Düsseldorf. Eine neue ökologische Art der Bestattung macht derzeit Schlagzeilen. Bei den Düsseldorfer Beerdigungsinstituten gibt es dazu gemischte Meinungen

Neben den „klassischen“ Beerdigungen wie der Erdbestattung, der Naturbestattung oder der Feuerbestattung gibt es bereits zahlreiche kuriose Alternativen. Bei der Ballonbestattung etwa hebt der Angehörige samt Asche des Verstorbenen mit einem Heißluftballon ab und verstreut die Überreste in der Luft. Nun macht eine neue und ökologische Art der Bestattung Schlagzeilen. In Düsseldorf ist sie sogar Thema im Ausschuss: Die Ratsfraktion der Linken möchte die „Reerdigung“ in Düsseldorf möglich machen. Die Begründung im entsprechenden Antrag lautet: Diese Art der Bestattung sei besonders klimafreundlich.

„Reederdigung“ statt Beerdigung

Bei einer Reerdigung wird der Körper des Verstorbenen in einem Kokon auf einem Bett aus pflanzlichen Materialien (Blumen, Stroh, Grünschnitt) gebettet. Im Kokon verbleibt der Verstorbene für 40 Tage, wo er von natürlichen Mikroorganismen in fruchtbare Muttererde „transformiert“ wird. Die Erde wird dann in einem Friedhofsgrab nach Wahl beigesetzt, das von den Angehörigen bepflanzt und gestaltet werden kann. Diese ökologische Variante der Bestattung soll dem Vernehmen nach im Vergleich zur Feuerbestattung rund eine Tonne CO² einsparen.

Nachfrage an ökologischen und nachhaltigen Beisetzungen

Stephan Kamsel, Mitarbeiter bei Peter Jung-Bestattungen in Heerdt, hat zu dieser ökologischen Form der Bestattungen erst vor kurzem einen Artikel in einer Bestatterfachzeitschrift gelesen. „Ich finde, dass diese Art der Bestattung eine super Sache ist“, sagt Kamsel. Sollte die Reerdigung möglich werden, kann er sich gut vorstellen, diese in das Angebot seines Bestattungsinstitutes aufzunehmen. „Aber man müsste natürlich erstmal schauen, wie es von den Kunden angenommen wird“, sagt Kamsel.

Michael Fietz, Inhaber von Karl Beltermann-Bestattungen in Wersten, hat von der Reerdigung ebenfalls schon gehört. „Privat bin ich auch sehr auf Nachhaltigkeit bedacht und bin somit offen für alles. Ich würde die Reerdigung in meinem Institut prinzipiell anbieten“, sagt Fietz. Dennoch sagt er: „Man müsste aber natürlich erstmal schauen, wie viel Energieaufwand bei der Reerdigung wirklich aufgebracht werden müsste.“ Bedarf für eine grüne und ökologische Bestattung sehe Fietz allerdings jetzt schon.

Kritik von Düsseldorfer Bestattungsinstituten

Friedrich Neuhaus, Geschäftsführer des gleichnamigen Bestattungsinstituts in Rath, äußert sich hingegen kritisch in Bezug auf die Reerdigung. „Für mich persönlich wäre das nichts, da muss ich wirtschaftlich denken.“ Er kenne zwar keine genauen Preise, glaubt aber nicht, dass es günstig sei. „Es müsste unglaublich viel Energie hinzugefügt werden. Das ist vom Kostenfaktor dann auch nicht attraktiv für die Hinterbliebenen“, betont Neuhaus weiter. „Ich glaube auch nicht, dass diese Form der Bestattung sinnvoll für den Trauerprozess der Hinterbliebenen ist. Schließlich wird der Verstorbene in einem Behältnis kompostiert.“

Katja Salm, Geschäftsführerin von Bestattungen Carl Salm, hat bisher noch nichts von dieser Art der Bestattung gehört. Sie fragt sich aber, wie praktisch diese Reerdigung eigentlich ist. „Im Bestattungsgesetzt gibt es Vorschriften über die Hygiene. Da muss man ja erstmal schauen, ob das eingehalten werden kann.“ Zudem betont Salm weiter: „Grundsätzlich sind Beerdigungen bereits ökologischer Natur.“

Feuerbestattungen aktuell am beliebtesten

Aktuell verzeichnen alle Geschäftsführer und Inhaber der Bestattungsinstitute eine höhere Nachfrage an Feuerbestattungen. „Feuerbestattungen sind bei uns rund 70 Prozent aller Beisetzungen“, sagt Friedrich Neuhaus aus Rath. „Im Osten Deutschlands sind sie schon bei 95 Prozent der Bestattungen vertreten. Da kommen wir auch bald hin“, sagt Neuhaus.

Die Stadt verzeichnete 2021 insgesamt 2752 Feuerbesetzungen (darunter 64 Ascheverstreuungen) und 2322 Erdbestattungen (darunter 337 Sargrasengräber). Zusätzlich gab es 158 Baumbestattungen.