Düsseldorf. Viele Menschen mit Corona-Langzeitfolgen warten auf durchschlagende Therapieansätze. Medikamente wirken bisher nur in wenigen Fällen.

Die prägenden Bilder der Corona-Pandemie, Menschen mit Masken im Nahverkehr und lange Schlangen vor Testzentren, sind aus Düsseldorf verschwunden. Aktuelle Infektionszahlen sind nicht mehr so einfach zu finden, die Stadt hat etwa ihre Seite mit aktuellen Corona-Zahlen mittlerweile vom Netz genommen. Mehr als 278.000 Infektionen in Düsseldorf waren bis zum Ende des städtischen Services gemeldet worden. Die Isolationspflicht entfiel schon im Februar. Und doch ist die Pandemie zumindest für diejenigen, deren Covid-Erkrankung andauernde Folgen hat nicht vorbei. Ein Durchbruch bei der Therapie von „Long Covid“ steht aus – deswegen will Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach mit einer neuen Initiative aushelfen, die Forschung an durchschlagenden Arzneimitteln fördern soll.

Laut Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) leiden bis zu 36 Millionen Menschen in Europa unter Langzeitfolgen einer Covid-Infektion. Zahlen über Long-Covid-Fälle in Düsseldorf gibt es nicht: „Da es keine Meldepflicht für Long Covid gibt, sind keine verlässlichen Aussagen zu treffen“, erklärt Stadtsprecher André Schahidi.

Mehr als 400 Patienten im UKD

Von Düsseldorfs Krankenhäusern gibt es nur im Uniklinikum (UKD) eine Long-Covid-Ambulanz. „Das UKD hatte innerhalb der letzten drei Jahre über 400 Patienten mit Long-Covid-Verdacht und/oder gesicherter Long-Covid-Erkrankung“, erklärt Alexander Mertens, Facharzt für Innere Medizin aus der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie des UKD. „Der weitaus größte Teil dieser Patienten haben wir wiederholt beziehungsweise über einen längeren Zeitraum in unserer Long-Covid-Ambulanz betreut.“

Durch die Arbeit des UKD im Bereich der Nachsorge und Long Covid-Betreuung habe man dort über die vergangenen Jahre viel Erfahrung sammeln können. „Leider steht für die überwiegende Anzahl von Menschen mit Long-Covid weiterhin keine medikamentöse Therapie zur Verfügung“, erklärt Mertens. Die Behandlung beschränke sich häufig auf unterstützende Maßnahmen wie Rehabilitation, Physiotherapie und Anpassung der persönlichen sowie beruflichen Lebensumstände. Nur für eine sehr begrenzte Anzahl für Patienten mit spezifischen Begleiterkrankungen stehen Therapieansätze zur Verfügung, erklärt der Facharzt.

„Beyond-Covid“-Studie soll Erkenntnisse liefern

Ein Problem stelle die klare Abgrenzbarkeit des „Symptomkomplexes ‘Long-Covid’“ dar. Darüber, und warum sich in individuellen Fällen Long-Covid entwickelt oder eben nicht, soll auch das eigene Studienprojekt des UKD Erkenntnisse liefern. Deutlich mehr als 200 Menschen hat die Uniklinik in die „Beyond-Covid“-Studie eingeschlossen: „Diese Studie ist eine durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft in NRW geförderte multizentrische Studie, an der alle Universitätskliniken in NRW teilnehmen“, erklärt Mertens. „Hierbei werden sowohl Patienten mit Long-Covid als auch symptomfreie nach einer Covid-Infektion über einen langen Zeitraum überwacht.“

Das Uniklinikum dankt dem Wissenschaftsministerium für die „vorausschauende“ Förderung der aktuellen Studienprojekte und begrüßt auch die Initiative des Bundesgesundheitsministeriums. „Es besteht weiterhin ein hoher Versorgungsbedarf, der durch die bestehenden Strukturen nicht hinreichend gedeckt und finanziell abgegolten werden kann.“ Grundsätzlich gebe es eine langsame Abnahme der Anfragen für die „Long-Covid“-Sprechstunde des UKD, doch weiterhin übersteigen die Anfragen die Terminkapazität.