Düsseldorf. . In der Nacht zum 15. Juli 2011 brannte der „Glückskönig“, die bekannte Losbude des Schausteller-Paares Schleinitz, komplett aus. Damit lag ihre berufliche Existenz in Schutt und Asche. Sie wagen nun einen Neustart mit der geliehenen Losbude „Hong Kong“.

Stephan Schleinitz blickt mit ernster Miene zurück. „Ich kann nicht mal mehr ein Grillfeuer sehen ohne zusammen zu zucken“, sagt der 58-Jährige mit leiser Stimme, während Ehefrau Monika wortlos nickt. In der Nacht zum 15. Juli vergangenen Jahres brannte der „Glückskönig“, die bekannte Losbude des Schausteller-Paares, komplett aus, wenige Stunden vor Beginn des großen Rheinwiesen-Rummels.

Damit lag ihre berufliche Existenz in Schutt und Asche. Was folgte, war ein hartes Los. Doch mittlerweile ist bei den Schleinitz’ die Zuversicht zurück gekehrt. Sie wagen einen Neustart, sind mit der geliehenen Losbude „Hong Kong“ mit dabei, wenn die Kirmes ab Freitag wieder ein Millionen-Publikum anlockt.

"Glückskönig" stand lichterloh in Flammen

In der Brandnacht schreckte das Schausteller-Duo um 4.40 Uhr aus den Betten ihres Wohnwagens. Da stand der „Glückskönig“ schon lichterloh in Flammen. Sie versuchten noch selbst zu löschen, dabei erlitt ein Helfer eine Rauchvergiftung. Auch die Feuerwehr konnte nicht mehr verhindern, dass die Bude, die aus den späten 1950er Jahren stammt, völlig ausbrannte.

Es entstand ein Schaden von weit über 100.000 Euro. Als Ursache für das Feuer ermittelten die Experten eindeutig Brandstiftung. Die Kripo hatte auch schnell einen Verdächtigen im Visier. Doch dem war keine Schuld nachzuweisen, die Ermittlungen verliefen im Sande

Große Kirmes am Rhein 2011

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Ein Lichtblick

„Jetzt begann eine ganz bittere Zeit mit vielen schlaflosen Nächten. Nicht nur wegen der häufigen Angstzustände“, erinnert sich Monika Schleinitz. Das zweite Standbein, die Bude „Ceasar’s Palace“, hatte das Duo gerade erst verkauft. Beim Brand waren Plüschtiere und andere Gewinne im Wert von 30.000 Euro, die allesamt nicht versichert waren, verbrannt.

In der Nacht zum 15. Juli 2011 brannte der „Glückskönig“ auf den Oberkasseler Wiesen komplett aus. Archivbild: Kai Kitschenberg / WAZ FotoPool
In der Nacht zum 15. Juli 2011 brannte der „Glückskönig“ auf den Oberkasseler Wiesen komplett aus. Archivbild: Kai Kitschenberg / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool

Doch es wartete noch größerer Ärger: Da die Feuerursache beim „Glückskönig“ Brandstiftung und kein Täter ermittelt war, zahlte die Versicherung zunächst keinen Cent. Nach einigen Monaten zogen die Schausteller vor den Kadi, noch immer beschäftigt sich ein Münchener Gericht mit dem Fall.

Vor einigen Tagen gab’s einen Lichtblick. „Da hat die Versicherung eine erste Marge überwiesen, wenn auch nur einen kleineren Teil der Gesamtsumme“, betont Monika Schleinitz. In Erfurt geboren, war sie gemeinsam mit ihrem Ehemann 1988 aus der damaligen DDR geflohen. Danach arbeiteten sie im Wiener Prater. Kurz darauf übernahm das Paar den „Glückskönig“ vom Düsseldorfer Schausteller Robert Weinert, der sich in den Ruhestand verabschiedete. Seither tingeln die Beiden über Deutschlands Festplätze. Auf den Rheinwiesen sind Monika und Stephan seit über 20 Jahren Dauergäste.

Kleiner Obolus

Die größte Kirmes am Rhein

Der große Rheinwiesen-Rummel dauert zehn Tage, er startet am kommenden Freitag, 13. Juli, und endet am Sonntag, 22. Juli. Öffnungszeiten sind meistens von 14 bis nach 23 Uhr.

In dieser Zeit präsentieren sich um die 320 Schausteller in Oberkassel, darunter über 70 Fahrgeschäfte, von gemütlich bis rasant.

Bei einigermaßen gutem Wetter hoffen die Sebastianer von 1316 als Veranstalter auf rund vier Millionen Besucher. Im vergangenen Jahr steuerten etwa 2,5 Millionen Gäste die Oberkasseler Wiesen mit der Rheinbahn an.

Den Besuchern stehen 36 Toilettenwagen zur Verfügung, drei der WC-Stationen sind behindertengerecht ausgebaut.

Was in der schweren Zeit besonders half: „Der Zuspruch vieler Kollegen. Einer davon hat uns auch die Bude ,Hong Kong’ für einen kleinen Obolus vermietet. Die ist mit 20 Metern zehn Meter kürzer als der ,Glückskönig’. Aber so haben wir die Chance, wieder auf die Beine zu kommen“, sagt Stephan Schleinitz. Dankbar ist das Duo auch den Sebastianern als Rummel-Veranstalter, „die uns immer wieder versichert haben, dass für uns stets ein Platz auf der Kirmes reserviert ist“.

Wie eine Achterbahn

Zurzeit bestücken die Schleinitz’ gerade die Auslage ihrer Bude, die in den 1980er Jahren gebaut wurde, mit den Gewinnen. Vor allem die Plüschtiere, wie der 2,20 Meter lange, schwarz-weiße Tiger, kommen beim Publikum an. Aber auch Schlümpfe stehen ebenso hoch im Kurs wie „Hello Kitty“-Figuren bei den Mädchen.

Ab Freitag greift Monika dann wieder zum Mikrofon und preist zehn Lose für zwei Euro mit ihrem markanten thüringischen Akzent an, während Stephan im Hintergrund die Fäden zieht. Immer wohlwissend, dass das Leben der Schausteller zuweilen einer Achterbahn gleicht.

Blick aus dem Riesenrad

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