Düsseldorf. Kanadagänse in den Parks und vor allem ihr Kot nerven Besucher. Die Stadt Düsseldorf kämpft dagegen an – und setzt auf Unterstützung der Bürger.
Manchmal ist es gut, den Blickwinkel zu ändern. „Schauen Sie sich doch mal an, was für ein toller, stolzer Vogel das ist.“ Für Tobias Krause von der Unteren Naturschutzbehörde sind die Kanadagänse in erster Linie schöne Tiere. Für Aufsehen gesorgt haben die Gänse in den vergangenen Jahren allerdings weniger mit ihrem hübschen Gefieder als vielmehr mit dem Kot, den sie in Düsseldorfs Parks und auf den Wiesen am Rhein hinterlassen. Das können je nach Art und Menge des Futters bis zu zwei Kilo pro Tier an einem Tag sein.
Wer schon mal vergeblich versucht hat, im Sommer ein Plätzchen fürs Picknick zu finden, ohne in der Gänsekacke zu sitzen, dem fällt der wohlwollende Blick auf die Tiere schwer. Viele empfinden sie als Plage und sind genervt, dass sie das kostbare Grün in der Freizeit nicht nur mit den Mitmenschen, sondern auch mit mehr als tausend Kanadagänsen teilen müssen. In ganz Düsseldorf leben nach den jüngsten Zählungen der Stadt 1105 Gänse, in den Parks sind es 850.

Dass es nicht noch viel mehr sind, hat mit dem Düsseldorfer „Gänsemanagement“ zu tun. Nachdem sich die Anzahl der Kanadagänse in den Parks von 2009 bis 2017 verdreifacht hatte, ist die Stadt aktiv geworden und greift seitdem in den natürlichen Fortpflanzungsrhythmus der Tiere ein. Mit Maßahmen, die schon jetzt im März beginnen, wenn auch die Gänse Frühlingsgefühle haben.
Im Auftrag der Stadt ist jetzt eine Biologin unterwegs, um nach den Brutplätzen der Kanadagänse Ausschau zu halten. „Das ist unsere Gänseflüsterin“, sagt Tobias Krause über die Mitarbeiterin, die mit Fingerspitzengefühl dafür sorgt, dass nicht alle Eier in den rund 150 Nestern der Tiere bleiben. Zuschauen dürfen wir ihr dabei leider nicht. Das, so die Stadt, würde bei der Arbeit stören.
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Wer aufmerksam hinschaut, der sieht, was der Frühling mit den Gänsen macht: Sie sind als Paare unterwegs. Tobias Krause empfiehlt, die Aufmerksamkeit mal weg von den unschönen Kothaufen auf das wunderbare Naturschauspiel zu lenken. „Es ist einfach toll, wie gut so ein stolzer Ganter für sein Weibchen sorgt, das die ganze Zeit nur futtert.“ Das kann man nicht nur sehen, sondern auch hören. Mit viel Radau verteidigen die Männchen ihre Gefährtinnen.
2023 wurden in Düsseldorf 700 Gänseeier aus den Nestern geholt
Die Brutplätze sind umkämpft. „Es gibt nicht so viele Neststandorte“, sagt Tobias Krause. Das bedeutet auch, dass nur ein Teil der Tiere überhaupt brüten kann. Im Benrather Schlosspark zum Beispiel, wo laut Krause zu Spitzenzeiten 80 Tiere sind, hat im vergangenen Jahr nur ein Paar Junge bekommen. Zwei Eier lässt die Biologin bei der Kontrolle in den Nestern. Würde man ihnen mehr Eier wegnehmen, könnten die Tiere erneut brüten. 2023 wurden im gesamten Stadtgebiet 700 Eier aus den Nestern geholt. Der Anteil der Jungvögel konnte so von mehr als 30 Prozent im Jahr 2013 auf neun Prozent im Jahr 2023 gesenkt werden.
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Tobias Krause bezeichnet das Gänsemanagement als erfolgreich. Nicht nur das Wachstum konnte gestoppt werden. Im zweiten Jahr in Folge seien die Gesamtzahlen rückläufig. Das würde auch die Bevölkerung merken, die Anzahl der Beschwerden über die Tiere sei zurückgegangen. Dennoch: Die Verschmutzung der Grünflächen ist nach wie vor ein Problem. „Für die Hauptzeiten, in denen sich die Gänse in den Parkanlagen aufhalten, werden daher häufige Pflegeintervalle beibehalten“, teilt die Stadt mit. „In erster Linie werden besonders stark frequentierte Bereiche gereinigt.“ Der Kö-Bogen wird von der Awista zum Teil täglich gereinigt.
Das Düsseldorfer Gänsemanagement
Nach sechs Jahren „Gänsemanagement“ hat die Stadt im Jahr 2023 Bilanz gezogen. Mit 1105 Tieren ist die Gesamtzahl der Kanadagänse auf dem bisher niedrigsten Niveau nach Beginn der Maßnahmen. In den Parkanlagen wurden 2023 insgesamt 850 Gänse gezählt.
Hinderlich bei der Begrenzung der Gänsepopulation sei das Füttern der Vögel. Nach der Straßenordnung der Landeshauptstadt Düsseldorf besteht ein Fütterungsverbot für wildlebende Tiere, also auch für Kanadagänse. Hinweisschilder machen in den Parks darauf aufmerksam. Die Stadt kontrolliert und ahndet das Verbot.
Bedingt durch die hohe Lebenserwartung der Gänse müssen laut Stadt die Bestrebungen zur Reduzierung der Bestände in den kommenden Jahren fortgesetzt werden.
„Man muss aber auch sehen, dass die Gänse nur wenige Monate im Jahr ein wirkliches Problem sind“, meint Tobias Krause. Von Mai bis Juli bevölkern sie die Parks und verschwinden wieder, wenn die Jungen flügge sind. „Mitte Juli ist der Spuk vorbei.“ Nur der Kot bleibt zurück. Je nach Witterung wird er vom Regen weggespült oder kann bei Trockenheit zumindest grob mit Spezialmaschinen vom Rasen gekehrt werden.
„Wir versuchen, die Kot-Thematik immer besser in den Griff zu bekommen, aber dazu brauchen wir auch die Unterstützung der Menschen.“ Tobias Krause meint diejenigen, die trotz Verbots die Gänse füttern. „Es würde viel weniger Gänse in den Parks geben, wenn sie hier nicht so viel Nahrung finden würden.“ Und noch ein Aspekt ist dem Naturfachmann wichtig: „Vor 100 Jahren, da gab es in Düsseldorf nicht so viele Gewässer wie heute.“ Dieser „aquatische Lebensraum“ sei von Menschen gemacht. „Wir wollen Natur in der Stadt und es ist doch toll, dass die Tiere das annehmen.“ Sein Fazit: „Wir müssen einen Weg finden, wie wir miteinander klarkommen.“
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