei der Landwirtschaftskammer in Kleve. Auch wenn es etwa mal kurz im Bereich Uedem Niederschläge gegeben habe, treibt der Teamleiterin die Aussicht, dass vorläufig kein Regen in Sicht ist, schon Sorgenfalten auf die Stirn. „Das alles tut dem Getreide weh. Die Ernte wird jedenfalls geringer ausfallen“, so ihre Voraussage. Für Mais und Zuckerrüben sei es jetzt noch zu früh für eine Prognose.