Emmerich/Rees. Verstärkt aufklären, letztlich auch kontrollieren: Landrätin will in Sachen Naturschutz ein Signal setzen. Auch mit einer Kampagne im Frühling.
Der Lockdown war eine Herausforderung für alle. Und hat viel mehr Menschen als zuvor in die Natur gelockt, leider auch in Naturschutzgebiete, etwa die Dornicksche Ward bei Emmerich. Das hat nicht nur da für gewaltige Störungen, sowohl für Tiere als auch Pflanzen gesorgt, noch mehr als vorher. „Besonders uneinsichtige Hundehalter, die ihre Vierbeiner verbotenerweise nicht anleinen, sind gerade in der Brutzeit ein Problem“, beklagen Naturschützer immer wieder im Rahmen der NRZ-Serie über Naturschutzgebiete. Das Thema steht auch beim Kreis Kleve als Untere Naturschutzbehörde auf der Agenda: „Wir müssen ein Signal setzen, verstärkt aufklären, letztlich auch kontrollieren“, betont Landrätin Silke Gorißen im NRZ-Gespräch.
Dass es gehäuft Probleme mit Menschen gibt, die sich in den vielen Naturschutzgebieten im Kreis Kleve einfach nicht an die gesetzlich verankerten Vorgaben zum Schutz von Flora und Fauna halten, ist Gorißen bekannt. „Gerade erst ist das im Kreisjagdbeirat angesprochen worden, in dem ja neben Jägern, Landwirten, Waldbesitzern und Umweltschützern weitere Gruppen vertreten sind“, betont sie. Einhellige Meinung: Es muss etwas passieren.
Kreis Klever Landrätin: In Schutzgebieten muss man sich an Vorgaben halten
Fest stehe, sagt Gorißen, dass der Kreis Kleve als Untere Naturschutzbehörde ein Zeichen, mehr noch ein Signal setzen will. „Zum Frühling hin werden wir zunächst mit einer Aufklärungs-Kampagne über die sozialen Medien sowie die Zeitungen starten“, kündigt sie an. Dabei soll den Bürgern noch einmal deutlich gemacht werden, dass man sehr wohl in die Natur gehen können soll, „sich aber in den Schutzgebieten an die Vorgaben halten muss, um etwa brütende Vögel zu schützen“, ergänzt Peter Aengenheister, im Kreishaus als Fachbereichsleiter 6 zuständig auch für den Bereich Umwelt.
Wobei man sich jetzt verstärkt auch Gedanken macht, wie man mit denen verfährt, die sich insbesondere in Naturschutzgebieten eben nicht korrekt verhalten. Das sind aber bei Weitem nicht nur uneinsichtige Hundebesitzer, sondern beispielsweise auch Angler, die oft von außerhalb des Kreises kommen und sogar verbotenerweise mit ihren Autos bis ans Rheinufer fahren, obwohl es sich dort fast überall um Naturschutzgebiete handelt und die auch ausgeschildert sind, beklagen besonders Mitarbeiter des zuständigen Naturschutzzentrums des Kreises Kleve in Bienen, aber auch der Deichverband.
Ranger im Kreis Wesel sehr erfolgreich
„Wir wissen, dass es im Kreis Wesel seit Jahren Ranger gibt, die in den Naturschutzgebieten dort, zumindest in den Hotspots, die Einhaltung der Vorschriften kontrollieren“, sagt die Landrätin. Und das sehr erfolgreich. Die uniformierten Ranger sprechen dort Spaziergänger und Hundebesitzer an, sensibilisieren sie, die bestehenden Regeln der Landschaftspläne einzuhalten und die Natur zu schützen. Wie gesagt: Hundebesitzer müssen insbesondere in Naturschutzgebieten ihre Vierbeiner an der Leine führen, Besucher müssen auf den Wegen bleiben, Grillen und offenes Feuer sind verboten.
Einfache Regeln also, die man leicht einhalten kann. Wer das nicht tut und uneinsichtig ist, dem drohen Verwarngelder, auch Ordnungswidrigkeits-Verfahren. Notfalls läuft das auch mal mit Polizei-Unterstützung ab, wenn auch selten nötig. Der Vorteil im Kreis Wesel: Man kann dort auf Mitarbeiter des Regionalverbands Ruhr (RVR) zurückgreifen, was die Kosten senkt. Dennoch stellt der Kreis Wesel gut 60.000 Euro bereit dafür. Der Kreistag steht dort jedenfalls einstimmig hinter dem Projekt, hat gerade grünes Licht für eine Verlängerung der Maßnahme gegeben.
Einsatz von Rangern würde im Kreis Kleve mehr kosten als in Wesel
Ist das Ranger-Modell auf das hiesige Kreisgebiet übertragbar? „Die Frage ist, welche Struktur effektiv ist, und was es kostet“, sagt Gorißen. Denn der Kreis Kleve liegt außerhalb des RVR-Gebietes. „Solche Strukturen, bis hin zur Ausrüstung, müssten hier neu aufgebaut werden“, gibt die Landrätin zu bedenken. Auf jeden Fall würde der Einsatz von Rangern mehr kosten als in Wesel, wenn man überhaupt geeignetes Personal finden würde.
In diesem Zusammenhang verweist Peter Angenheister darauf, dass ja schon heute Mitarbeiter der betroffenen Kommunen und auch des Naturschutzzentrums gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen der Unteren Naturschutzbehörde quasi immer wieder Streife in Naturschutzgebieten, etwa der Dornickschen Ward, laufen würden, um die Menschen dort auf die Schutzziele hinzuweisen und an die Regeln zu erinnern.
Idee einer Besucher-Lenkung in der Dornickschen Ward in Emmerich ist gut
Außerdem seien natürlich die 19 ehrenamtlichen Naturschutzwächter in den jeweiligen Gebieten unterwegs, um Aufklärung zu betreiben und nach dem Rechten zu sehen. Das allein dürfte das Problem vor Ort aber wohl nicht lösen, wie die Erfahrungen, zumindest an den Hotspots, lehren. Bei aktuell 66 Naturschutzgebieten im Kreis Kleve werden in 13 Gebieten verstärkt Störungen beobachtet. „Sicherlich deutlich weniger als im direkt an den Ballungsräumen Ruhrgebiet gelegenen Kreis Wesel“, so Angenheister. Aber auch im Kreis Kleve arbeitet man an diesem Thema.
Eine Idee, Besucher-Ströme in stark frequentierten Naturschutzgebieten wie eben vor den Toren Emmerichs zu lenken, wie vom Naturschutzzentrum in Form eines Wanderweges in der Dornisckschen Ward vorgeschlagen, um so Flora und Fauna zu schützen, findet Silke Gorißen gut. Wissend, dass solche Projekte oft lange dauern, weil viele Beteiligte mitgenommen werden müssen. Ohne entsprechende Kontrollen wird das aber eher nicht gelingen, glauben auch die Naturschützer.
Ranger soll ehrenamtlichen Naturschutzwächtern von seinen Erfahrungen berichten
„Um von Erfahrungen aus Wesel zu lernen ist angedacht, dass wir einen Ranger einladen, um in einen Austausch mit unseren ehrenamtlichen Naturschutzwächtern zu kommen“, sagt die Landrätin. Die weiß, dass man zum Schutz von Natur und Umwelt auch weiterhin aktiv bleiben muss, wie sie sagt. Die Aufklärungs-Kampagne ist ein Signal dafür.
>>>Im Kreis Wesel sind fünf Ranger in Naturschutzgebieten im Einsatz
Im Kreis Wesel sollen Ranger weitere fünf Jahre Kontrollen durchführen. Die RVR-Ranger sind seit 2019 in den dortigen Naturschutzgebieten unterwegs. Das Pilotprojekt gilt als Erfolg, auch in erzieherischer Hinsicht. Die Erfahrungen der Ranger hätten gezeigt, dass ein nachhaltiger Effekt ausbleibt, wenn die Kontrollen zu weit auseinanderliegen – oder sich herumspricht, in welchem Rhythmus sie kommen.
Die Ranger, die ursprünglich nur von Mitte April bis Mitte Juli unterwegs waren, kontrollieren jetzt auch im Winter. Knapp 5000 Bürgerkontakte haben die Ranger bislang gehabt, davon 1931 mit Hundehaltern, 2086 Mal sprachen sie Mountainbiker an, die im Naturschutzgebiet unterwegs waren.
In der gesamten Zeit verhängten die Ranger lediglich 41 Verwarngelder – in erster Linie an Angler, aber auch an Hundehalter. 15 Ordnungswidrigkeitsverfahren wurden eingeleitet, auch mal mit Polizei-Unterstützung.
Der Kreis Wesel war Vorreiter des Modell-Projektes, inzwischen hat RVR Grün auch einen Vertrag mit Duisburg, weitere Kommunen sind auf ihn zugekommen.