Düsseldorf. Nur ein paar Poller trennen den Gehweg der Bertastraße von der Fahrbahn. Anwohner suchen Hilfe bei Stadt und Rheinbahn – und üben scharfe Kritik.
Gerade einmal 20 Zentimeter ist der Gehweg der Bertastraße in Gerresheim stellenweise breit. An einer anderen Stelle endet er nach 180 Metern plötzlich vor einer Hecke: „Die Zustände für Fußgänger und Radfahrer sind lebensgefährlich und werden immer brisanter“, sagt Ayescha Kroll-Brenk.
Ihre Kinder über diesen Weg allein sorgenfrei zur Bushaltestelle oder zur Schule, die eigentlich nur wenige hundert Meter entfernt liegt, schicken? Der Gedanke bereitet der dreifachen Mutter Bauchschmerzen – und damit ist sie nicht allein. „Ich habe Angst, dass mein Kind totgefahren wird“, sagt Katharina Bickel-Saurbier. Auch sie wohnt mit ihrer Familie in der Siedlung.
Anwohner fordern Tempo 30 auf der Bertastraße in Düsseldorf
Seit mehreren Jahren kämpfen die Anwohner dafür, dass die Bertastraße sicherer wird. Sie fordern einen breiteren Gehweg und Tempo 30 auf dem 600 Meter langen Stück, auf dem bisher noch 50 km/h gefahren werden darf. Bislang allerdings ohne Erfolg: Erst jüngst hat die Verwaltung den Antrag der Bezirksvertretung 7, Tempo 30 auf der gesamten Bertastraße einzuführen, abgelehnt.
Tatenlos hinnehmen wollen Kroll-Brenk und ihre Nachbarn den Zustand vor ihrer Haustür nicht mehr. Sie haben die Bürgerinitiative „Sichere Berta“ gegründet – und eine Online-Petition gestartet. Mehr als 400 Unterschriften sind innerhalb einer Woche bereits zusammengekommen.
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Schon im Anfangsbereich der Bertastraße ist erkennbar, warum die Anwohner einen breiteren Gehweg fordern: Von der Dreherstraße aus kommend, gibt es eine enge, nicht einsehbare Rechtskurve. Es gilt Tempo 50. Mehrere Poller sollen das Parken in dem Bereich verhindern. „Sie wurden bereits mehrfach umgefahren“, erzählt Anwohner Daniel Gruhlke. Wenige Meter dahinter endet der Gehweg hier plötzlich nach 180 Metern vor einer Hecke.
Auf der gegenüberliegenden Seite gibt es dann zwar einen weiteren Gehweg, eine wirklich sichere Alternative ist der aber auch nicht: Der Fußgängerweg befindet sich auf einer Höhe mit der Fahrbahn, eine Bordsteinkante, ein sogenanntes Schrammboard oder einen Prallschutz gibt es nicht. Die Autos rauschen direkt an einem vorbei. „Die Poller verhindern auch hier das Parken, sie tragen aber nicht zur Sicherheit der Fußgänger bei“, betont Ayescha Kroll-Brenk.
Im Gegenteil: Die Poller und die Straßenlaternen engen den Gehbereich in diesem Abschnitt auf bis zu 50 Zentimeter ein. „Menschen mit Kinderwagen, Rollatoren oder zwei entgegenkommende Fußgänger oder Kinder mit Laufrad werden grundsätzlich immer gezwungen, die Fahrbahn zu betreten.“
Und im weiteren Verlauf wird es nicht besser: Der Gehweg endet zur Seite des Kleingartenvereins Königsbusch abrupt mit einem Höhenunterschied von rund 20 Zentimetern. „Stürze sind durch diese Stolperfalle hier an der Tagesordnung. Auch Autos parken hier immer wieder entlang der Straße und blockieren den schmalen Gehweg“, erzählt Kroll-Brenk. Und: Der Fußweg ist spät abends oder früh morgens komplett dunkel: Die alten Gaslaternen sind so positioniert, dass sie nur auf die Fahrbahn leuchten.
Die lange Gerade der Bertastraße verleite Autofahrer auch oft zum Rasen, berichtet Anwohnerin Petra Kierspel. Insbesondere abends und in der Nacht halte sich kaum jemand an die Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h. „Hier fahren einige locker mit 80 bis 100 km/h lang.“
Ab der Kreuzung Obelinstraße gilt auf der Bertastraße Tempo 30 – weil es dort 2016 einen tödlichen Verkehrsunfall gab. Damals ist ein 92-Jähriger von einem Auto erfasst worden, nachdem er an der Haltestelle Königsbusch aus dem Bus ausstieg und die Straße überqueren wollte. Nach der Kurve in den Zamenhofweg gilt dann wieder Tempo 50. „Viele Autofahrer bremsen gar nicht auf 30 km/h ab, sondern fahren permanent 50 – mindestens“, sagt Petra Kierspel. „Endlich haben wir mit Lidl einen Supermarkt an der Dreherstraße, der fußläufig erreichbar ist, aber es ist einfach viel zu gefährlich dorthin zu laufen.“
Auch der Bus 724 der Rheinbahn fährt die Bertastraße entlang. Immer wieder komme es zu kritischen Situationen, bei der entgegenkommende Verkehrsteilnehmer durch die Breite des Busses an die Poller gedrängt werden.
Düsseldorfer Familien fühlen sich von der Stadt im Stich gelassen
Von der Stadt und auch von der Rheinbahn fühlen sich die Anwohner im Stich gelassen. Das Verkehrsmanagement der Stadt Düsseldorf habe den Anwohnern mitgeteilt, dass man nichts an der Straße umplanen könne, da diese zu schmal sei. Und Tempo 30 sei mit der Begründung abgelehnt worden, dass sich auf dem besagten Stück der Bertastraße keine Kita, Schule oder ein Altenheim befinde. „Aber es ist ein Gehweg zu den drei Kindergärten und der Grundschule“, kritisiert Anwohnerin und Mutter Viktoria Aschmann die Aussage der Stadt. „Das hier ist eine offensichtliche Gefahrenstelle, da muss man doch reagieren.“
Apropos reagieren: Die Fußgängerbeauftragte der Stadt, Laura Groß, melde sich seit einem Jahr gar nicht mehr auf die Anfragen und Belange der betroffenen Anwohner. Auch die Rheinbahn habe kaum Verständnis für das Anliegen und die Sorgen der Düsseldorfer Familien geäußert. Nur: Käme Tempo 30, müsste der Fahrplan der Buslinie 724 geändert werden. „Es geht doch nur um 600 Meter“, kritisiert Ayescha Kroll-Brenk. „Die Bertastraße ist unsere Verbindung zu den Grundschulen, den Kitas, zu den Ärzten und zur Nahversorgung. Das muss endliche eine sichere Straße sein. Für alle.“
Die Online-Petition „Sichere Berta“ der Anwohner kann unter https://www.openpetition.de/petition/online/die-bertastrasse-in-gerresheim-muss-jetzt-sicher-werden-fuer-tempo-30-auf-der-ganzen-bertastras-2 unterzeichnet werden.
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