Düsseldorf. Bundesweit gab es in Pflegeberufen zuletzt immer weniger Auszubildende. Nicht in allen Düsseldorfer Krankenhäusern zeigt sich der Trend.

2022 fingen deutlich weniger Menschen in Deutschland eine Ausbildung zur Pflegekraft an, als noch im Jahr zuvor. Das zeigen (bisher noch vorläufige) Zahlen des Statistischen Bundesamtes.

In NRW sind es neun Prozent weniger Pflege-Azubis. Zwar gibt es im Bundesland nach Daten von IT.NRW ohnehin einen Azubi-Rückgang auf alle Berufe gerechnet, der fällt mit 2,9 Prozent aber im Vergleich geringer aus.

Viele Stellen am UKD bleiben frei

Merkbar wird diese Entwicklung etwa im Düsseldorfer Universitätsklinikum (UKD). Dort starten Ausbildungen für Pflegefachfrau und Pflegefachmann jeweils zum 1. März, 1. September und 1. November. Von 25 Ausbildungsplätzen konnten im vergangenen Jahr im März nur 20 und im November nur 17 besetzt werden. Von 50 Plätzen zum September blieben elf frei.

„Aus der langjährigen Erfahrung kann ich sagen, dass das UKD in den Pflegeberufen ein begehrter Ausbildungsort ist und das vollständige Besetzen der Ausbildungsplätze bis 2021 gelang“, erklärt Pflegepädagoge Matthias Grünewald, der das Pflege-Ausbildungszentrum am UKD leitet. Doch auch diesen März war die Vollbesetzung nicht möglich, von 25 blieben fünf Plätze frei.

Eine Ursache, die Grünewald dahinter sieht: „Durch den Wegfall der Beschränkungen während der Corona-Pandemie, wie zum Beispiel Reisen, stehen temporär weniger junge Menschen dem Ausbildungsmarkt zur Verfügung.“ Auch eine andere Folge der Pandemie könnte dazu beitragen, mutmaßt er: „Ein am Ausgang der Corona-Pandemie beschädigtes Sozialprestige des Pflegeberufes, der in der Pandemie auch von den Medien als wichtig, aber dauerhaft überbelastet dargestellt wurde.“

Weniger Azubi-Bewerbungen am LVR-Klinikum

Um dieses Prestige aufzubessern wäre eine „realistische“ Darstellung der beruflichen Aufgaben, der Karrierewege und Aufstiegschancen im Beruf sowie über das Gehalt hilfreich, erklärt Grünewald. Auf ihrem „Bewerberportal Pflege“ informiert die Uniklinik mit Beispiel-Werdegängen darüber, was Azubis nach ihrem Examen an möglichen Weiterbildungen und Gehalt erwarten können. Auch wenn die positiven Entwicklungen der Arbeitsbedingungen, so der im vergangenen Jahr geschlossene Tarifvertrag Entlastung, bekannter werden, könnte das die Beliebtheit des Berufes verbessern, denkt Grünewald.

Am LVR-Klinikum Düsseldorf geht zwar nicht die Anzahl der Azubis zurück, wohl aber die der Bewerbungen, wie Peter Schlagloth, Leiter der LVR-Pflegeschule erklärt: „Wir stellen über die letzten Jahre einen kontinuierlichen Rückgang des Interesses an einer Ausbildung fest. Das ist deutlich zu merken.“ Der Rückgang der Bewerbungen betrage im Vergleich zu den vergangenen Jahren etwa zwanzig bis dreißig Prozent.

Insgesamt 168 Ausbildungsplätze gibt es an der Pflegeschule, jeweils 28 neue Azubis starteten im April und vergangenen Oktober. Generell, vermutet er, sei die Attraktivität von Ausbildungen niedrig – rund zwei Drittel der Schulabgänger wollen studieren, so Schlagloth. Auch die mediale Darstellung des Berufes komme erschwerend hinzu: Darin werde der Beruf als sehr anstrengend, mit schlechter Bezahlung dargestellt.

Forderung nach Imagekampagnen

Dagegen seien Bezahlung in der Ausbildung im Vergleich zu anderen Ausbildungen und Karrierechancen sehr gut. „Für uns bedeutet das einen deutlich erhöhten Aufwand und Anstrengungen in der Akquise neuer Auszubildender“, so Schlagloth. Helfen könnten etwa Imagekampagnen für den Pflegeberuf und der Einsatz für eine bessere Bezahlung der examinierten Pflegekräfte. Auch bundeseinheitliche Regelungen zur Ausbildung und dem Einsatz von Pflegepädagoginnen würden helfen, denkt er.

Auch am Evangelischen Krankenhaus (EVK) in Bilk geht seit einigen Jahren die Zahl der Bewerber zurück, sagt EVK-Sprecherin Mareike Dietzfelbinger: „Seit der Pandemie haben wir den Eindruck, dass der Pflegeberuf als weniger attraktiv wahrgenommen wird.“ Insgesamt bietet die Stiftung EVK Düsseldorf 130 Pflege-Ausbildungsplätze an, dazu kommen 100 Plätze an der Schule für Physiotherapie. Das EVK teilt sich die Pflegeschule mit den Sana-Kliniken. Am 1. April startete eine Klasse mit 37 Azubis , davon 15 aus dem EVK.

Einige Kliniken bieten sogar mehr Ausbildungsplätze

An anderen Düsseldorfer Kliniken scheint sich der Trend hingegen nicht abzuzeichnen. So bei den Sana-Kliniken in Benrath und Gerresheim: „Die Sana Kliniken Düsseldorf hatten – auch in der Corona-Pandemie – immer mehr Anfragen als Plätze“, erklärt Sprecherin Katharina Stratos. „Darum haben wir 2021 unsere Ausbildungszahl für Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner von 60 auf 120 verdoppelt, stellen zusätzlich zu September auch im April ein.“

Insgesamt 117 Ausbildungsplätze bieten die Kliniken nun gleichzeitig, jeweils elf neue Plätze im April, 28 im September. „Aktuell haben wir acht Auszubildende am 1. April eingestellt. Ein bisschen Luft ist noch nach oben“, so Stratos.

Auch in den Kliniken des Verbund Katholischer Kliniken (VKKD) könne der bundesweite Trend nicht bestätigt werden, sagt Pressesprecherin Hannah Blake: „Im Gegenteil: in unseren Einrichtungen werden jedes Jahr eher kontinuierlich mehr Plätze für die Ausbildung zur Pflegefachfrau und zum Pflegefachmann angeboten und auch besetzt.“ Zum VKKD gehören fünf Kliniken und das Westdeutsche Diabetes- und Gesundheitszentrum. Rund 190 Azubis sind dort gerade in der dreijährigen Pflegeausbildung, so die Sprecherin. Die Ausbildung startet zweimal jährlich, Plätze blieben dabei keine frei.