An Rhein und Ruhr. Jährlich überwintern 100.000 Wildgänse am Niederrhein und ziehen Touristen an. Einige Städte versuchen die Tiere aus Parks zu vertreiben.
Wenn Wildgänse am Niederrhein und im Ruhrgebiet in Scharen auftauchen, dann freuen sich entweder Touristen über ein Naturschauspiel oder die Städte suchen nach Mitteln und Wegen die Tiere aus den Stadtparks zu vertreiben. In Düsseldorf betreibt man dafür seit einigen Jahren sogar extra ein „Gänsemanagement“.
Eier-Klau: Düsseldorf hat Erfolg mit „Gänsemanagement“
Hunderttausende Wildgänse überwintern jedes Jahr im Vogelschutzgebiet „Unterer Niederrhein“. Ein beeindruckender Anblick sei es, wenn sich die Tiere dort niederlassen, sagt der Weseler Stadtsprecher Swen Coralic. Daher biete die Tourismusabteilung der Stadt auch regelmäßig Touren ins Vogelschutzgebiet an, die auch immer gut besucht werden, wie Coralic betont. „Zum Weseler Stadtgebiet gehören große, offene Flächen. Und es gibt allgemein viel Wasser,“ sagt er. Im Stadtzentrum habe man daher keine Probleme mit den Tieren. In einer Stadt wie Düsseldorf falle es viel mehr auf, wenn sich viele Gänse im Stadtgebiet aufhalten.
Die Stadt Düsseldorf betreibt daher seit 2017 ihr „Gänsemanagement“. Und das mit Erfolg, wie ein Sprecher erklärt. „Im Stadtgebiet leben aktuell 1105 Gänse.“ 2017 seien es noch 1364 Kanadagänse gewesen, die hier besonders in Parks wie dem Volkspark oder dem Hofgarten auffallen. Kern des „Gänsemanagements“ ist es, Eier aus den Nestern der Tiere zu entnehmen. Nur ein oder zwei verbleiben im Gelege, damit die Gänse keine neue Brut beginnen.
Essen flutet Insel, um keine Nistplätze zu bieten
Nötig sei dies geworden, da sich zwischen 2009 und 2017 die Zahl der Gänse im Stadtgebiet verdoppelt habe. „Mit einem weiteren Anwachsen der Population musste gerechnet werden“, so die Stadt. Und bis 2020 wuchs die Zahl der Tiere auch weiter auf 1437 Gänse. Dann folgte der Rückgang, und heute zieht die Stadt eine positive Bilanz. Bestärkt fühle man sich auch durch die ebenfalls positive Rückmeldung aus der Bevölkerung.
Eine weitere Maßnahme sei die Optimierung der Vogelinsel im Düsseldorfer Elbsee für Austernfischer, Flussregenpfeifer und Möwen, erklärt die Stadt. „Die Möwen fressen unter anderem auch Gänseeier und reduzieren so die Bestände an den Seen.“ Ähnlich geht die Stadt Essen vor, die den Gänsen keine Brutflächen bieten möchte, wie eine Sprecherin sagt. „Essen ist in den vergangenen Jahren immer grüner geworden. In den geschaffenen Grün- und Wasserflächen halten sich auch die Kanadagänse auf.“
Die Stadt zähle die Tiere zwar nicht, habe aber Maßnahmen gegen ein Anwachsen der Population ergriffen. „Im Universitätsviertel werden die Schilfinseln, die der Wasserklärung dienen sollen, bereits vor der Brutzeit geflutet und mit einem Drahtgeflecht bespannt, so dass sie zur Eiablage nicht nutzbar sind.“
Duisburg: Gänsekot könnte Gefahr darstellen
So wie in Düsseldorf den gefiederten Parkbewohnern die Eier aus den Nestern zu nehmen, ist eine Strategie, die auch in Duisburg verfolgt wird. Bereits seit 2010 betreibe man ein „Gänsemanagement“, berichtet ein Sprecher. „Zur Brutzeit von Grau- und Kanadagans im März und April suchen Mitarbeitende des Umweltamtes die Gelege auf, um die Eier zu entnehmen.“ Jedoch zähle man die Tiere auch in Duisburg nicht.
Tätig geworden sei die Stadt nach Beschwerden aus der Bevölkerung. „Eine deutliche Zunahme der Gänse in den 2000er-Jahren führte dazu, dass Liegewiesen und Spielplätze durch den Kot der Tiere in Teilen unbrauchbar waren“, so der Sprecher. Durch den Gänsekot entstehe ein Schmierfilm, der ein erhöhtes Unfall- und Verletzungsrisiko darstellen könne. Heute sei die Population der Tiere stabil.
Keine Probleme in kleineren NRW-Städten – Bejagung im Kreis Wesel
Diese Probleme der Großstädte haben kleinere Städte und Kommunen nicht oder nur in begrenztem Maße. In Kleve habe man keine Sorgen mit den Tieren, wie ein Sprecher sagt. Auch in Voerde seien keine Vorkommen in städtischen Anlagen bekannt, wie eine Sprecherin sagt. Ebenso seien die Gänse in Emmerich kein Thema, so die Stadt. In Moers derweil sehe man zwar ein höheres Aufkommen der Tiere in Parkanlagen. Dies sei aber nicht dramatisch, sagt ein Sprecher der Stadt. Daher habe man sich gegen eine Bekämpfung entschieden.
Die Gänse in Moers können also ebenso entspannt leben, wie jene auf Weseler Stadtgebiet. Mit einer Einschränkung: Noch bis zum 14. Oktober geht die Jagdzeit auf Gänse im Kreis Wesel. Die Kreisjägerschaft betont, es sei notwendig, die Tiere zu bejagen. Sie fräßen landwirtschaftliche Flächen kahl und hinterlassen dabei viel Kot. Dieser Kot wiederum gelange in das Futter von Nutztieren und führe zu Krankheiten und Infektionen, so die Jäger. Aus den erlegten Gänsen werden dann Grillwürstchen, Frikadellen oder Räucherschinken gemacht.