Duisburg. Tausende haben in Duisburg gegen Rechtsextremismus und die AfD demonstriert. Bei der Kundgebung hörten sie emotionale und kämpferische Reden.
In Duisburg sind heute mehrere tausend Menschen gegen Rechtsextremismus und für Demokratie auf die Straße gegangen. Mit geschätzt 15.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern war „Duisburg ist echt bunt“ eine der größten Demonstrationen der vergangenen Jahre in Duisburg. Den Zug und die Kundgebung hatte der DGB initiiert, mehr als 70 Organisationen riefen dazu auf. Hier lesen Sie, wie der Tag verlaufen ist – die Chronik bietet außerdem Fotos, Bildergalerie und ein Komplett-Video vom Zug:
Duisburg: Demonstration „Duisburg ist bunt“ – Tochter eines KZ-Häftlings mahnt
16.10 Uhr: Nach mehr als drei Stunden ist die Duisburger Großdemo „Duisburg ist bunt. Für Zusammenhalt und Vielfalt!“ beendet. DGB-Vertreter äußerten sich mit Blick auf die hohe Teilnehmerzahl und den Verlauf sehr zufrieden. Man sei „überglücklich“, dass ein breites Bündnis so viele Menschen auf die Straße gebracht habe.
Die Einsatzleitungen von Polizei und Feuerwehr schätzen die Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf etwa 15.000. Darunter waren viele Familien und Senioren, viele Menschen und Gruppen, die nicht politisch organisiert sind, aus der viel zitierten „Mitte der Gesellschaft“. Sie alle haben gemeinsam in Duisburg ein Zeichen gegen Rassismus und Ausgrenzung gesetzt. Viele Teilnehmer kritisierten gezielt die AfD, etwa auf Plakaten.
75 Fotos von Demonstration und Kundgebung in Duisburg
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Eine Hilfe zur Einordnung des Andrangs: Es dauerte während des Demonstrationszuges etwa 30 Minuten, bis alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer das Medienhaus am Harry-Epstein-Platz 2 passiert hatten. Hier sehen Sie den gesamten Demonstrationszug auf dem Weg über die Mercatorstraße – in unserem Facebook-Live-Video. Zudem hatten sich später, am Hauptbahnhof, noch zahlreiche Menschen dem Zug angeschlossen.
Ein Moment des Bühnenprogramms, der in Erinnerung geblieben ist: Mit einer blau-weiß gestreiften KZ-Jacke in der Hand sprach Christa Bröcher vom Verein Kinder des Widerstands. So eine Jacke habe ihr Vater neun Jahre im KZ Sachsenhausen tragen müssen. Sie begreife es als ihre Aufgabe, in Schulen und zu Jugendverbänden zu gehen, um aufzuklären. Die Faschisten seien 1933 nicht an die Macht gekommen, weil sie stärker waren, „sondern weil ihre Gegner nicht schnell genug zusammengekommen sind“. Das müsse eine Lehre für die heutige Zeit sein.
Zufriedene und erschöpfte Gesichter am Ende der Kundgebung, als Gastgeber Dieter Lieske (DGB) einige der vielen fleißigen Helfer aus dem Hintergrund auf die Bühne holt. Zwei Wochen lang hätten sie geackert, um alles vorzubereiten, jetzt sei er einfach nur stolz und glücklich. Ein letztes Mal stimmt Lieske an diesem Tag an: „Duisburg ist echt bunt! Glück auf! Danke!“ „Bitte!“
16 Uhr: Linda Kastrup von Fridays for Future Duisburg sagt auf der Bühne, „Rechtsextremismus und Klimagerechtigkeit schließen sich aus. Wenn Rechte an die Macht kommen, geht die Welt gleich zweimal unter. Jetzt ist der Zeitpunkt zu zeigen, was ihr anstelle eurer Großeltern gemacht hättet.“
Tekin Nasikkol aus dem Aufsichtsrat von Thyssenkrupp sagt, dass die Situation im Konzern gefährlich sei: „Angst um den Arbeitsplatz ist ein Einfallstor für rechtes Gedankengut, passt auf eure Köpfe auf, lasst euch nicht die Herzen vergiften“, appelliert er.
Polizei: Friedliche Versammlung, aber Hitlergrüße am Rande der Demo
15.55 Uhr: Da viele Demonstranten die Königstraße bereits verlassen haben und auch die moderierte Statement-Runde der Kundgebung gleich beendet sein wird, haben wir uns bei der Polizei erkundigt. Ihr vorläufiges Fazit: Die Demo sei nach den bisherigen Erkenntnissen friedlich verlaufen, auch während der An- und Abreise. Die Störer von der Hauptbühne hätten eine Ansprache erhalten, seien danach friedlich gewesen. Zwei Personen seien angezeigt worden, einer, weil er am Rande den Hitlergruß gezeigt, einer weil er ein Hakenkreuz an eine Wand geschmiert haben soll.
„Vergoldet die Demo, indem ihr zur Wahl geht“
Abdelkarim - Comedian
15.40 Uhr: Der Duisburger Comedian Abdelkarim sagt: „Rassisten glauben, dass die Leute auf ihrer Seite wären. Dieser Eindruck darf nicht entstehen. Vergoldet die Demo, indem ihr zur Wahl geht.“
Christoph Urban, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Duisburg, erklärt, viele Menschen fragten sich, ob sie „noch richtig sind in diesem Land. Ihr seid richtig. Aber die anderen sind irgendwo nicht ganz richtig, und zwar im Kopf.“
Markus Grolms, Arbeitsdirektor bei Thyssen-Krupp, sagt: „Wir sind erfolgreich, weil wir so vielfältig sind. Wir werden nicht zulassen, dass unsere Kollegen vertrieben werden.“
Firmenchef appelliert: „Gehen Sie wählen“
15.30 Uhr: Michael Rademacher-Dubbick, Geschäftsführer der Firma Krohne, fordert die Duisburger auf: „Gehen Sie wählen und stellen Sie sicher, dass die AfD nicht viele Stimmen bekommt.“
15.25 Uhr: Es wird kälter und ist windig, die Reihen auf der Königstraße lichten sich. Felix Banaszak, Duisburger Bundestagsabgeordneter der Grünen, sagt neben der Bühne zur hohen Teilnehmerzahl hier und heute, diese sei ein gutes Zeichen: „Für Duisburg hat es nochmal eine andere Bedeutung als für Berlin, Hamburg oder Köln.“
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15.23 Uhr: Nun spielt die „Fabijan Balkan Brass Band“ auf der Bühne ihre Version eines auch bei einigen Demonstranten beliebten Liedes. „Bella ciao“, bekannt geworden durch die italienischen Partisanen, hat sich zu einer Hymne von Antifaschisten und Linken (und „Haus des Geldes“-Fans) entwickelt.
MSV-Legende Hopp: „Nicht quatschen – machen!“
15.15 Uhr: Schüler Florim Iseini von der Bezirksschülervertretung sagt, er sei „stolz, ein weltoffener Duisburger zu sein. Es kann nicht sein, dass Freude, die in Duisburg geboren sind, Angst haben, deportiert zu werden aufgrund äußerer Merkmale oder eines Doppelpasses“, geht er auf die Ausbürgerungspläne ein, die AfD-Funktionäre und Rechtsextremisten besprochen haben sollen. Dem Mercatorgymnasium sei vorgeworfen worden, eine Problemschule zu sein, weil die Schülerschaft so vielfältig sei. „Aber Vielfalt ist ein Gewinn für die Gesellschaft.“
15.10 Uhr: Auf der Bühne dürfen nun viele Duisburger kurze Statements abgeben. MSV-Legende Joachim Hopp spricht auf der Bühne so feurig wie er spielte: „Ich bin nicht in der Politik, ich vertrete meine Stadt, meinen Verein.“ Er appelliert: „Nicht quatschen – machen!“
Uwe Busch vom Stadtsportbund sagt: „Ohne Menschen aus anderen Ländern hätten viele unserer Fußballvereine nur noch fünf, sechs Menschen. Egal, welche Nationalität sie haben, sie wollen sich bewegen, gemeinsam Spaß haben und danach gemeinsam feiern. Darum sind wir hier.“
Viel Beifall für emotionalen Kai Magnus Sting
14.58 Uhr: Auch Kabarettist Kai Magnus Sting spricht emotional: „Die AfD wählt man nicht, das sind Nazis“, sagt er. „Jeder 3. wählt die AfD, wo kommt das her? Wo waren die im Geschichtsunterricht? Lesen die keine Zeitung?“ Sting ist hörbar angefasst: „Nie wieder ist jetzt, Zukunft ist jetzt!“ Er appelliert: „Esst miteinander, trinkt miteinander, glaubt an die Liebe, wir schaffen das.“ Er ist sichtlich bewegt. Tauende klatschen für ihn und seine Rede, es gibt tosenden Beifall. Für einen Comedian, der heute ganz erst ist und sein Innerstes nach außen kehrt.
14.50 Uhr: OB Link sagt: „Es ist unglaublich, dass so viele hier sind, das geht unter die Haut.“
14.20 Uhr: Jetzt spricht Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link: „Duisburg ist bunt und wird niemals braun. Ich wünsche mir eine Stadt, die nicht eintönig ist, die für die breite Vielfalt der über 500.000 Bürger steht.“ Link appelliert: „Wir dürfen jetzt nicht nachlassen.“
Die zwei Störer, die den OB wegen der Zwangsräumungen von Häusern durch die Stadt mit einem Megafon kritisieren wollen, stoppen Ordner. (Link wird später am Rande dazu erklären: „Das ist Demokratie.“ In der Sache seien Rassismus-Vorwürfe gegen ihn und die Taskforce Immobilien aber „Unsinn“. )
„Es ist unglaublich, dass so viele hier sind, das geht unter die Haut“
Sören Link - Oberbürgermeister
14.15 Uhr: Während das Programm auf der Bühne läuft, kommen die letzten Teilnehmer des Demonstrationszuges jetzt erst am Sparkassengebäude an. Bis dorthin reicht die Menschenmenge. Die Bühne steht in der Nähe des City-Palais-Eingangs.
Bärbel Bas ist „heute besonders stolz auf meine Stadt“
14.06 Uhr: Lieske sagt, der Demozug rolle durch die Republik „und ist nicht mehr aufzuhalten. Das ist der Wert von Demokratie: ohne Angst seine Meinung sagen zu dürfen gegen den parlamentarischen Arm der braunen Brut.“
DGB beruft sich auf Polizei und Feuerwehr: Etwa 15.000 Teilnehmer
14.02 Uhr: Dieter Lieske beruft sich nun bei der Angabe zur Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf Polizei und Feuerwehr: Demnach seien bei der Demonstration etwa 15.000 Menschen dabei.
13.56 Uhr: Auf der Bühne singt ein Quartett der Oper am Rhein das bekannte Lied der Comedian Harmonists: „Irgendwo auf der Welt gibt‘s ein kleines bisschen Glück.“ Das berühmte Männersextett löste sich 1935 auf, weil drei der Mitglieder Juden waren, die es gerade noch ins Exil schafften.
13.53 Uhr: Vor der Bühne auf der Königstraße herrscht ein ziemliches Gedränge. Dieter Lieske vom DGB sagt, nach Angaben der Feuerwehr seien deutlich mehr als 10.000 Menschen gekommen. Wir haben den Demonstrationszug live gestreamt, es hat mehr als 29 Minuten gedauert, bis alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer das Pressehaus über die Mercatorstraße passiert hatten.
13.50 Uhr: Auf der Bühne auf der Königstraße spricht Moderator Dieter Lieske (DGB) von einem „überwältigenden Bild“. Das Bühnenprogramm soll in wenigen Minuten beginnen.
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13.46 Uhr: Die Spitze des Zuges ist auf dem Weg zur Bühne auf der Königstraße. Die Demonstranten skandieren wieder: „Alle zusammen gegen den Faschismus“.
13.42 Uhr: Der Polizeiwagen vor dem Zug biegt am Lifesaver-Brunnen von der Düsseldorfer Straße auf Königstraße. Es ertönt ein Trillerpfeifen-Konzert in der Fußgängerzone.
13.35 Uhr: Auch die neu gegründeten Duisburger „Omas gegen Rechts“ beteiligten sich. „Bei unseren ersten Treffen waren 60 Omas und Opas. Wir wollen eine wichtige politische Bewegung in Duisburg werden. Demokratie braucht Demokraten“, sagt Sprecherin Ulrike Tadema.
13.30 Uhr: Im Zug läuft auch der 94-jährige Otto Kleinholz mit. Er berichtet, er sei kurz vor dem Ende des 2. Weltkriegs mit 16 Jahren noch eingezogen worden. Er habe an den „Endsieg“ der Nazis geglaubt. Später machte er 40 Jahre Jugendarbeit, weil er im Nationalsozialismus erlebt hatte, wie naiv und leicht zu verführen die Jugend sei. Er war Lehrer am Mannesmann-Gymnasium.
Der Strom der Menschen reißt nicht ab – sie skandieren: „Alle. Zusammen. Gegen den Faschismus.“
13.20 Uhr: Es dauert sieben, acht Minuten, bis sich alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf den Weg hinauf Richtung A59 machen können. Es ist ziemlich voll, hier sind mehrere tausend Menschen. Der Strom der Menschen reißt nicht ab. Sie ziehen Bollerwagen, schieben Kinderwagen und ihre Fahrräder. Hier demonstrieren heute viele Familien mit Kindern, aber auch viele Seniorinnen und Senioren mit. Am Casino fliegt Konfetti durch die Luft. Die Menschen skandieren: „Alle. Zusammen. Gegen den Faschismus.“
13.11 Uhr:Der Zug setzt sich langsam in Bewegung. Teilnehmer skandieren: „Duisburg nazifrei“. Und: „Alle zusammen gegen den Faschismus“. Viele Teilnehmer haben Schilder und Plakate, Fahnen und Banner mitgebracht. Darauf steht zum Beispiel: „Rassismus tötet.“ „Biete Nachhilfe in Geschichte.“ „Ich liebe Demokratie.“ „Im Regenbogen gibt‘s kein Braun.“ „Geht bitte wählen.“ „Das B in Rassismus steht für Bildung.“ „Rassismus ist small dick energy.“ „Rote Karte für Nazis.“ „Nie wieder ist jetzt.“
13.08 Uhr: Der Zug hat sich noch nicht in Bewegung gesetzt. An der Spitze wartet neben Bundestagspräsidentin Bärbel Bas auch MSV-Legende Joachim Hopp. Durchsage: „Wenn ihr euch sehen könntet – es ist einfach nur geil.“
13 Uhr: Die Stimmung ist gut und friedlich. Viele Menschen stehen in Grüppchen zusammen und reden, genießen die Sonne. Es kommen viele Menschengruppen noch vom Hauptbahnhof über die Königstraße herüber.
12.52 Uhr: Der Demonstrationszug formiert sich langsam am Stadttheater. Vertreter der Polizei berichten, es seien nach Angaben der Veranstalter 4000 bis 6000 Menschen gekommen. Auf der Königstraße wird vor Karstadt laut getrommelt. Am Rathaus haben sich rund 100 Mitarbeiter der Stadt gesammelt. Auch am Hauptbahnhof sammeln sich noch Gruppen.
Samstag, 12.20 Uhr: In unserer großen Übersicht mit Antworten auf die wichtigsten Fragen unten lest ihr auch, warum der Treffpunkt vom Hauptbahnhof zum Opernplatz vor dem Stadttheater verlegt wurde. Also, zur Sicherheit: Die Demonstranten treffen sich vor dem Stadttheater, von wo aus sie um etwa 13 Uhr über die Landfermannstraße losziehen. Die Demonstrierenden hätten sich kein besseres Wetter wünschen können: Die Sonne scheint, am Himmel sind kaum Wolken zu sehen.
Wer organisiert die Demonstration gegen Rassismus?
Angemeldet hat den Demonstrationszug und die Kundgebung der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB). Um die Organisation kümmern sich die DGB-Region Niederrhein und der DGB-Stadtverband Duisburg, die ihren Sitz am Stapeltor haben.
Wer ruft zur Teilnahme auf?
Die Zahl der Organisationen, die zur Teilnahme aufrufen, ist nach der ersten Ankündigung des DGB am 7. Februar stark gestiegen, besonders zuletzt noch. „Wir sind positiv überrascht, dass sich so viele angeschlossen haben“, sagt Rouven Zahn, DGB-Organisationssekretär. Bis Freitagmittag hatten laut Zahn bereits mehr als 70 Vereine, Verbände, Bündnisse, Initiativen, Gruppen, Gewerkschaften und Parteien zur Teilnahme aufgerufen, darunter zum Beispiel der MSV, Stadtsportbund, Filmforum, Duisburger Bündnis für Toleranz und Zivilcourage, Kirchen, Caritas und diakonische Einrichtungen, Bürgerstiftung, der Unternehmerverband, der Verein DUGay e.V., die Bezirksschülervertretung und viele, viele mehr. Der Verein Wirtschaft für Duisburg startet zudem eine eigene Social-Media-Kampagne (siehe unten).
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Wofür und wogegen wird demonstriert?
Das Motto lautet: „Duisburg ist bunt. Für Zusammenhalt und Vielfalt!“ Die Demonstration soll ein Zeichen setzen: für eine demokratische und vielfältige Gesellschaft, gegen Rechtsextremismus und Rassismus, Hass und Ausgrenzung. Seit der Veröffentlichung der Correctiv-Recherchen im Januar über Ausbürgerungspläne, die AfD-Funktionäre und Rechtsextremisten miteinander teilten, sind auch in NRW-Städten jeweils Tausende, teilweise Zehntausende gegen Rassismus und Faschismus auf die Straße gegangen – viele Menschen das erste Mal. In Duisburg gab es zwar ebenfalls mehrere Kundgebungen sowie großen Protest am Tag des AfD-Neujahrsempfangs in Homberg, aber die ganz große Versammlung fehlte bisher.
Ein Beispiel für die Aufrufe in Duisburg ist jener der diakonischen Einrichtungen (Ev. Kirchenkreise, Diakoniewerke, Krankenhausverbund Ev. Klinikum Niederrhein/Bethesda Krankenhaus Duisburg):
„Wir sind erschüttert und tief besorgt über die Entwicklungen, die wir in Teilen der deutschen Gesellschaft beobachten, und die geprägt sind von Fremdenhass und einem zunehmenden Rechtsruck auf der einen, einem immer weiter ansteigenden Klima der Angst auf der anderen Seite. Für uns steht fest: Wir stehen für eine offene, demokratische und pluralistische Gesellschaft. In unseren Augen sind alle Menschen gleich und haben die gleichen, nicht verhandelbaren Rechte. Im Sinne dieser Überzeugung werden wir uns weiterhin dafür einsetzen, Menschen in Not zu unterstützen, Integration und Bildung zu fördern und Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit und alle weiteren rechtsgerichteten Tendenzen zu setzen. [...] Wir sind Teil einer breiten Mehrheit, der gesellschaftlichen Mitte. Und wir werden an diesem Tag deutlich formulieren, dass das Zusammenleben und -wirken von Menschen unterschiedlicher Herkunft und mit unterschiedlichem kulturellem Hintergrund für uns nicht nur ein Eckpfeiler unserer täglichen Arbeit ist, sondern die Basis unserer Gesellschaft, die wir erhalten, verteidigen und ausbauen wollen.“
Wie viele Teilnehmer werden erwartet?
Laut Rouven Zahn haben die Veranstalter bei der Polizei 10.000 Teilnehmer angemeldet. „Alles unter einer fünfstelligen Teilnehmerzahl wäre eine Blamage“, hatte zuletzt Dieter Lieske gesagt, der 2. Vorsitzende des DGB-Stadtverbands. Zu den meisten Demonstrationen dieser Art in NRW kamen im Januar und Februar mehr Menschen als angemeldet.
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Treffpunkt ist um 13 Uhr der Opernplatz vor dem Stadttheater (Landfermannstraße). Von dort führt der Demonstrationszug über die Landfermannstraße Richtung Duissern und dann nach rechts auf die Saarstraße. Die weitere Route: Mercatorstraße, Friedrich-Wilhelm-Straße (am Kant-Park entlang), Düsseldorfer Straße und Königstraße. Das Ziel auf der Königstraße: die Bühne am City-Palais. Die Bühne steht dort, wo beim Stadtfest die Musik spielt.
Wie wird das Wetter?
Laut Vorhersage soll es bei 12 bis 13 Grad leicht bewölkt, sogar sein. Die Regenwahrscheinlichkeit ist zwischen Samstagmittag und -abend sehr gering.
Warum startet die Demo doch nicht am Hauptbahnhof?
Wichtig: Treffpunkt ist nicht, wie anfangs angekündigt, der Portsmouthplatz am Hauptbahnhof. Das wäre möglicherweise – je nach Andrang – eine zu große Belastung für die „Bahnhofsplatte“ gewesen, den Deckel über der A59. Organisationssekretär Rouven Zahn erklärt: Die Deckenlast sei nicht für 10.000 Menschen – oder mehr – ausgelegt. Darum haben sich DGB und Stadt auf die Verlegung vors Stadttheater geeinigt, so Zahn. Mit Blick auf die Deckenlast über einem Hohlraum und den Massenandrang findet die abschließende Kundgebung auch nicht auf dem König-Heinrich-Platz statt, sondern auf der Königstraße. Unter dem König-Heinrich-Platz liegt eine Tiefgarage. Sollte der Andrang auf dem Platz darüber zu groß werden, wollen die Veranstalter Teilnehmer Richtung Königstraße lotsen, so Zahn.
Was findet auf der Bühne statt? Wer spricht?
Als Redner kündigt der DGB Oberbürgermeister Sören Link für die Stadt und Bundestagspräsidentin Bärbel Bas als Vertreterin der Politik an. Danach werde es kurze Ein-Minuten-Statements von Vertretern aus Wirtschaft, Vereinen und gesellschaftlicher Gruppen geben, für den DGB moderiert von Tugba Bakirci und Dieter Lieske. Zudem ist ein Bühnenprogramm mit Live-Musik geplant. Rouven Zahn kündigt Comedian Abdelkarim, Kabarettist Kai-Magnus Sting und die Comedian Harmonists der Deutschen Oper am Rhein an.
Gab es Konflikte oder Meinungsverschiedenheiten im Vorfeld?
Der DGB möchte möglichst viele Bürgerinnen und Bürger und politische Organisationen mobilisieren. Am Samstag gehen darum auch Gruppen und Engagierte mit konträren Positionen gemeinsam auf die Straße. Der Kreisvorstand der Linken kritisierte so im Vorfeld, dass die DITIB, die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion, ebenfalls Bündnispartner des DGB ist. Dies sei problematisch, weil der Verband „der türkischen Religionsbehörde – und damit Erdogan – untersteht. In DITIB-Moscheen wird für den Krieg gegen die Kurdinnen und Kurden gebetet, Antisemitismus verbreitet, der Völkermord an den Armenierinnen und Armenier geleugnet und Menschen, die Kritik am Erdogan-Regime üben, werden systematisch ausspioniert.“ Für Die Linke sei DITIB darum „kein Bündnispartner gegen Rechts“.
Für den DGB antwortet Dieter Lieske: „Wir haben nach intensiven Gesprächen, auch mit der jüdischen Gemeinde, mit allen Beteiligten einvernehmlich geklärt, dass wir DITIB nicht von der Demo ausschließen.“ Dies bedeute nicht, betont Lieske, „dass wir unkritisch wären gegenüber Positionen von DITIB-Funktionären und -Partnern, etwa in der Türkei, die sich vom Terror der Hamas nicht distanzieren.“ Diese müssten auch in Duisburg diskutiert werden, so Lieske. „Aber für unsere Demo ist es wichtig, dass wir DITIB als Repräsentant einer großen türkischen Community nicht ausschließen.“
Was müssen Autofahrer und Anwohner wissen?
Die Polizei warnt wegen vor Verkehrsbeeinträchtigungen von 12 bis 17 Uhr durch Straßensperrungen im westlichen Bereich des Hauptbahnhofs. Für diese Stellen kündigt das Präsidium Sperrstellen an:
Köhnenstraße/Landgerichtsstraße/Friedrich-Alfred-Lange-Platz. Das Parkhaus am Opernplatz (Zufahrt direkt vor dem Theater) kann nicht angefahren bzw. verlassen werden.
Friedrich-Wilhelm-/Lenzmannstraße, Zufahrt zum Parkhaus Forum/Saturn
Friedrich-Wilhelm-/Düsseldorfer Straße
Hat die Demo Auswirkungen auf den ÖPNV?
Ja: Betroffen sind Buslinien und der Schienenersatzverkehr (SEV) für die Linie 901. Während der Demonstration kommt es laut DVG „zu erheblichen Beeinträchtigungen der Buslinien 920, 921, 926, 928, 929, 930, 931, 933, 934, SB10, SB30 und SB40“. Die Haltestellen in der Verknüpfungshalle am Hauptbahnhof sowie einige Haltestellen im Bereich Friedrich-Wilhelm-Straße werden nicht angefahren. Die DVG bittet die Fahrgäste, die Haltestellen „Duisburg Hbf Osteingang“ und „Duisburg Hbf Westeingang“ zu nutzen. Für den SEV der Linie 901 entfällt die Haltestelle „Duisburg Hbf“. Die DVG bittet die Fahrgäste, die Haltestelle „Winkelstraße“ zu nutzen.
>> WIRTSCHAFT FÜR DUISBURG: FIRMEN ZEIGEN HALTUNG
„Wirtschaft für Duisburg“ bündelt als „Mitmachverein“ das unternehmerische Engagement in der Stadt und fördert die Entwicklung des Wirtschaftsstandorts. Seit Freitag postet der Verein Statements der Wirtschaft im Rahmen einer mehrwöchigen Social-Media-Kampagne (Facebook, Linkedin, Instagram, www.wirtschaft-fuer-duisburg.de): Unter dem Hashtag #DufürDU zeigen Entscheiderinnen und Entscheider aus Duisburg Gesicht für Vielfalt und Demokratie und gegen Extremismus.
„Die Wirtschaft in Deutschland ist auf die freiheitliche Demokratie und einen funktionierenden gesellschaftlichen Zusammenhalt angewiesen“, sagt Alexander Kranki, Vorstandsvorsitzender von Wirtschaft für Duisburg. „Mit unserer Kampagne wollen wir Haltung zeigen und sehr deutlich zum Ausdruck bringen: Die Unternehmen in Duisburg stehen für Freiheit, Demokratie, Vielfalt, Sicherheit, Zusammenhalt und ein weltoffenes Miteinander. Dies sind Werte, die Orientierung und Perspektiven bieten und die von den allermeisten Menschen in unserem Land geteilt werden. Das wollen wir auch jener lauten Minderheit signalisieren, die all das infrage stellt.“
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