Düsseldorf. Vor 13 Jahren wird Parkhaus-Wächter Augustine O. in Düsseldorf brutal ermordet. War er zur falschen Zeit am falschen Ort? Diese Theorien gibt es.

  • Im April 2011 wird der Wachmann eines Düsseldorfer Parkhauses ermordet
  • Warum der Familienvater sterben musste, ist bis heute nicht geklärt
  • Auch ein Auftritt in der ZDF-Show „Aktenzeichen XY ungelöst“ führte nicht zu der Lösung

Augustine O. lebt zurückgezogen in einem kleinen Dörfchen am Niederrhein. Er gilt als unbescholtener Familienvater, seit eineinhalb Jahren arbeitet der 40-Jährige, der 1990 aus Nigeria nach Deutschland gekommen ist, aushilfsweise als Sicherheitskraft in einem Düsseldorfer Parkhaus.

Er hat zwei Kinder in Nigeria, eine Tochter in Deutschland und ist verheiratet. In Medienberichten wird er als fürsorglicher Vater beschrieben, sei in seiner Kirchengemeinde sehr aktiv und als Prediger beliebt. „Er steht, wie man so schön sagt, mitten im Leben. Bis zum 11. April dieses Jahres“, wird Moderator Rudi Cerne später in der Sendung „Aktenzeichen XY ungelöst“ sagen, bevor er den Fall vorstellt, der in Düsseldorf noch immer Rätsel aufwirft.

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Parkhaus-Mord in Düsseldorf: Wachmann stirbt an tiefen Messerstichen in den Oberkörper

Es ist Sonntagabend, der 10. April 2011, als Augustine O. aus dem Kreis Viersen nach Düsseldorf fährt, um seinen Dienst im Parkhaus an der Berliner Allee anzutreten. Als er am Steuer seines Wagens sitzt, ahnt er wohl kaum, dass es seine letzte Schicht im Parkhaus sein wird. Um 0.25 Uhr klingelt das Telefon der Polizei: Anwohner sind von dem Geschrei mehrerer Männer wach geworden, dann wird es kurz still.

Der 40-Jährige liegt blutend an der Rampe des Kaufhof-Parkhauses an der Bahnstraße, nachdem er sich kurz zuvor aus dem Gebäude geschleppt hatte. Dazu, was ein paar Minuten vorher im Parkhaus, das die Polizei in einer öffentlichen Pressekonferenz als „Junkie-Treffpunkt“ bezeichnet, passiert sein muss, wird es später mehrere Theorien geben. Eine Aussage kann Augustine O. nicht mehr machen – er stirbt an den tiefen Messerstichen in seinen Oberkörper im Krankenhaus, ohne vorher noch einmal das Bewusstsein zu erlangen.

Cold Cases in Düsseldorf: Eine Serie

Immer wieder tauchen in der Historie der Düsseldorfer Polizei Mordfälle auf, die nie gelöst werden konnten. Mit der Aufnahme der BAO (besondere Aufbauorganisation) Cold Cases im November 2012 hat sich die Polizei des Landes NRW umfassend mit allen Cold Cases aus den Jahren 1970 bis 2016 beschäftigt.

Nach Auflösung dieser BAO im April 2023 wurde und wird die Ermittlungsarbeit in den jeweiligen Kreispolizeibehörden fortgeführt. Die neuen technischen Möglichkeiten könnten zur Auflösung einzelner Fälle führen, wie Guido Adler, Erster Kriminalhauptkommissar des Polizeipräsidiums Düsseldorf, erklärt: „Der Fortschritt im Bereich der wissenschaftlichen Untersuchungsmöglichkeiten, insbesondere im Bereich der DNA-Analyse, eröffnen neue Ermittlungsansätze durch die Untersuchung der noch vorhandenen Asservate auf entsprechende Spuren.“

In einer Serie stellen wir in nächster Zeit einzelne ungelöste Fälle vor, die sich derzeit beim Polizeipräsidium in Düsseldorf in Bearbeitung befinden.

Cold Case Düsseldorf: Nach Mord an Parkhauswächter – Polizei fehlt jede Spur

Nach der verhängnisvollen Nacht im Düsseldorfer Parkhaus fehlt den Polizeibeamten jede Spur. Die Mordkommission kann einen rassistischen, fremdenfeindlichen Hintergrund zwar nicht ausschließen, doch außer, dass Augustine O. aus Nigeria stammte, gibt es keine Hinweise auf ein solches Motiv. Sein privates Umfeld ist völlig unverdächtig, heißt es in einem NRZ-Bericht über den Mord im Parkhaus. Klar ist zu dem Zeitpunkt nur, dass auf Augstine O. auf dem Parkdeck 1 mehrmals eingestochen wurde.

Möglich ist es, dass der Wachmann ein Zufallsopfer gewesen ist. Die Polizei vermutet, dass der 40-Jährige in der Tatnacht etwas gesehen hatte, was er nicht sehen durfte. Vielleicht hatte er Kleinkriminelle erwischt, wie sie versuchten, einen Geldautomaten oder Autos aufzubrechen… Spuren dazu gibt es keine – fast keine.

In dem Büro des Parkhauses an der Berliner Allee in Düsseldorf arbeitete der Wachmann Augustine O. (Archivfoto)
In dem Büro des Parkhauses an der Berliner Allee in Düsseldorf arbeitete der Wachmann Augustine O. (Archivfoto) © WAZ FotoPool | KITSCHENBERG, Kai

Lediglich die Überwachungskameras umliegender Geschäfte zeigen um die Tatzeit zwei Männer, die sich schnell und auffällig vom Tatort in Richtung Oststraße und dann Richtung Graf-Adolf-Straße entfernen. Identifiziert werden können sie nicht. Auch DNA-Spuren auf der Kleidung des Opfers, in die die Beamten zunächst Hoffnung stecken, führen ins Nichts.

Cold Case Parkhaus-Mord lief im ZDF bei „Aktenzeichen XY ungelöst“ im Jahr 2011

Selbst ein Auftritt in der ZDF-Fernsehshow „Aktenzeichen XY ungelöst“, etwa ein halbes Jahr nach der Tat, bleibt ohne Erfolg. Das Team rund um Guido Adler, Erster Kriminalhauptkommissar am Polizeipräsidium Düsseldorf und damals Leiter der „Mordkommission Parkhaus“, gräbt sich einmal durch das ganze Privatleben des Familienvaters, der am Niederrhein im Dorf Schaag lebte.

In einem Artikel der NRZ vom 12. April 2011 schreibt ein Kollege von einem „Phantom“, das die Düsseldorfer Polizei jagt. Rund ein Jahr später wird der Fall dann offiziell zu den Akten gelegt – als erstes ungelöstes Tötungsdelikt seit 2003. „Es gibt keinen einzigen Ansatz, um weiter ermitteln zu können“, sagt Polizeisprecher Andreas Czogalla Ende März 2012. „Auf dem Friedhof liegt ein Mann, von dem, bis auf den Mörder und vielleicht dessen Komplizen oder Auftraggeber, niemand weiß, warum er sterben musste“, heißt es in dem NRZ-Artikel aus 2012, nachdem die Ermittlungen erstmals eingestellt wurden.

Düsseldorfer Parkhaus-Mord wird am Polizeipräsidium nun weiter bearbeitet

Es gilt bis heute als einziger Fall der 20 „Straftaten gegen das Leben“ aus 2011, den die Kripo nicht klären konnte. Doch ganz aufgeben will die Kriminalpolizei scheinbar nicht: 2021 wurden die Ermittlungen im Rahmen der BAO Cold Cases des Landes NRW wieder aufgenommen, mittlerweile kümmert sich das Polizeipräsidium Düsseldorf weiter um den Fall, wie Guido Adler, der damals bereits für den Fall zuständig und bei Rudi Cerne im TV-Studio war, heute auf NRZ-Anfrage erklärt.

Bisher fehlen weiterhin Spuren und Hinweise, die abschließend zur Aufklärung des Mordes an dem Parkhauswächter führen können – und noch immer weiß niemand genau, warum der 40-jährige Familienvater in der Nacht im April 2011 sein Leben verlieren musste.

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