Düsseldorf. Die Inhaberinnen des Beerdigungsinstituts „Lebenslicht“ setzen auf unkonventionelle Trauerfeiern. Nun sind sie für einen Preis nominiert.
Sie zeigen in kleinen Videos, wie die Asche in die Urne kommt, bereiten vor der Kamera einen Sarg für den Leichnam vor und geben einen Einblick, wie viel Schreibtischarbeit eigentlich hinter einer Beerdigung steckt: Auf Instagram berichten Diana Kampschulte und Marie Thiermann über ihren Alltag als Bestatterinnen. „Wir möchten das Thema Sterben enttabuisieren“, erklärt Kampschulte.
Nun sind die Gründerinnen des Düsseldorfer Bestattungsinstituts „Lebenslicht“ für den Goldenen Blogger-Award 2024 nominiert – Deutschlands ältestem Social-Media- und Influencer-Preis. Kampschulte und Thiermann treten in der Kategorie „Berufsbotschafter“ gegen einen Biohof aus der Uckermark und gegen zwei Frauen an, die in der Palliativpflege arbeiten. „Wir fühlen uns total geehrt, das wir gegen so starke Konkurrenten antreten dürfen“, sagt Thiermann. „Das bestärkt uns, dass unsere Arbeit anklang findet.“
Düsseldorfer Bestatterinnen gestalten individuelle Trauerfeiern
Denn Diana Kampschulte und Marie Thiermann betreiben kein klassisches Beerdigungsinstitut an der Schirmerstraße 33 in Pempelfort. Das wird schon auf den ersten Blick deutlich: Von draußen kann man in die modernen Räume mit den Backsteinwänden hineinschauen. Schwere Vorhänge im Schaufenster, wie man sie von den meisten Beerdigungsunternehmen kennt, sucht man vergebens. Auch Urnen und Särge sieht man nicht direkt.
Statt auf den Tod legen sie mit unkonventionellen Ideen den Fokus auf das Leben des Verstorbenen. „Wir möchten mehr Farbe, mehr Individualität und mehr Mitmachen in die Bestattung reinbringen“, erklärt Thiermann. Heißt: Die Angehörigen können den geliebten verstorbenen Menschen gemeinsam mit den Bestatterinnen waschen und anziehen, sie können die Urne oder den Sarg bemalen, ein individuelles Grabmal gestalten, die Karten entwerfen oder sich ein Abschiedsritual überlegen.
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Und: Statt einer Trauerfeier gibt es eine „Lebensfeier“ für den Verstorbenen. Diese kann nur auf dem Friedhof stattfinden? Mitnichten. „Fast alles ist möglich“, sagt Thiermann. Eine Feier im Pferdestall, im Wald oder auf dem Fernsehturm zum Beispiel. Die Urne darf sogar dorthin mit, bevor sie auf dem Friedhof beigesetzt werden muss. „Wir stoßen bei den Locations in der Regel auf Zuspruch.“
„Lebenslicht“ in Düsseldorf verbindet Bestattung mit Design
In enger Absprache und Organisation mit den Angehörigen gestalten die beiden Frauen also ganz individuelle Abschiedsfeiern. Mal ist es eine große Fete, mal eine Wanderung, mal ein Abendessen im kleinsten Kreis oder ein Zusammenkommen in der geliebten Kneipe. „Das Hobby eines Verstorbenen war das Laufen. Die Trauerrede fand dann zum Beispiel im Gehen statt“, erklärt Diana Kampschulte, die ausgebildete Bestatterin ist.
Marie Thiermann hat Design studiert und vor einigen Jahren ein Praktikum bei Kampschulte in einem klassischen Beerdigungsinstitut gemacht – weil die Bestattungsbranche mehr Farbe gebrauchen könne. Aus den Arbeitskolleginnen wurden Freundinnen. Vor zweieinhalb Jahren gründeten sie „Lebenslicht“.
Bei so viel Individualität gibt es natürlich keinen einheitlichen Ablaufplan, den die Düsseldorferin für jede Beerdigung aus der Schublade holen. „Wir erfinden uns jedes Mal neu“, sagt Kampschulte. Location, Catering, Trauerfeier – das ist aufwendig und die Zeit für die Organisation denkbar knapp. „An die gesetzlichen Fristen müssen wir uns natürlich auch halten“, betont die Bestatterin. Eine Erdbestattung muss da binnen zehn Tagen organisiert werden, eine Urnenbeisetzung in zwei bis drei Wochen.
So schön und bunt, wie die Lebensfeiern klingen, ist eine Beerdigung natürlich trotzdem nicht. „Es ist immer noch ein Abschied. Sterben ist nicht schön, aber wir können den Blick darauf verändern und noch einmal das Leben des Verstorbenen wertschätzen und feiern“, sagt Diana Kampschulte. Dass es viele Fragen, Ängste und Unwissenheit rund ums Thema Sterben gibt, stellen die beiden Frauen immer wieder fest. Auch deswegen informieren sie auf Instagram über ihre Arbeit. Wir möchten diesen Grusel nehmen“, sagt Marie Thiermann.
Auch Promis für Goldenen Blogger nominiert
In der Kategorie „Blogger*in des Jahres“ sind Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, Politikjournalist Nils Minkmar für den Newsletter „Der 7. Tag“ und die Autorin und Vermittlerin von Rassismuskritik, Tupoka Ogette, nominiert. Einen Sonderpreis gibt es für die Rechercheeinheit Correctiv aus Anlass ihrer Rechtsradikalen-Recherche. Für ihr Engagement im Netz wird die Autorin Patricia Cammarata ausgezeichnet.
Aus Düsseldorf ist neben „Lebenslicht“ auch die Hardrock-Sängerin Doro Pesch für ihre Social-Media-Aktivitäten in der Kategorie „Celebrity“ nominiert.
Und vielleicht werden sie dafür ja am 29. April mit dem Goldenen Blogger-Award belohnt. Bereits zum 17. Mal wird der Preis im Rahmen einer Gala in Neuss verliehen. Vergeben werden die Goldenen Blogger diesmal in 15 Kategorien, die das gesamte Spektrum der Social-Media-, Creator- und Influencer-Landschaft abdecken. Wer einen Goldenen Blogger gewinnt, wird sich erst während der Award-Gala entscheiden. Die Preise werden über ein öffentliches Online-Voting sowie der Stimmen der Goldene-Blogger-Akademie vergeben, in der die Siegerinnen und Sieger der ersten 16 Jahre versammelt sind. Übertragen wird die Show auch auf YouTube und Facebook sowie auf der Homepage der Goldenen Blogger.
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