Düsseldorf. Baustellen und verwirrende Schilder: Anwohner in Gerresheim klagen über Falschfahrer und zu wenige Parkplätze. Von der Stadt sind sie enttäuscht.
Fünf Minuten reichen, um zu verstehen, warum Martina S. genervt ist: Immer wieder fahren Autos in die ausgewiesenen Anliegerstraßen, biegen verkehrt herum in die Einbahnstraße ab, überlesen, dass die Hagener Straße für den motorisierten Verkehr eigentlich komplett gesperrt ist oder verstopfen Parkplätze, die die Anwohner so dringend selbst benötigen. Seit einigen Wochen sorgt die Beschilderung im Bereich Hagener Straße, Lüdenscheider Straße und Morper Straße in Düsseldorf-Gerresheim für Chaos in der Siedlung.
Denn wer von der Quadenhofstraße aus in die Hagener Straße – eine Einbahnstraße – abbiegt, hat nach einigen Hundert Metern ein Problem: Er kommt nicht mehr vor und auch nicht zurück. Ab der Hausnummer 32 ist die Straße für den motorisierten Verkehr derzeit gesperrt. Seit einigen Tagen steht dort das Verkehrsschild „VZ 260“ – ein Verbot für Kraftfahrzeuge.
Da verleitet es, nach rechts in die Lüdenscheider Straße in Richtung Morper Straße abzubiegen. Aber: Auch das ist eine Einbahnstraße, die man von der Hagener Straße aus verkehrt herum befahren würde. Drehen und die Hagener Straße zurückfahren geht aber auch nicht, weil es ja ebenfalls eine Einbahnstraße ist. „Wie soll man diese Straßen wieder verlassen?“, fragt sich Martina S., die ihren vollen Nachnamen nicht in der Zeitung lesen möchte.
Autofahrer ignorieren Einbahnstraßenregelung in Gerresheim
Momentan würden die meisten Autofahrer sowohl die Fahrtrichtung der Lüdenscheider Straße als auch das Durchfahrtsverbot auf der Hagener Straße ignorieren. „Sollte es zu Unfällen kommen: Wer haftet wofür?“, fragt sich die Anwohnerin. Und während S. durch die Siedlung führt, um die Problemstellen zu zeigen, hält immer wieder mal ein Auto neben ihr an. Die Fahrer haben immer die gleiche Frage: „Wie komme ich denn hier wieder raus?“ „Sie müssen die Einbahnstraße falsch herum hinausfahren. Es geht nicht anders“, antwortet S. immer wieder.
Das Chaos auf der Hagener Straße geht aber noch weiter: Alle paar Meter stehen Halteverbotsschilder – allerdings mit ganz unterschiedlichen Daten. Mal gilt das Halteverbot ab dem 21. März, mal ab dem 27. März, mal ab dem 12. April. „Man blickt hier nicht mehr durch, wann und wo was gilt“, sagt S.. „Gefühlt stehen hier jeden Tag neue Schilder.“ Als Anwohner entlang der drei Straßen einen Parkplatz zu finden, wird zum Glücksspiel.
Neubauten entlang der Hagener Straße verschärfen Parkplatzsituation
In den vergangenen drei Jahren sind auf der Hagener Straße mehrere Neubauten entstanden. Vor wenigen Wochen sind die ersten Mieter eingezogen. Seitdem habe sich die Parkplatzsituation in der Siedlung massiv verschärft. „Vorher waren die Häuser 1,5-geschossig, jetzt gibt es drei bis vier Etagen“, sagt Anwohnerin Martina S.. Mehr Geschosse, bedeutet mehr Wohnungen, mehr Mieter und auch mehr Autos.
„Und es gibt deutlich weniger Parkplätze als Mietwohnungen. Unverständlich, dass so etwas genehmigt wurde. Und das in Zeiten, wo Familien eher zwei Pkw haben. Wir haben eine extreme Parkplatznot“, kritisiert die Anwohnerin. Und alle Wohnungen seien noch gar nicht bezogen worden, nach wie vor ist die Hagener Straße eine Baustelle.
Großbaustelle an der Heyestraße sorgt für Stau
Die Verkehrssituation wird aktuell noch durch die Großbaustelle im Bereich der Heyestraße verschärft. Dort erneuert seit dem 10. April bis zum 20. April die Rheinbahn die Gleise. Die Kreuzung im Bereich Heyestraße/Morper Straße/Torfbruchstraße ist größtenteils gesperrt. Autofahrer müssen Umleitungen fahren, ebenso sind die Buslinien M1, 730, 734, 736, 737 und 781 sowie die U-Bahn U73 davon betroffen. In den sozialen Medien berichten Anwohner tagtäglich von langen Staus, die sich auch wegen der Umleitungen vom S-Bahnhof über die Glashüttenstraße bis weit auf die Rothenbergstraße in Richtung Hilden ziehen.
„Hier staut sich momentan einfach alles“, berichtet auch Anwohnerin Martina S.. Die eigentliche Umleitung führt von der Morper Straße über die Quadenhofstraße, weiter über die Schönaustraße und dann über die Dreherstraße. Allerdings fahren viele Autofahrer bereits über die Rigastraße wieder auf die Heyestraße – obwohl die Beschilderung etwas anderes anzeigt. „Die Leute kürzen wohl von alleine über die Rigastraße ab“, vermutet eine Frau in einer Gerresheimer Facebook-Gruppe. Auf der schmalen Straße führt das zu zusätzlichem Stau. Auch die Rheinbahn-Fahrer scheint die Sperrung vor Herausforderungen zu stellen: Wie die NRZ selbst mehrfach erlebt hat, sind einige Busse bereits die falschen Umleitungen gefahren.
Während des wochenlangen Cirque du Soleil habe sich die Situation zusätzlich verschärft: Immer wieder hätten Besucher, die nicht auf dem kostenpflichtigen Parkplatz des Zirkusses parken wollten, ihr Auto in der Siedlung abgestellt. Zwar ist der Zirkus seit Sonntag vorbei, „aber die Kleingärtner starten bald in die Saison“, sagt S.. Direkt gegenüber der Morper Straße befinden sich zwei Kleingartenvereine.
Anwohner wünschen sich ordentlichen Parkplatz – Stadt Düsseldorf lehnt ab
S. wünscht sich nach wie vor den Ausbau des Schotterstreifens zu regulären Parkplätzen entlang der Morper Straße 60 bis 66 zu. Auf der Fläche wird wild geparkt, die Stadt duldet es. Doch das Vorhaben ist 2022 gescheitert.
Die Begründung der Düsseldorfer Stadtverwaltung: Wenn das Glasmacherviertel bebaut wird, muss der Knotenpunkt Morper Straße/Im Brühl wegen des steigenden Verkehrsaufkommens sowieso ausgebaut werden. Aus dem jetzigen Parkstreifen soll dann ein Grünstreifen werden. Das Parken wäre dort dann generell nicht mehr möglich. Die Fläche jetzt in ordentliche Parkplätze umzuwandeln, würde sich demnach nicht mehr lohnen.
„Seit fast 20 Jahren warten wir Anwohner auf die Bebauung des Glasmacherviertels. Wie lange wird noch gewartet? Sind die jetzigen Anwohner es nicht wert, dass für sie etwas gemacht wird?“, moniert Martina S.. Und in einem Schreiben an die Stadt fragt sie: „Warum warten sie auf eine Bebauung, die nicht terminiert ist und deren Umsetzung ich – Jahrgang 1962 – bestimmt nicht mehr erleben werde.“
Eigentlich wohnt Martina S. gerne in der Gerresheimer Siedlung. Schon ihre Eltern haben hier gelebt. Seit 1993 ist die Wohnung an der Morper Straße das Zuhause der Düsseldorferin. Doch mittlerweile reicht es der Anwohnerin, sie will wegziehen. „Man kriegt hier einfach keine Ruhe mehr.“
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