Düsseldorf. Was passiert, falls am Airport Düsseldorf ein Hochinfektions-Patient landet? Damit die Uniklinik vorbereitet ist, startete sie eine große Übung.
Am Donnerstagvormittag ist es auf dem Gelände des Düsseldorfer Uniklinikums (UKD) ruhig. Doch in der Einfahrt des Leber- und Infektionszentrums macht sich ein Team aus Notärzten und Notfallsanitätern in gelben Schutzanzügen bereit, als ein unscheinbarer Rettungswagen das Zentrum ansteuert. Denn darin kommt ein Hochinfektionspatient aus Irland, infiziert mit dem Lassafieber, hochansteckend und äußerst tödlich. Doch eigentlich besteht an diesem Vormittag für niemanden Gefahr. Der irische Patient ist weder Patient noch Ire – sondern ein Mitarbeiter des Gesundheitsamts Düsseldorf.
Notfallübung zwischen drei Ländern
Bei diesem Krankentransport handelt es sich nämlich um eine Übung. Das Gesundheitsamt, die Feuerwehr, der Flughafen und das UKD proben die länderübergreifende Verlegung eines Hochinfektionspatienten in die Sonderisolierstation (SIS) des UKD. Auch Irland und Norwegen waren beteiligt. Ein norwegisches Team übernahm mit einem kleinen Flugzeug den Patiententransport aus Irland zum Düsseldorfer Flughafen. Doch der „Infizierte“ stieg erst in Düsseldorf zu: Thomas Poschkamp leitet die Notfallpsychologie des Gesundheitsamtes. Als simulierter Patient meldete er sich freiwilig. „Das war für mich die beste Beobachterrolle“, erklärt er nach der Übung. So könne er auf die Erfahrung, wie dieser Transport für Patienten ist, in Zukunft auch im Kontakt mit deren Angehörigen zurückgreifen.
Für den Transport - und das ist ein Novum in Düsseldorf - begab Poschkamp sich am Flughafen in ein „Epishuttle“. Dabei handelt es sich um ein Isolationssystem, das Patienten auf einer Trage unter einer Art durchsichtiger Glocke abschirmt. Darin wird ein Unterdrück erzeugt, der sicherstellt, dass keine Erreger aus dem Behältnis entweichen. So müssen die transportierenden Rettungskräfte selbst keine Schutzanzüge tragen. „Es war deutlich angenehmer als ich dachte“, so Poschkamp über seine zweieinhalb Stunden im Shuttle. Atmen sei darin problemlos möglich, und die Temperatur sei auch kein Problem.
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Ein norwegischer und ein Düsseldorfer Notarzt begleiteten Poschkamp während des Transports. Die Polizei Düsseldorf sicherte den Weg zur SIS ab und begleitete die Kräfte des Gesundheitsamts und der Feuerwehr auf dem Transportweg.
Isolierstation schützt vor Ausbruch tödlicher Krankheiten
Nach der Ankunft am Infektionszentrum in der Düsseldorfer Uni werden Patienten von speziell geschulten Pflegekräften der Isolierstation durch eine Schleuse gebracht. Auf der Station wird er aus dem Epishuttle auf ein Bett verlegt. Im echten Betrieb herrscht in diesem Teil des Infektionszentrums, mit drei Betten, ein Unterdruck: So können Patienten mit gefährlichen „high-consequence infectious diseases“ (HCID) wie Ebola oder eben dem Lassafieber liegen, ohne andere Patienten in Gefahr zu bringen. Abschließend steht die Dekontaminierung der Gebläsefilteranzügen an. Gründlich spülen die Mitarbeiter des UKD das Epishuttle und ihre Anzüge ab, damit es keine gefährlichen Erreger aus dem isolierten Stationsteil schaffen. Zumindest, wenn mal der echte Ernstfall eintritt. Die Abwässer aus der SIS werden dabei aufgefangen und sterilisiert.
Einen echten Fall eines mit einer HCID infizierten Patienten gab es am Uniklinikum noch nie, erklärt Stefan Boxnick, Leitender Koordinator der SIS. „Den letzten begründeten Verdachtsfall hatten wir 2022.“ Damals ging es um Ebola. Seit 2011 gibt es die Station, seit 2014 ist sie betriebsbereit, erlärt er. Die Station ist eines der sieben HCID-Behandlungszentren in Deutschland. „Hochfahren können wir die Anlage in drei bis fünf Minuten.“ 80 Pflegekräfte und 30 Ärzte des UKD verfügen über die notwendige, jährlich wiederholte, Schulung, um in der SIS zu arbeiten. Wenn der Ernstfall eintritt, werden sie sofort informiert.
Probe verlief erfolgreich
„Diese Übung ist für die Landeshauptstadt sehr wichtig“, erklärt unterdessen Max Skornig, Chef des Düsseldorfer Gesundheitsamtes. „Zwar werden regelmäßig Hochinfektionstransporte trainiert, doch diese geht viel weiter.“ Neben der praktischen Übung stehe im Vordergrund auch die kommunikativen Schnittstellen auf europäischer Ebene und der Austausch mit Partnern in Irland und Norwegen. Das Gesundheitsamt leitete für Deutschland federführend die Planung der Übung.
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Eine komplette Auswertung gibt es erst am Folgetag, direkt nach Abschluss zieht Skornig allerdings schon eine positive Bilanz: „Es ist sehr gut verlaufen.“ Das gelte ebenso für die Kommunikation im Hintergrund. Auch Bernd Braun, Ansprechpartner der Feuerwehr für die Übungsleitung, lobt den Ablauf. „Die Kommunikation lief sehr gut. Und das System hat einwandfrei funktioniert.“