Duisburg. Die Duisburger Schüler haben mit Florim Iseini erstmals einen Schülersprecher, der auch im Schulausschuss mitreden darf. Das sind seine Pläne.

Sie wollen sich vernetzen, bekannter werden und ein Wörtchen mitreden: Die Bezirksschülerinnenvertretung (BSV) hat sich in Duisburg neu gegründet und schickt nun Florim Iseini als Vorsitzenden in politische Gremien. An seiner eigenen Schule, dem Mercator-Gymnasium, ist er schon anderthalb Jahre stellvertretender Schülersprecher. Jetzt ist Iseini Bezirksschülersprecher und damit offizieller Vertreter für über 26.900 Schülerinnen und 27.710 Schüler in Duisburg, insgesamt laut IT.NRW 54.610 Kinder und Jugendliche.

Der 17-Jährige besucht die zehnte Klasse, redet aber schon wie ein Politprofi. Kein Wunder, er ist seit seinem 13. Lebensjahr in der Grünen Jugend aktiv, Sprecher für die Jugendorganisation auf Stadt- und Ruhrgebietsebene. Rhetorikseminare habe er bereits besucht, „am Ende will ich aber mit Ideen überzeugen und nicht mit rhetorischen Tricks“, betont Florim. „Ich bin das Sprachrohr der Schüler, nicht mehr und nicht weniger, aber mit diesem politischen Amt können wir dem Oberbürgermeister Dampf machen.“ Dabei setze die BSV auf Transparenz, „wir treffen uns öffentlich, jeder kann kommen.“

Bezirksschülervertretung will unabhängig von Schulleitern kommunizieren

Für die Gründungsversammlung der BZV hatte der Jugendring alle weiterführenden Schulen angeschrieben, von 16 kam eine Rückmeldung, knapp 50 Jugendliche kamen schließlich. Es klingt nach wenig, „landesweit war es aber eine der größten Gründungen“, sagt Bildungsreferent Lars Szalek vom Jugendring Duisburg. Mit steigendem Bekanntheitsgrad soll sich perspektivisch mehr beteiligen, vor allem nachhaltig: Die erste Gründung 2016 verschwand schnell in der Bedeutungslosigkeit.

Florim glaubt, dass nicht alle Schulleiter solche Mails und Aufrufe an die Schülervertreter weiterleiten. Eins der ersten Ziele ist daher, sich besser zu vernetzen, „wir wollen uns unabhängig von Schulleitern organisieren“. Und sie wollen breit aufgestellt sein: „Die Schulrealität an der Realschule Mitte ist eine andere als am Steinbart-Gymnasium“, glaubt der Sprecher.

Und den Schulen im Norden gehe es prinzipiell schlechter als allen anderen, „Politiker würden da ganz schnell das Weite suchen“, glaubt Florim, „deshalb ist es unsere Pflicht, den Schülern dort den Rücken zu stärken“. Die BSV brauche verschiedene Perspektiven auf Themen wie Lehrermangel, Schulausstattung oder Toiletten-Sanierungsbedarf.

So sah es Anfang des Jahres in der Justus-von-Liebig-Sekundarschule in Duisburg-Hamborn aus. Heruntergekommene Toiletten gibt es an vielen Schulen in Duisburg. (Archivbild)
So sah es Anfang des Jahres in der Justus-von-Liebig-Sekundarschule in Duisburg-Hamborn aus. Heruntergekommene Toiletten gibt es an vielen Schulen in Duisburg. (Archivbild) © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

„Ich bin der erste meiner Art“: Schülervertreter bekommt Rederecht im Ausschuss

Seit der Gründung finden alle drei Wochen Vorstandssitzungen statt, dazu kommen verschiedene Arbeitskreise. Ehrenamtlich, versteht sich. Der nächste große Schritt steht Anfang November an: Dann wird Florim im Schulausschuss vereidigt und bekommt Rederecht, kein Stimmrecht. Dazu musste erst ein Ratsbeschluss her, die frühere Bezirksschülervertretung habe nie Rederecht gehabt, ergänzt Szalek.

Zu Gast war der Schüler schon im letzten Schulausschuss, „da kamen einige Politiker auf mich zu, ich bin ja der erste meiner Art und hoffentlich nicht der letzte“, sagt Florim, „das ist der Anfang von etwas ganz Großem“.

Der Vorstand der Bezirksschülerinnenvertretung in Duisburg: v.l. Johanna, Max, Ella, David, Yasin, Luca, Noura, Florim, Lennox und Amos sind im Sommer neu gewählt worden.
Der Vorstand der Bezirksschülerinnenvertretung in Duisburg: v.l. Johanna, Max, Ella, David, Yasin, Luca, Noura, Florim, Lennox und Amos sind im Sommer neu gewählt worden. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

Um stadtweit wahrgenommen zu werden, soll es 2025 ein schulübergreifendes Sportfest geben. Dafür geht der Vorstand in Vorlage, denn gewählt ist das Gremium zunächst nur für ein Jahr. „Aber das Event ist nicht personengebunden, wir wollen unseren Bekanntheitsgrad erhöhen“, betont ihr Vorsitzender. Außerdem sollen die Schülervertretungen durch die BSV gestärkt werden, in ihr eine Ansprechpartnerin haben und Workshops nutzen können.

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Dass er dafür gelegentlich auf Feiern am Wochenende verzichtet, weil Politik-Termine anstehen, „ist ein Opfer, das ich gerne bringe, von Beruf bin ich Schüler, aber nach 16 Uhr kann man Fußball spielen, Flötenunterricht nehmen oder eben politisch aktiv sein“.

Aus Freizeitsicht habe Duisburg Potenzial, das Stapeltor sei „mega“, der Skatepark und der Innenhafen auch. Als Mensch mit albanischem Migrationshintergrund habe Florim Iseini bewusst seine Vorurteile gegenüber Marxloh überwinden müssen und entdeckte dadurch einen schönen Stadtteil, tolle Cafés. Aber es stelle sich immer die ÖPNV-Frage: „Wie komme ich dahin?“

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>>DIE BEZIRKSSCHÜLERINNENVERTRETUNG DUISBURG

  • Die Duisburger Jugendbotschaft hat bei der Gründung der Bezirksschülervertretung (BSV) geholfen. Unter dem Dach des Jugendrings hat die BSV eine Postadresse, bekommt verwaltungstechnische Hilfe.
  • Die BSV will künftig unter anderem auf Instagram unter @bsv.duisburg über ihre Arbeit informieren. Noch gibt es nur Bilder vom Gründungstreffen, aber das soll sich ändern. Es gibt jedenfalls ein eigenes Social-Media-Team dafür, sagt der Vorsitzende Florim Iseini. Eine Webseite ist ebenfalls im Aufbau.

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