Düsseldorf. Es ist in Deutschland ein einmaliger Verkehrsversuch: Eine Markierung auf der Straße soll Aufmerksamkeit auf Radfahrer erhöhen. Es gibt Kritik.

Der rote Streifen entlang der Benderstraße in Gerresheim ist nicht zu übersehen. Seit einigen Tagen soll er gerade bei Autofahrern die Aufmerksamkeit für Radfahrerinnen und Radfahrer erhöhen, denn für sie bleibt auf der zentralen Einkaufsstraße im Düsseldorfer Osten gerade einmal ein Meter Platz: rechts parken Autos, links fährt die U-Bahn oberirdisch.

Doch der Verkehrsversuch, der in dieser Form einmalig in Deutschland ist, stößt gerade in den sozialen Netzwerken auf wenig Begeisterung. „Gerresheim macht sich lächerlich. Größter Quatsch“, kommentiert ein Nutzer auf Facebook. Ein anderer pflichtet ihm bei: „Was ist das denn? Jetzt wird es aber langsam peinlich“, schreibt ein anderer. „Trotzdem lebensgefährlich zwischen Bahn und parkenden Autos mit dem Rad zu fahren“, findet ein weiterer Düsseldorfer.

Regulärer Radweg ist auf Benderstraße in Düsseldorf nicht möglich

Ein vollwertiger Radweg ist der 80 Zentimeter aufgemalte Streifen nicht. Dafür müsste er laut Straßenverkehrsordnung mindestens 1,50 Meter breit sein – und das ist schon wegen der Straßenbahnschienen nicht möglich. Daher fehlen auch die weißen Begrenzungslinien. Sogenannte Dooring-Unfälle sollen mit der Maßnahme minimiert werden. Autofahrer haben auf der Benderstraße beim Aussteigen immer wieder unachtsam die Tür geöffnet und damit Radfahrer getroffen. Mehr als 20 solcher Unfälle hat es allein in den vergangenen zwei Jahren gegeben.

Der rote Radstreifen verläuft auf der Benderstraße bis zum Gerresheimer Rathaus.
Der rote Radstreifen verläuft auf der Benderstraße bis zum Gerresheimer Rathaus. © Jasmin Ohneszeit | Jasmin Ohneszeit

Um zu zeigen, dass es sich nicht um einen regulären Radweg handelt, ist der rote Streifen alle paar Meter unterbrochen. In den Zwischenräumen sind weiterhin Rad-Piktogramme aufgemalt. „Das waren bislang nur nicht-verbindliche Piktogramme nach dem Motto: ‘Fahr‘ mit deinem Rad bitte am Rand und störe nicht den Verkehr erster Klasse.‘ Jetzt werden es genauso unverbindliche Piktogramme mit roter Farbe dazwischen“, kommentiert ein Mann. Ein anderer sieht den Sinn hinter der farbigen Markierung ebenfalls nicht. „Wer den Radfahrer bis jetzt nicht gesehen hat, wird ihn trotz roter Farbe immer noch nicht sehen.“

Die Fahrrad-Piktogramme unterbrechen alle paar Meter den roten Streifen auf der Benderstraße in Düsseldorf.
Die Fahrrad-Piktogramme unterbrechen alle paar Meter den roten Streifen auf der Benderstraße in Düsseldorf. © Jasmin Ohneszeit | Jasmin Ohneszeit

Im Vorfeld hatte auch die Stadtverwaltung Bedenken an der Idee geäußert, nannte sie „Straßenmalerei“ und kritisierte, dass Radfahrern ein Sicherheitsgefühl suggeriert werde, das gar nicht da sei. Doch die Bezirksvertretung 7 hat die Maßnahme durchgesetzt. Die Dooring-Unfallgefahr bestehe aber weiterhin, berichtet eine Frau. „Heute erst gehabt. Da riss einer einfach seine Autotür auf, ich konnte gerade noch bremsen.“

Die Stadt werde nach der Fertigstellung evaluieren, wie sich die Markierungsmaßnahme auf die Verkehrssicherheit der Benderstraße auswirke, teilt ein Stadtsprecher mit. 48.000 Euro hat der rote Streifen gekostet. Die Markierungsarbeiten sind größtenteils abgeschlossen. In der Woche nach Ostern erfolgen noch kleinere Restarbeiten.

Kaum positive Stimmen zum roten Radstreifen in Gerresheim

Positive Kommentare zum roten Radstreifen findet man unter dem entsprechenden Facebook-Beitrag so gut wie gar nicht. „Mir reicht das, aber für Kinder denkbar ungeeignet – auch auf weniger befahrenen Straßen“, findet eine Gerresheimerin. Eine andere macht den Vorschlag, den Radweg gänzlich von der Straße auf eine Seite des jetzigen Bürgersteigs zu verlegen. „Vielleicht umdenken. Eine Seite nur Fahrräder und die andere Seite nur Fußgänger auf der Benderstraße.“

Nach den ersten Tagen zieht eine Düsseldorferin für sich eine erste Bilanz: „Mein Zwischenfazit: Es braucht diverse gut lesbare Erklärungstafeln für alle Verkehrsteilnehmer, wofür diese roten Streifen da sein sollen. Wer hat sich das so überlegt?“ fragt sich eine Frau. Doch eine Beschilderung ist nicht geplant – weil es eben kein richtiger Radweg ist, so der Stadtsprecher auf NRZ-Anfrage.

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