Düsseldorf. . Das Dreischeibenhaus feierte seine komplette Entkernung mit einem Baustellenfest im 21. Stockwerk. Die 230 Millionen Euro teure Sanierung soll bis Ende 2013 abgeschlossen sein. Projektentwickler Ali-Reza Momeni schwärmte vom „Wachküssen eines Dornröschens“.
Eine Spur zu joviale Rempler, ein bisschen zu lautes Lachen, zu intensives Schulterklopfen: Der Mantel aus Fröhlichkeit und vermeintlich guter Laune ist dünn. Darunter schimmert Nervosität. Es geht immerhin um eine knappe Viertelmilliarde Euro. Die wollen erst einmal wieder hereingeholt werden. Und eine satte Rendite obendrauf. Deshalb ist das Baustellenfest im Dreischeibenhaus vor allem ein Signal an mögliche Mieter, denen 25, 30 Euro pro Quadratmeter Schnuppe sind.
3000 Quadratmeter für Roland Berger
Und davon gibt es nicht allzu viele. Die Rollkoffer ziehenden Unternehmensberater von Roland Berger haben für 3000 Quadratmeter unterschrieben. Ihren Namen nennt Projektentwickler Ali-Reza Momeni aus Hamburg in seiner kurzen Ansprache als einzige. Und schwärmt vom „Wachküssen eines Dornröschens“. Bis zum Jahresende soll die Hälfte der 30.000 Quadratmeter Bürofläche vermietet sein; bis zum Abschluss der Komplettrenovierung – voraussichtlich Ende 2013 - das gesamte Objekt, das sie hier alle „Ikone der Architektur“ nennen.
Tatsächlich ist es eine stahlgerippige Zicke. 3000 Fenster, aber keins zum Öffnen. Im Keller des 1960 bezogenen, 1988 zum Baudenkmal erhobenen Gebäudes wummerte bis 2010 eine völlig ineffiziente Komplett-Klimaanlage für alle 26 Stockwerke. Dann zog Thyssen-Krupp im Zorn nach Essen und ließ Düsseldorf allein mit seinem Drei-Scheiben-Problem.
Lobby unter Denkmalschutz
Nun aber geht der Blick nach vorn. Mit der Familie Schwarz-Schütte als Hauptinvestor – und weiteren, nicht genannten Geldgebern im Hintergrund. Patrick Schwarz-Schütte strahlt beim Baustellenfest. Er hat ein altes Kinder-Quartett bekommen, das sein Drei-Scheiben-Haus in eine Reihe stellt mit Schloss Neuschwanstein und dem Kölner Dom. Seine Kinder durften die Wände im 21. Stock, dem ehemaligen Kasino der Stahlbarone, mit Graffiti bemalen. „Relax“ haben sie ihrem Vater auf die weiße Wand geschrieben.
Das Haus selbst ist nun entkernt und bekommt eine zweite Glasfassade hinter der äußeren Hülle. Mit einigen Lüftungsschlitzen und modernen Etagenheizungen soll aus dem nur außen hübschen Energieverbrunzer ein grünes Gebäude werden. Die ebenfalls unter Denkmalschutz stehende Lobby wird poliert und erhält Energiesparlampen.
Drei Scheiben, alle Fakten
Planungs-/Bauzeit: 1957 bis 1960
Architekten: HPP Hentrich-Petschnigg & Partner
Renovierung: bis Ende 2013
Projektvolumen: knapp 230 Millionen Euro
Maße: 96 Meter hoch, 85 Meter lang, 23 Meter breit, 26 oberirdische Geschosse mit ca. 30.000 Quadratmetern Büromietfläche, drei unterirdische Ebenen mit 260 Stellplätzen in der Tiefgarage
Damit die Handwerker nicht immer über den Marmorboden trampeln müssen, bekommt das Haus einen Schlitz in den Nordgiebel: für den Baustellenaufzug. Den rund 1000, ab 2014 in dem Gebäude arbeitenden Menschen werden zwei Dachterrassen zur Verfügung stehen.
Eine ganz normale Büroimmobilie, eigentlich. Wäre da nicht … dieser Ausblick: die Banken an der Kö, dahinter die Rheinbrücken, Rheinturm und Landtag. Die Tonhalle. Und am Horizont erscheint bei guter Sicht der Dom einer Nachbarstadt. Düsseldorf – zum sich satt sehen.
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