Voerde. Die Fernwärme-Verlegung wird auf späterem Abschnitt der Rönskenstraße auf den Betuwe-Baustellenverkehr treffen. Das sagen die Verantwortlichen.

Die scharfe Kritik an der Langzeitbaustelle der Fernwärmeversorgung Niederrhein (FN) entlang der Rönskenstraße und der dadurch verursachten schwierigen Verkehrssituation bezieht auch den Abschnitt weiter stadtauswärts mit ein, wo noch nicht gearbeitet wird. Mit Sorge und kopfschüttelnd schauen die SPD-Ratsherren Bastian Lemm, Stefan Schmitz und Ulrich Neßbach auf das, was dort noch kommen wird. Auf dem Teilstück zwischen der Zuwegung zur Fußgängerunterführung Rönskenstraße und der Straße „Im Hörsken“ fahren schwere Lastwagen zur Betuwe-Baustellen-Zufahrt – und zurück. Mitte bis Ende Mai dieses Jahres dann will die Fernwärmeversorgung Niederrhein mit den Arbeiten in dem Bereich beginnen, wie eine Sprecherin auf NRZ-Anfrage erklärt.

Die SPD-Fraktion ist der Meinung, dass die Rönskenstraße für beide Baumaßnahmen gleichzeitig nicht ausgelegt ist. Bei einem Ortstermin mit der NRZ schildern die Ratsherren Lemm, Neßbach und Schmitz die bereits durch den Betuwe-Baustellen-Verkehr bestehenden Probleme. Begegnungsverkehr mit Lastwagen oder Linienbussen ist heute schon aufgrund der verengten Fahrbahn schwierig. Denn: Die Fahrbahnränder der Rönskenstraße in dem genannten Bereich sind massiv beschädigt und ausgefahren. Besonders betroffen ist die Seite, die aus Richtung Alter Hammweg kommend auf der rechten Seite liegt. Dort stehen Baken, die ein Befahren verhindern sollen.

Beide Ränder der Rönskenstraße – hier der östlich gelegene – sind durch den Betuwe-Baustellenverkehr bereits massiv ausgefahren. Die Rönskenstraße ist dadurch schon jetzt stark verengt, argumentiert die SPD.
Beide Ränder der Rönskenstraße – hier der östlich gelegene – sind durch den Betuwe-Baustellenverkehr bereits massiv ausgefahren. Die Rönskenstraße ist dadurch schon jetzt stark verengt, argumentiert die SPD. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Auch der andere Fahrbahnrand hat mächtig gelitten. „Wenn ein Lkw kommt, bleibt keine andere Möglichkeit, als da durchzufahren“, erklärt Schmitz, der selbst an der Rönskenstraße wohnt. Er berichtet von einem Unfall, der sich vor einiger Zeit dort ereignet habe. Ein Autofahrer habe die Kontrolle über seinen Wagen verloren und sei gegen eine auf dieser Seite stehende Straßenlaterne geprallt. Die sei „Schrott“ gewesen. Eine neue wurde installiert – und so versetzt, „dass der Radweg jetzt beleuchtet ist“, berichtet Bastian Lemm, der, wie sein Kollege Schmitz, über den neuen Standort lachen muss.

Wie weit die Rönskenstraße zwischen der Einmündung zur Fußgängerunterführung an der Zugstrecke und dem Alten Hammweg in Fahrtrichtung der Straße „Im Hörsken“ ausgefahren ist, lässt sich an dem Tag des Ortstermins nicht auf Anhieb erschließen. Regenwasser hat sich dort gesammelt. Lemm und Schmitz schätzen, dass es an einer Stelle etwa 20 Zentimeter tief geht. Neben der starken Verengung der Fahrbahn, die nach Ansicht der Sozialdemokraten eine Fortführung der Verlegung der Fernwärme-Verbindungsleitung nach Friedrichsfeld an der Stelle parallel zum Betuwe-Lkw-Verkehr unmöglich macht, gibt es noch einen weiteren Aspekt, der sie umtreibt: Jene Baustelle werde auf „Höhe des Leitgrabens“ die Rönskenstraße queren und auf die andere Seite wechseln.

Sorge auch um Naturdenkmal

Dort aber befinde sich ein für Voerde „außergewöhnliches, großes Naturdenkmal“. Ulrich Neßbach deutet auf die alte Stieleiche. Diese dürfe im Bereich der Krone und besonders im Wurzelbereich nicht beschädigt werden. Durch die Verlegung der FN-Versorgungsleitung gegenüber dieser Eiche entstehe unter anderem auch an dieser Stelle ein Engpass beziehungsweise eine reduzierte Fahrbahnbreite, die gegebenenfalls für die Baufahrzeuge der Betuwe-Linie nicht ausreichend sei. Schäden an den Baum seien womöglich nicht auszuschließen, erklärt die SPD-Fraktion in einem Schreiben, das sie vor wenigen Tagen an die Stadt geschickt hat.

Die Fernwärmeversorgung Niederrhein sieht indes „keine Kollisionspunkte“ mit der laut einer Bahn-Sprecherin seit 2022 in Betrieb befindlichen Betuwe-Baustelle, die über die Rönskenstraße erreicht wird. Die Verlegung der Verbindungsleitung auf dem besagten Teilstück erst dann anzugehen, wenn die Betuwe-Arbeiten in dem Bereich abgeschlossen sind, stellt für das Unternehmen keine Option dar: Der Abschnitt könne nicht später begonnen werden, da er für die Fertigstellung der Verbindungsleitung nach Friedrichsfeld erforderlich sei. Und diese wiederum müsse zur Heizperiode 2024/25 in Betrieb genommen werden, erläutert die FN-Sprecherin. Die Maßnahme auf der Rönskenstraße will der Versorger im Sommer dieses Jahres fertigstellen.

Die Deutsche Bahn wiederum plant, die Hauptarbeiten an der Zugstrecke dort „im Laufe des Jahres 2025 abzuschließen“. Warum das Verkehrsunternehmen ausgerechnet die an der Stelle schmale Rönskenstraße dafür nutzt, erklärt eine Sprecherin damit, dass für den dreigleisigen Ausbau der Eisenbahnstrecke zwischen Emmerich und Oberhausen Baustraßen „in unmittelbarer Nähe der Strecke“ benötigt würden: „Insbesondere für den Gleisbau müssen große Mengen an Erdreich bewegt werden – um diese Arbeiten logistisch bewältigen zu können und effizient umzusetzen, muss die Baustraße parallel zur Bahnstrecke verlaufen.“

Begegnungsverkehr mit Linienbussen oder Lastwagen ist heute schon schwierig.
Begegnungsverkehr mit Linienbussen oder Lastwagen ist heute schon schwierig. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Die Zufahrten zur Baustraße seien in diesem Bereich leider begrenzt. Das Projektteam nutze „hier bereits alle Zufahrten, die zur Verfügung stehen – dazu zählen neben der Rönskenstraße auch die Bahnhofstraße sowie der Alte Hammweg“, erklärt die Bahnsprecherin. Was das Problem der ausgefahrenen Fahrbahnränder betrifft, stehe man im Austausch mit der Stadt Voerde: „Die Bankette hat das Team bereits zweimal ausgebessert, in Kürze sind vor Ort umfassendere Asphaltarbeiten geplant.“

Angesichts der zeitlich bald miteinander kollidierenden Baustellen der Bahn und der Fernwärmeversorgung Niederrhein und der aktuellen Voll- und folgenden halbseitigen Sperrung der Bahnunterführung Steinstraße, die auf der Rönskenstraße für ein deutlich erhöhtes Verkehrsaufkommen sorgt, mahnen Lemm, Schmitz und Neßbach an, die Dinge „mehr zu durchdenken, vorausschauender“ und „nicht alles gleichzeitig“ zu planen. Voerde sei „gefühlt eine halbe Baustelle“. Lemm sieht den Ausbau der Eisenbahnstrecke allerdings als prioritär an: „Betuwe ist ein europäisches Projekt“. Die SPD-Fraktion bringt in ihrem Schreiben an die Voerder Verwaltung nun einen Stopp der Fernwärme-Baustelle ins Spiel. Auf dem aktuellen Abschnitt – bis etwa Hausnummer 102 – soll das Unternehmen „zu Potte kommen“. Bevor „der nächste neue Teil aufgerissen wird, bitten wir um Prüfung beziehungsweise Stopp der Maßnahme, um unter anderem die Verträglichkeit mit Betuwe zu klären“, sagt Stefan Schmitz.

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In der nächsten Sitzung des Bau- und Betriebsausschusses am 20. Juni möchten die Sozialdemokraten ein Baustellen- und Straßenführungskonzept für den besagten Teilabschnitt der Rönskenstraße zwischen dem dort gelegenen landwirtschaftlichen Hof und der Straße „Im Hörsken“ vorgestellt bekommen. Anhand dessen könne dann über die Weiterführung der FN-Baustelle parallel zur Betuwe-Baustelle entschieden werden. Sollte aus dem Konzept zu erkennen sein, dass dieser Abschnitt nicht für beide Baumaßnahmen gleichzeitig geeignet sein wird, fordert die SPD-Fraktion die Stadtverwaltung auf, die Verlegung der Fernwärme-Leitung bis zur Fertigstellung des Betuwe-Ausbaus „in diesem Bereich komplett einzustellen bzw. keine Genehmigung zur Einrichtung einer Baustelle zu erteilen“.