Rees. Caritas-Sozialberaterin Gabriele Arns glaubt, dass jetzt in Rees mehr Menschen als sonst wegen hoher Energiekosten auf Hilfe angewiesen sind.
Dass einkommensschwache Menschen am Ende des Monats oft nicht wissen, wie sie ihre finanziellen Verpflichtungen, etwa die Miete und Heizkosten, zahlen sollen, ist für Gabriele Arns tägliches Geschäft. Sie ist Sozialberaterin des Caritasverbandes Kreis Kleve. In Rees hat sie ihr Büro am Kirchplatz. Doch jetzt rechnet sie mit einer deutlichen Zunahme, was Anfragen für Zuschüsse betrifft. „Klar, bei den explodierenden Energie-Kosten“, sagt Arns. Und ist froh, dass es den Armenfonds der Katholischen Kirchengemeinde gibt. Denn der hilft, wo er kann. Schon seit dem Mittelalter...
Im Caritas-Shop, den es seit Jahren an der Fallstraße gibt, kann man trotz der schwierigenden Zeiten, sprich Pandemie, noch keine deutliche Zunahme an Kunden feststellen. „Wir haben an drei Tagen in der Woche geöffnet. Da kommen täglich immer so um die 30 Frauen und Männer“, bestätigt Maria Saalmann. Die 78-Jährige ist schon seit vielen Jahren ehrenamtlich im Einsatz, kümmert sich hier darum, dass Menschen mit weniger Geld gute Kleidung, aber auch andere Utensilien wie Töpfe sehr günstig erwerben können.
Für viele kommt bald das böse Erwachen
Auch im Lebensmittel-Bereich, den die Caritas hier vorhält, sei derzeit keine größere Nachfrage zu bemerken. Einen Euro müssen die Kunden für ihren Einkauf zahlen, erhalten dafür täglich frische Ware, etwa Brot und Gemüse. „Das wird alles gespendet“, sagt Pastoralreferentin Barbara Bohnen.
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Sorgenfalten sind indes bei Gabriele Arns zu sehen, wenn sie wegen der enorm gestiegenen Energiepreise in die nahe Zukunft schaut. „Die Bescheide der Energieversorger trudeln wohl in den nächsten Wochen bei den Verbrauchern ein“, sagt sie. Dann käme das böse Erwachen für viele – besonders für die, die auch so schon kaum über die Runden kämen.
Mancher muss sogar bis zu 1000 Euro nachzahlen
„Spätestens im April rechne ich damit, dass mehr Menschen um Rat und Geld bitten“, ist sie sich sicher. Manche würde, oft aus Scham, erst einmal abwarten, wie es weiter geht. Doch wenn sie in Verzug gerieten, etwa die Miete nicht mehr zahlen könnten, würden sie dann doch zu ihr kommen. „Dann reden wir über alles: Wo man noch sparen kann, wenn es irgendwie geht. Aber eben auch über Zuschüsse, die, wohl über einen längeren Zeitraum, teilweise zurück gezahlt werden müssen“, erklärt Gabriele Arns.
Rund 15 Frauen und Männer, „eher mehr“, würden normalerweise im Laufe eines Jahres zu ihr ins Büro am Kirchplatz 12 in Rees kommen. Dann gehe es etwa um Nachzahlungen für Strom oder Gas. „Meist sind es Beträge zwischen 200 und 500 Euro“, weiß die Sozialberaterin. „Manchmal aber bis zu 1000 Euro“, erzählt Gabriele Arns.
Strom-Sperrungen in Rees sollen möglichst verhindert werden
Wobei ihr ganz wichtig sei, dass es nicht zu Strom-Sperrungen komme. Das sei gerade für Familien mit Kindern fatal, etwa mit Blick auf Homeschooling, berichtet sie. Apropos Pandemie: Die habe natürlich auch dazu beigetragen, dass in allen Familien der Strom-Verbrauch exorbitant gestiegen sei. Mit heftigen Kosten für sozial schwache Haushalte, die die viel höheren Energiekosten einfach nicht zahlen könnten. Und ja auch für FFP2-Masken selbst aufkommen müssten.
„Und hier profitieren wir in Rees wirklich von der erstklassigen Zusammenarbeit mit der Kirchengemeinde“, lobt Arns die Unterstützung auch durch Pfarrer Michael Eiden. Denn in Rees habe die Kirche schon früh die Caritas damit beauftragt zu klären, wer welche Hilfe und wie schnell benötigt. „Das sind Fachleute bei der Caritas, die wissen, wie man schnell helfen kann“, weiß der Geistliche.
Vom Miteinander in Rees ist Sozialberaterin total begeistert
Ist brandeilige Hilfe von Nöten, sagt Gabriele Arns, könne sie sich direkt an den Ausschuss der Kirche wenden. „Dann geht’s schnell, dank des Armenfonds“, sagt Pfarrer Eiden. Der Fonds, den es seit dem Mittelalter gibt, sei eben für Maßnahmen geeignet, um das Entstehen von Armut zu verhindern. „Es geht hier um Hilfe zur Selbsthilfe“, erklärt er, auch mit Blick auf die zu erwartende finanzielle Notlage für viele wegen der stark gestiegenen Energiekosten.
Dass der Armenfonds, der ja auch in vielen anderen sozialen Belangen hilft, in den nächsten Monaten stärker als sonst üblich in Anspruch genommen wird, davon geht jedenfalls auch Pfarrer Eiden aus. Und die diplomierte Sozialarbeiterin ist heilfroh über das Miteinander in Rees. „Davon bin immer noch total begeistert!“