Kreis Wesel. Unterwegs mit den Rangern im Naturschutzgebiet Aaper Vennekes. Freude über Enzian und Eidechsen, Ärger über Zigarettenkippe und geöffnete Zäune.

Die Sonne knallt, es ist staubtrocken, als die beiden Ranger des Regionalverbandes Ruhr (RVR) auf einem ihrer Kontrollgänge in den Aaper Vennekes im Naturschutzgebiet Drevenacker Sanddünen nach dem Rechten sehen.

Nach rund einem Kilometer Fußweg entdeckt Jürgen Grewer eine Zigarettenkippe auf dem Boden, offenbar auf dem Trampelpfad ausgetreten – nur wenige Zentimeter neben einem vertrocknetem Grasbüschel. Nicht auszudenken, wenn hier ein Funke die Halme in Brand gesetzt hätte.

„Das geht natürlich gar nicht“, ärgert sich der 57-Jährige aus Dorsten, der heute mit seinem gleichaltrigen Kollegen Ulrich Gräfer aus Xanten unterwegs ist.

Gut ausgerüstet patrouillieren die Ranger durch die Natur.
Gut ausgerüstet patrouillieren die Ranger durch die Natur. © FUNKE Foto Services | Markus Weissenfels

Hätten sie den Verursacher angetroffen, würden sie ihn über die Gefahren und auch das Rauchverbot in diesem Gebiet aufklären. „Vom 1. März bis 31. Oktober ist das Rauchen im Wald grundsätzlich verboten“, erläutert Grewer.

Seit knapp drei Monaten sind jetzt insgesamt sechs Ranger im Rahmen eines bis 2020 angelegten Pilotprojekts auch im Kreis Wesel unterwegs.

Im Orsoyer Rheinbogen, dem Lippemündungsraum, der Dingdener Heide, den Kaninchenbergen, in den Drevenacker Dünen und auch in der die Lippeaue in Wesel kontrollieren sie, ob alles in Ordnung ist. „Glücklicherweise stoßen wir auf viel Verständnis in der Bevölkerung“, berichten Grewer und Gräfer.

Meist reiche es, mahnend den Zeigefinger zu heben und aufzuklären.

Wiederholungstäter müssen zahlen

„Veräppelt“ fühlen sich die Ranger jedoch bei „Wiederholungstätern“, wie neulich im Orsoyer Rheinbogen: Die RVR-Mitarbeiter trafen auf einem ihrer Kontrollgänge einen Hundehalter, der sein Tier unerlaubterweise ohne Leine laufen ließ. Sie sprachen ihn freundlich an und er schien auch seinen Fehler einzusehen und leinte seinen Hund an.

Blau blüht der (Lungen-)Enzian – auch in den Drevenacker Dünen. Ein so toller Fund begeistert auch die Ranger immer wieder.
Blau blüht der (Lungen-)Enzian – auch in den Drevenacker Dünen. Ein so toller Fund begeistert auch die Ranger immer wieder. © FFs | Markus Weissenfels

Etwa eine halbe Stunde später begegneten die Ranger auf ihrem Rückweg dann erneut dem selben Spaziergänger, erneut hatte er seinen Hund von der Leine gelassen.

„Da hört natürlich der Spaß auf – der musste zahlen“, berichten die Naturschützer, und ergänzen: „Das war dem Mann dann auch sichtlich peinlich. Er gab zu, dass das ziemlich dumm war.“

Auch im Lippemündungsraum mussten die Ranger auch einmal tätig werden: Dort hatte sich eine Gruppe in einer schlecht einsehbaren Stelle einen Grill aufgebaut und schon kräftig angeheizt, als der Ranger um die Ecke kam.

Traumjob in der freien Natur

Das waren aber zum Glück totale Ausnahmen: Diese beiden Fälle seien die einzigen gewesen, die sie bisher im Kreis Wesel mit Bußgeldern hätten ahnden müssen, so die beiden RVR-Mitarbeiter. „Wir wollen auch keine Ordnungshüter sein, sehen uns vielmehr als Mittler zwischen Mensch und Natur“, fasst es Jürgen Grewer anschaulich zusammen.

Ranger Ulrich Gräfer kontrolliert einen Zaun.
Ranger Ulrich Gräfer kontrolliert einen Zaun. © FFS | Markus Weissenfels

Es sei ihr Anliegen, „dass die Leute ein bisschen sensibel werden für die Natur“. In den allermeisten Fällen scheint das auch zu gelingen.

„Für uns ist Ranger der absolute Traumjob“, sagten die beiden 57-Jährigen, die täglich manchmal acht bis zehn Stunden in freier Natur unterwegs sind.

Dabei erleben sie auch viele Glücksmomente wie auf ihrer Wanderung durch die Drevenacker Dünen, als sie Spuren von Eidechsen und sogar blauen Enzian erblicken.

Ärgern mussten sich die Ranger jedoch über zwei geöffnete Zäune, die sie direkt wieder verschlossen.

>>> FÜHRUNGEN UND UMWELTSCHULUNGEN

Überwiegend begrüßen Passanten die Tätigkeit der Ranger, berichten Jürgen Grewer und Ulrich Gräfer, die auch Führungen und Schulungen anbieten. Meist entwickelten sich sogar nette Gespräche. Vielleicht könnte man später sogar über Junior-Ranger nachdenken: Jugendliche Helfer, ähnlich wie bei der Jugend-Feuerwehr.