Rees. Rita Fergen, Fachbereichsleiterin im Caritasverband Kleve, stellt bei der Armutswoche die Zusammenarbeit mit der Gemeinde St. Irmgardis Rees vor.
Was ist Armut? Eine Frage, die nicht leicht zu beantworten ist. Und gibt es Armut in unserem reichen Industriestaat überhaupt? „Ja“, sagt Michael Eiden, Leitender Pfarrer von St. Irmgardis in Rees: „Man muss sie nur suchen, Armut ist oft sehr versteckt.“
Papst ruft Welttag der Armen aus
Armut ist auch das Thema der Caritas in diesen Wochen. Noch bis zum 15. November, bis zu dem von Papst Franziskus ausgerufenen Welttag der Armen, macht der Wohlfahrtsverband auf das Thema Armut aufmerksam. Für Rita Fergen, Fachbereichsleiterin Soziale Hilfen beim Caritasverband Kleve, eine gute Gelegenheit, einmal die Zusammenarbeit mit der katholischen Kirchengemeinde in Rees vorzustellen.
Armut, das ist für Pastor Eiden ein vielfältiger Begriff. „Wer zum Beispiel an der Gesellschaft nicht teilhaben kann, ist meiner Meinung nach arm“, sagt er. „Kinder und Jugendliche, die am digitalen Unterricht nicht teilnehmen können, weil ihre Eltern sich die entsprechenden Endgeräte nicht leisten können. Oder Männer und Frauen, die aus ihrer Wohnung ausziehen müssen, weil ihre Heizkosten zu hoch sind.“
Armenfonds gibt es seit dem 15. Jahrhundert in Rees
In diesen Fällen können der Caritasverband Kleve und die katholische Kirche in Rees helfen. Seit mehr als 20 Jahre tun sie das schon. Erfolgreich. Ganz im Sinne der Nächstenliebe. Eiden ist zwar erst seit fünf Jahren Leitender Pfarrer in Rees, doch über die Hilfsangebote in der Stadt weiß er ganz genau Bescheid: „In Rees wird unheimlich viel für arme Menschen getan – und das seit dem Mittelalter.“
Er berichtet vom Armenfonds, dessen älteste, vorhandene Quelle aus dem 15. Jahrhundert stammt. Er zeigt den Zwölf-Apostel-Armenhof, in dem die katholische Kirche Sozialwohnungen vorhält. Und er steht vorm Caritas-Shop, in dem ehrenamtliche Mitarbeiter Lebensmittel, Kleidung und Möbel zu kleinen Preisen verkaufen.
Gabi Arns berät vor Ort
„1999 ist zudem der Gedanke gewachsen, eine allgemeine Sozialberatung in Rees zu installieren. Das war unser erstes Gemeinschaftsprojekt mit dem Caritasverband Kleve“, berichtet Eiden. Der Wohlfahrtsverband übernahm die Trägerschaft, die Kirche die Kosten fürs Personal.
Seit vielen Jahren berät Gabi Arns am Kirchplatz die Menschen vor Ort. Gerade in der heutigen Zeit, in der viele Menschen spontan in Not geraten oder mit ihrer Lebenssituation überfordert sind, sei die Sozialberatung wichtiger denn je.
„Aus einer kleinen Not wird schnell eine Abwärtsspirale. Diese frühzeitig zu erkennen und zu bekämpfen, dafür sind wir da“, sagt Rita Fergen und ergänzt: „Einzigartig ist auch das Fondsmodell der Kirche, mit dem wir hier schnelle und unbürokratische Hilfe leisten können.“
Sozialstaat greift nicht überall
Im Laufe der Jahre ist neben der Sozialberatung der Dienst Essen auf Rädern, das gemeinsame Engagement für die Flüchtlingsberatung und die Schulsozialarbeit an den Grundschulen hinzugekommen. Letzteres sei im Übrigen ein gutes Beispiel dafür, dass der Sozialstaat eben nicht überall greife. „So wird die Schulsozialarbeit zwar vom Land gefördert, aber nicht an den Grundschulen. Und wir finden diese Form von Prävention auch für jüngere Schüler extrem wichtig“, sagt Eiden.
>> Info – Caritas-Shop und Essen auf Rädern suchen ehrenamtliche Nachwuchskräfte
„Essen auf Rädern“ und der Caritas-Shop in Rees suchen ehrenamtliche Nachwuchskräfte. Wer sich als Fahrer/in oder im Sozialladen an der Fallstraße engagieren möchte, kann sich bei Pastoralreferentin Barbara Bohnen, 02851/967104124 oder E-Mail bohnen@bistum-muenster.de, melden.
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