Düsseldorf. Düsseldorfer Friedhofssatzung hat sich der kulturellen Vielfalt angepasst. Mehr als 1000 Muslime in Itter beerdigt.
Deutschland ist in den letzten Jahrzehnten vor allem durch Zuwanderinnen und Zuwanderer aus muslimisch geprägten Herkunftsstaaten religiös und kulturell vielfältiger geworden. Laut der Studie der Deutschen Islam Konferenz (DIK) „Muslimisches Leben in Deutschland 2020“ leben in Deutschland mittlerweile zwischen 5,3 und 5,6 Millionen Muslime (einschließlich alevitischer Religionsangehöriger). Das entspricht zwischen 6,4 und 6,7 Prozent der Gesamtbevölkerung von 83,1 Millionen. So schreibt es das Bundesinnenministerium auf seiner Webseite.
In Düsseldorf leben laut dem „Kreis der Düsseldorfer Muslime (KDDM)“ rund 40.000 Muslime. Bei diesen Zahlen liegt es nah, dass in den vergangenen Jahren viele Friedhöfe ihre Satzung dahingehend geändert haben, dass auch Bestattungen nach islamischem Ritus möglich sind. Dabei wird der Leichnam in einem Leichentuch beerdigt, allerdings aufgrund der Sargpflicht auf deutschen Friedhöfen noch im Sarg zur jeweiligen Grabstelle transportiert. In Düsseldorf wurde der entsprechende Absatz der Friedhofsordnung bereits 2015 geändert, im Laufe der vergangenen Jahre kamen einige weitere Änderungen beziehungsweise Ergänzungen hinzu.
Angehörige dürfen bei Grabaushebungen symbolisch helfen
Zum Beispiel werden nach islamischer Tradition Gräber meist von männlichen Angehörigen selbst ausgehoben. Dazu sagt die Stadt Düsseldorf: „Das Ausheben und Verfüllen der Gräber erfolgt gemäß § 10 Friedhofssatzung durch die Verwaltung. In einzelnen Fällen und auf besonderen Wunsch hin haben Angehörige beim Verfüllen von Gräbern symbolisch mitgeholfen.“
Wie oft die Möglichkeit der Bestattung im Leichentuch seit der Änderung genutzt wurde, kann die Stadt nicht sagen, allerdings gibt es auf dem Friedhof in Itter ein zentrales Grabfeld für Bestattungen nach islamischem Ritus (unter Berücksichtigung von Grabausrichtung, Bestattungsablauf, Bestattung im Tuch, Ewigkeitsanspruch, Gestaltung o. ä.). Dort wurden laut Statistik der Stadt seit 2006 insgesamt 1054 Muslime beerdigt, in diesem Jahr bislang rund 40.
Bestattungen auch auf anderen Friedhöfen möglich
„Allerdings gibt es auch Fälle, in denen Angehörige ihre muslimischen Verstorbenen auf anderen Friedhöfen der Stadt beerdigen lassen wollen. Geeignete Grabstätten werden dann im Einzelfall mit der örtlichen Friedhofsleitung ausgesucht“, erklärt die Stadt. „Zahlen hierzu gibt es aber nicht, da die Konfession der Verstorbenen nicht erfasst wird.“ Insgesamt wurden seit 2006 in Düsseldorf bis Ende Juni diesen Jahres 91.114 Menschen beerdigt, im vergangenen Halbjahr 2744.
Darüber hinaus hat sich auch ein deutschlandweiter „Trend“ der vergangenen Jahre in Düsseldorf durchgesetzt: „Was die Beisetzungen insgesamt anbelangt, so lag der Sarganteil im Jahr 2006 noch bei 56 Prozent, sank jedoch langsam. 2011 wurden etwa gleich viele Särge wie Urnen beerdigt. Aktuell nähert sich der Urnenanteil 70 Prozent“, sagt die Stadt.
Muslime lassen sich häufiger in Deutschland beerdigen als früher
„Mittlerweile gibt es auf verschiedenen Friedhöfen muslimische Gräberfelder, dem Wunsch kommen die Friedhofsverwaltungen durchaus nach“, sagt Monika Lent-Öztürk, erste Vorsitzende des gemeinnützigen Vereins „Mosaik“, der viele internationale Mitglieder, darunter auch zahlreiche Muslime, hat. Außerdem gehen auch viele Muslime der jüngeren Generation in die Richtung, dass sie sich in Deutschland beerdigen lassen wollen und nicht in das jeweilige Heimatland gebracht werden. „Sie merken, dass ihre Angehörigen eben in Deutschland sind und sich niemand um das Grab kümmern könnte“, so Lent-Öztürk.
Dennoch würden immer noch viele Familien aus Tradition ihre verstorbenen Angehörigen in der „Heimaterde“ beerdigen. Mittlerweile gebe es aber auch viele muslimische Bestattungsunternehmen, die sich um die Familien kümmern, aber auch die deutschen Bestattungsunternehmen werden immer diverser und vielfältiger, meint Lent-Öztürk. „Es ist ein Prozess im Wandel.“