Emmerich. Heribert Feyen schlägt für den Emmericher Stadtverband für Musik Alarm. Der Nachwuchs fehlt auf allen Ebenen. Verband will bekannter werden.

Der Stadtsportbund ist in Emmerich eine bekannte Größe. Analog dazu gibt’s auch den Stadtverband für Musik. Doch viele Emmericher haben noch nie davon gehört. Dabei existiert der Dachverband für Musiker und Sänger bereits seit dem Jahr 1972. Deshalb schlägt Heribert Feyen jetzt auch Alarm, denn der Nachwuchs fehlt auf allen Ebenen.

Bei Schützenfesten und Martinszügen droht das Ende der Live-Musik

Bei Schützenfesten wie hier bei der Borussia gehört Blasmusik dazu.
Bei Schützenfesten wie hier bei der Borussia gehört Blasmusik dazu. © Funke Foto Services GmbH | Thorsten Lindekamp

Der passionierte Musikfreund und Chorleiter blickt in eine trostlose und vor allem stumme Zukunft. „Die musikalische Begleitung von Schützenfesten durch Blasorchester und Spielmannszüge wird als nahezu selbstverständlich angesehen, aber das ist es nicht. So müssen manche Musiker einen Tag Urlaub opfern, um etwa bei den Sebastianern spielen zu können“, weiß der ehemalige Schulleiter der Liebfrauen-Grundschule.

„Und wenn sich nichts ändert, ist es durchaus möglich, dass bald die Musik beim Martinsumzug vom Band kommt.“

Zwei Männergesangsvereine für immer verstummt

Die erste Anzeichen der Krise sind in jedem Fall unüberhörbar. Denn gleich zwei gestandene Männerchöre (Emmerich und Elten) sind nach wenig fruchtenden Fusionsversuchen endgültig verstummt. Chorarbeit gestaltet sich durch rückläufige Mitgliederzahlen immer schwieriger.

Der Chor Happy Sound, der Verein Sing Out Kulturbrücke mit seinem Chor da Capo, der Chor Stimmbar (früher Singkreis Emmerich) und der Gospelchor Different Voices sind die aktuell noch existierenden Gruppen im Stadtverband für Musik, die vereinsmäßiges Singen anbieten. Wobei die geflügelten Worte „Mein lieber Herr Gesangsverein“ in der heutigen Zeit nicht nur aus Gender-Gründen vollkommen fehl am Platze sind. Denn gerade Männerstimmen sind rar vertreten.

Kein Jugendchor in der Stadt

Jugendchöre wie etwa früher bei Christoph Niesemann, Kantor von St. Aldegundis, gibt es gar nicht mehr. Das Kammerorchester Emmerich und das Salonorchester Schwarze Rose lebe vom Einsatz weniger verdienter Musiker, nicht zuletzt von einsatzfreudigen Dirigenten, so Feyen.

Mit Musikern aus Deutschland und den Niederlanden mache aber auch die Bajazzo Big Band – ebenfalls Mitglied des Stadtverbandes – grenzüberschreitend Musik vom Feinsten. „Ob Theo Römer, Stefan Burs, Johannes Wellen oder Torsten Mühlenberg – ohne sie und ihren beruflichen wie privaten Einsatz in unserer Musikkultur wäre die Musikwelt in Emmerich ärmer“, ist Feyen überzeugt.

Der Stadtverband für Musik möchte auf verschiedenen Ebenen aktiv werden. Öffentlichkeitsarbeit, Nachwuchssuche, Kommunalpolitik sind Stichworte, die Feyen nennt.

Ein Beispiel macht Mut

Der Pädagoge ist dann auch keineswegs desillusioniert. „Wenn 40.000 Menschen oder auch mehr in einem Fußballstadion ‘You’ll never walk alone’ schmettern können, dann bleibt die Hoffnung, dass auch in Emmerich sich auf die werbende Frage nach Mitarbeit in einem Chor die Antwort erübrigt: Ich kann nicht singen!“, sagt Feyen.

>>>Die Vereine im Stadtverband für Musik

16 Mitgliedsvereine zählt der Stadtverband für Musik: Blasorchester Praest, Musikverein Elten, Musikverein Hüthum, Bajazzo Big Band, Emmericher Blasorchester, Emmericher Kammerorchester, Chorgemeinschaft Happy Sound 68, Singkreis Emmerich Stimmbar, Sing Out Kulturbrücke, Spielmannszug Emmerich, Tambourcorps Elten, Spielmannszug Dornick, Spielmannszug Vrasselt, Spielmannszug Praest, Salonorchester Schwarze Rose, Gospelchor Different Voices.

Die Aufgabe des Stadtverbands besteht unter anderem darin, die finanzielle Würdigung der Stadt Emmerich von 5112,91 Euro pro Jahr auf die Mitgliedsvereine zu verteilen. Vorsitzender des Stadtverbands ist Johannes Wellen.

Wer Interesse hat an den diversen Musikvereinen beziehungsweise Chören, kann sich an Heribert Feyen unter oder wenden.