Emmerich. Mittelbahnsteig in Emmerich ist nun durch Aufzüge barrierefrei erreichbar. Die Strecke in Richtung Oberhausen wird mehrmals in 2022 gesperrt.

Eine Sanierung des Emmericher Bahnhofs wurde lange Zeit aufs Abstellgleis geschoben. Ein alter Bahnhof ist halt kein D-Zug. Doch dann wurden die Weichen doch auf Modernisierung gestellt. „Die Arbeiten am Bahnhof Emmerich sind tatsächlich auf der Zielgeraden“, erklärt ein Bahnsprecher auf Nachfrage der NRZ.

Zwei verschiedene Eigentümer rund um den Emmericher Bahnhof

Wobei fein unterschieden werden muss. Denn es gibt quasi zwei Lokführer, die die Sanierung zu verantworten haben: Zum einen die Deutsche Bahn; zum anderen die städtische Erschließungsgesellschaft (EGE). Letztgenannte ist Eigentümerin des Gebäudes und des Vorplatzes.

Mittelbahnsteig war nur über Treppenanlage erreichbar

Im Zuge der Sanierung hat die Deutsche Bahn den Bahnhof barrierefrei gestaltet.
Im Zuge der Sanierung hat die Deutsche Bahn den Bahnhof barrierefrei gestaltet. © Funke Foto Services GmbH | Thorsten Lindekamp

Die Gleisanlagen und Bahnsteige gehören weiterhin der Deutschen Bahn. Und dort wurden Reisende, die nicht gut zu Fuß sind, bisher in ihre Schranken verwiesen. Denn Barrierefreiheit war ein Fremdwort. Speziell bei Benutzung des Mittelbahnsteigs. Nur über eine Treppenanlage, deren beste Zeiten lange abgefahren waren, konnten die Gleise 3 und 4 erreicht werden, respektive Bahnkunden, die mit dem ICE aus Richtung Düsseldorf/Köln in Emmerich ankamen, konnten nur über die Treppen das Bahnhofsgelände verlassen.

Neue Aufzüge sind jetzt am Emmericher Bahnhof in Betrieb

Immer wieder gab es Kritik an diesem Zustand. Zwischenzeitlich wurden sowohl von der Stadt Emmerich als auch von Bahnkunden kreative Vorschläge gemacht, wie sich Verbesserungen realisieren lassen könnten. Diese wurden aber teilweise mit Verweis auf haftungstechnische Probleme abgeschmettert.

Wie auch immer, jetzt sind solche Sachen eh hinfällig, denn die Barrierefreiheit ist nun endlich gewährleistet. Die Deutsche Bahn hatte im vergangenen Jahr mit der Modernisierung und Sanierung begonnen. In diesem Zuge sind auch zwei Aufzüge neu gebaut worden, die nun in Betrieb genommen wurden.

Bahn geht von Fertigstellung im ersten Quartal 2022 aus

Ebenfalls neu: Wetterschutzhäuschen wurden aufgebaut. Die veraltete und teilweise nur rudimentär vorhandene Dachkonstruktion am Mittelgleis wurde abgerissen.

Die Personenunterführung muss noch fertiggestellt werden.
Die Personenunterführung muss noch fertiggestellt werden. © Funke Foto Services GmbH | Thorsten Lindekamp

„Lediglich die Personenunterführung muss noch fertiggestellt werden. Außerdem wird noch ein Geländer am Hausbahnsteig installiert. Nach aktuellem Stand gehen wir von einer Fertigstellung im ersten Quartal 2022 aus“, heißt es dazu von Seiten der Bahn.

Förderbescheid wird für April 2022 erwartet

Auf den Sanierungszug wird auch die städtische Erschließungsgesellschaft (EGE) aufspringen, die einiges im kommenden Jahr geplant hat. Denn: Seit Oktober 2020 ist der Emmericher Bahnhof offiziell in städtischer Hand. „Ich gebe zu, noch sieht man davon nicht viel“, sagt Udo Jessner. Der EGE-Geschäftsführer betont, dass derzeit alle notwendigen Vorbereitungen laufen. „Wir müssen aber noch auf einen Förderbescheid warten, vorher dürfen wir nicht starten.“ Er rechnet damit, dass der Bescheid im April vorliegen wird.

Dann kann es endlich am Bahnhofsvorplatz mit den Sanierungsarbeiten losgehen. „Zug um Zug soll alles verbessert werden“, stellt Jessner in Aussicht. Gestartet wird am Vorplatz und mit Arbeiten am Bahnhofsgebäude selbst.

Ausbaustrecke Emmerich-Oberhausen

Ganz grundsätzlich ist die barrierefreie Sanierung des Emmericher Bahnhofs eine Teiletappe des Projekts Ausbaustrecke Emmerich-Oberhausen, das in 2022 weiterläuft. Um während der Bauzeit einen reibungslosen Bahnverkehr zu ermöglichen, folgt die ausführende DB Netz AG dabei dem Prinzip „Bauen unter rollendem Rad“. Das heißt: Trotz Bauarbeiten soll der Bahnbetrieb, so weit es geht, weiterlaufen, damit die Fahrgäste weiterhin an ihr Ziel kommen.

Strecke wird im Jahr 2022 zeitweise gesperrt

Doch bestimmte Arbeiten erfordern, dass die Strecke frei von Zugverkehr ist. Auch zum Schutz der Arbeiter auf den Baustellen ist das dann notwendig. Dafür muss die Strecke zeitweise gesperrt werden. In solchen Sperrpausen bündelt die Bahn daher viele Baumaßnahmen in kurzer Zeit, um die Einschränkungen für Fahrgäste möglichst gering zu halten.

Eingleisige Sperrung und Totalsperrung: Das ist der Unterschied

Während einer Totalsperrung ist die Bahnstrecke vollständig gesperrt. Einen möglicherweise eingerichteten Ersatzverkehr organisiert jeweils das Eisenbahnverkehrsunternehmen, das auch den normalen Zugverkehr betreibt. Während einer eingleisigen Sperrung ist der Bahnbetrieb auf einem Gleis weiterhin möglich. Dabei kann es jedoch zu Änderungen im Fahrplan kommen oder Ersatzverkehr mit Bussen notwendig sein.

Informationen zu geänderten Fahrplänen sowie zum Schienenersatzverkehr kommunizieren die auf der Strecke fahrenden Eisenbahnverkehrsunternehmen Abellio und National Express. Wobei der Abellio-Ausstieg ab dem 17. Januar weitere Änderungen mit sich bringen könnte (die NRZ berichtete).

Folgende Sperrpausen sind für das Jahr 2022 geplant

  • Totalsperrung von Samstag, 19. Februar, bis Sonntag, 20. Februar, anschließend eingleisige Sperrung von Montag, 21. Februar, bis Freitag, 25. Februar.
  • Totalsperrung von Samstag, 26. Februar, bis Sonntag, 27. Februar, anschließend eingleisige Sperrung von Montag, 28. Februar, bis Freitag, 4. März.
  • Totalsperrung von Samstag, 5. März, bis Sonntag, 20. März, anschließend eingleisige Sperrung von Montag, 21. März, bis Freitag, 25. März.
  • Totalsperrung von Samstag, 26. März, bis Sonntag, 27. März, anschließend eingleisige Sperrung von Montag, 28. März, bis Freitag, 1. April.
  • Totalsperrung von Samstag, 2. April, bis Sonntag, 3. April, anschließend eingleisige Sperrung von Montag, 4. April, bis Freitag 8. April.
  • Totalsperrung von Samstag, 9. April, bis Sonntag, 10. April, anschließend eingleisige Sperrung von Montag, 11. April, bis Freitag, 15. April.
  • Totalsperrung von Samstag, 16. April, bis Sonntag, 17. April, anschließend eingleisige Sperrung von Montag, 18. April, bis Freitag, 22. April.
  • Totalsperrung von Samstag, 7. Mai, bis Sonntag, 8. Mai, anschließend eingleisige Sperrung von Montag, 9. Mai, bis Freitag, 13. Mai.
  • Totalsperrung von Samstag, 11. Juni, bis Sonntag, 12. Juni, anschließend eingleisige Sperrung von Montag, 13. Juni, bis Freitag, 17. Juni.
  • Totalsperrung von Samstag, 18. Juni, bis Sonntag, 19. Juni, anschließend eingleisige Sperrung von Montag, 20. Juni, bis Freitag, 24. Juni.
  • Totalsperrung von Freitag, 26. August, bis Freitag, 9. September.

So plant die Deutsche Bahn eine Sperrpause

Bis eine Sperrpause tatsächlich stattfindet, liegt ein langer Planungsprozess hinter ihr. Denn Sperrpausen müssen bereits drei Jahre im Voraus abgestimmt und festgelegt werden. In mehreren Abstimmungsrunden legt die DB Netz AG fest, welcher Zeitraum für eine Sperrpause in Frage kommt. Hier fließen viele Faktoren ein, wie beispielsweise Ferienzeiten oder Witterungsbedingungen.

Auch mit den Eisenbahnverkehrsunternehmen, die Züge auf der Strecke betreiben, stimmt die DB Netz AG das Sperrpausenkonzept im Voraus ab. Da die Baumaßnahmen auch Einfluss auf den grenzüberschreitenden Verkehr haben, erfolgt eine Abstimmung auch mit den Nachbarländern Niederlande und Belgien.

Langer Vorlauf bringt Schwierigkeiten

Der lange Vorlauf bringt auch Schwierigkeiten mit sich: Unter Umständen muss dadurch schon, bevor überhaupt Baurecht vorliegt, festgelegt werden, wann welche Baumaßnahme durchgeführt werden soll. Verlässlich zu planen und trotzdem Flexibilität zulassen, ist deshalb eine anspruchsvolle Herausforderung für das Projektteam.