Emmerich. Seit einem Jahr ist das Bahnhofsgebäude in Emmerich in städtischer Hand. Fördermittel in sechsstelliger Höhe erwartet. Vorplatz wird umgestaltet.

Seit einem Jahr ist der Bahnhof in Emmerich in städtischer Hand. Genauer gesagt: Die städtische Erschließungsgesellschaft (EGE) ist Eigentümerin. Noch genauer gesagt: „Uns gehört nur das Gebäude und der Vorplatz“, stellt Geschäftsführer Udo Jessner klar.

Sanierung ist kein Sprint sondern ein Marathon

Die Sanierung des maroden Komplexes, den viele Emmericher als Schandfleck empfinden, ist kein Sprint, sondern wird ein Marathon. Das ist allen Beteiligten bewusst. Schon die Verhandlungen mit der Deutschen Bahn hatten sich lange hingezogen, ehe im Oktober 2020 die offizielle Schlüsselübergabe vorgenommen wurde.

Medientrennung ist vollzogen worden

Als erstes stand damals die so genannte Medientrennung auf dem Programm. Also Gas, Wasser, Strom sowie Telekommunikation wurden von der Bahn abgekoppelt. Das funktionierte soweit reibungslos, wobei beim letzten Punkt Handlungsbedarf bestand. Denn früher war die Bandbreite vom Anbieter in Absprache mit der Bahn gedrosselt gewesen. „Wir wollen ein öffentliches W-Lan zur Verfügung stellen, das macht auf einem Bahnhof ja auch Sinn“, sagt Jessner.

Aktuell sind Geschäftsflächen schwer zu vermarkten

Überhaupt sind die Vorstellungen der EGE schon sehr klar und detailliert ausgearbeitet. Im Gebäude sollen Geschäftsflächen entstehen. Damit diese auch vermietet werden können, muss freilich das Gesamtpaket passen. „Beim aktuellen Zustand des Gebäudes lassen sich die Flächen nicht so einfach vermarkten – der Umstand Corona kommt dann noch erschwerend hinzu“, so Jessner. Eben um das Gebäude auf Vordermann zu bringen, gilt es, sukzessive Maßnahmen abzuarbeiten. Das alles wird Geld kosten. Beim Blick auf den Sanierungsstau ist auch klar, dass es nicht mit Kleckerbeträgen getan ist.

Antrag muss bis Ende des Jahres eingereicht werden

Doch gerade in finanzieller Hinsicht könnte es schon bald sehr gute Nachrichten geben. Denn aktuell wird ein Förderantrag formuliert, der bis Ende des Jahres eingereicht werden muss. Der zuständige Verkehrsverbund Rhein-Ruhr verteilt Landesmittel zur Förderung des Öffentlichen Personen Nahverkehrs (ÖPNV). Grundsätzlich sei bereits signalisiert worden, dass Emmerich für diese Förderung in Betracht komme. „Wir gehen davon aus, dass wir mit einer Fördersumme in sechsstelliger Höhe rechnen können“, verrät der EGE-Geschäftsführer.

Fahrradboxen und Hinweis-System für Reisende

Die Verantwortlichen gehen im Moment davon aus, dass die Förderzusage im ersten Quartal des kommenden Jahres erfolgen wird. „Wir können und wollen nicht auf diese Fördermittel verzichten“, sagt Jessner. Deshalb müsse aktuell mit dem Beginn einiger Maßnahmen noch gewartet werden. Unter anderem müssen etwa Fenster und Türen in den Gewerberäumen ausgetauscht werden. Es soll ein Hinweis-System für Reisende im Bahnhofsgebäude geben und Videotechnik für Sicherheit sorgen. Darüber hinaus werden auch so genannte Fahrradboxen angeschafft, in denen auch höherpreisige Räder respektive Pedelecs sicher abgestellt werden können.

Bodenwellen begradigen

Unabhängig davon wird aber zunächst auch mit dem Vorplatz begonnen. Das Pflaster wird aufgenommen, damit vor allem die großen Bodenwellen begradigt werden können. Parkbuchten werden markiert. Der Vorplatz wird auch weiterhin nicht für Dauerparker nutzbar sein. Vielmehr soll die Parkfläche bewirtschaftet bleiben. Wobei es hier nicht unbedingt Parkern an den Geldbeutel gehen soll. „Eine Parkscheibenregelung“, erklärt Jessner, „würde mir reichen – wenn sie denn auch kontrolliert wird“. Zum Konzept gehört auch die Einrichtung von E-Ladesäulen. Darüber hinaus wird im Zuge dieser Arbeiten auch die Außenfassade des Bahnhofsgebäudes erneuert.

Für die Vorhaben am Vorplatz wurde bei der Stadt Emmerich der Bauantrag bereits gestellt. „Wir legen los, sobald die Baugenehmigung vorliegt“, sagt der EGE-Geschäftsführer.

Vorverkaufsrecht eingeräumt

Die vollkommen aus der Zeit gefallenen Neonröhren wurden durch moderne LED-Lampen ersetzt. Das alte Stahlgerüst mit Überdachung an dieser Stelle ist entfernt worden.
Die vollkommen aus der Zeit gefallenen Neonröhren wurden durch moderne LED-Lampen ersetzt. Das alte Stahlgerüst mit Überdachung an dieser Stelle ist entfernt worden. © NRZ | tt

Noch nicht in städtischer Hand ist im Moment der Bereich zwischen den Gleisen und dem Bahnhofsgebäude. Die Deutsche Bahn wollte dieses Areal im vergangenen Jahr noch nicht mit veräußern, da sie im Zuge der Betuwe-Maßnahmen nicht in die Bredouille kommen will, bereits abgegebene Flächen zurückkaufen zu müssen. Bei der EGE geht man allerdings davon aus, hier in einigen Jahren auch Eigentümerin zu werden. Ein Vorverkaufsrecht soll dem Vernehmen nach bestehen.

Gleichwohl soll auch ohne Eigentum diese Fläche in Zukunft gärtnerisch schon durch die EGE mitgestaltet und im Anschluss gepflegt werden. Unter den Punkt „Erledigt“ fällt hier schon die Beleuchtung. Die vollkommen aus der Zeit gefallenen Neonröhren wurden durch moderne LED-Lampen ersetzt. Das alte Stahlgerüst mit Überdachung an dieser Stelle ist entfernt worden.

>> Die Bahn saniert auch

Von den Planungen der EGE sind die im Moment laufenden Maßnahmen im Gleisbereich zu unterscheiden. Hier hat nach wie vor die Deutsche Bahn das Sagen. In den Osterferien dieses Jahres startete barrierefreie Ausbau des Bahnhofs Emmerich.

Dazu werden zwei Aufzüge gebaut, die den Mittelbahnsteig an Gleis 3/4 und die Personenunterführung miteinander stufenfrei verbinden. Der Mittelbahnsteig wird modernisiert und zwei Wetterschutzhäuser ersetzen das Bahnsteigdach. Die Treppe zur Personenunterführung wird mit einer Einhausung vor Witterung geschützt. Die Fertigstellung ist bis Ende 2021 geplant.