Voerde. Schwere Geduldsprobe für Voerder Autofahrer: Die Steinstraße wird bald gar nicht oder nur teilweise passierbar sein. Die Sperrungen im Detail.

Autofahrer, die in Voerde-Mitte über die Steinstraße ihren Weg von Ost nach West oder umgekehrt nehmen wollen, werden in den nächsten Wochen bis in den Sommer hinein auf eine lange Geduldsprobe gestellt. Hintergrund sind die Arbeiten der Deutschen Bahn an der dortigen Eisenbahnbrücke, die im Zuge des dreigleisigen Ausbaus der Betuwe-Strecke Emmerich-Oberhausen anstehen. In der Folge wird der Kfz-Verkehr auf der Steinstraße komplett oder zumindest teilweise ausgebremst. Die Rede ist von einer Voll- beziehungsweise halbseitigen Sperrung. Start ist unmittelbar nach den Osterferien. Darüber informierte die Erste und Technische Beigeordnete Nicole Johann den Stadtrat. Die Deutsche Bahn hatte dies Ende Februar bei einer digitalen Bürgerinfo getan.

Nicht passierbar sein wird die Unterführung an der Steinstraße im Zeitraum von Montag, 8. April, bis Freitag, 19. April. Direkt daran anschließend ist der Bereich für die Dauer von zwei Monaten für den Verkehr nur halbseitig passierbar, was mit Wartezeiten verbunden sein wird. Schließlich wird es dann vom 24. Juni bis 5. Juli erneut zu einer Vollsperrung der Steinstraße im Bereich der Unterführung und infolgedessen zu einer weiträumigen Umleitung kommen. Die städtische Beigeordnete Johann sprach im Stadtrat von drei Monaten Verkehrseinschränkungen.

Nach Aufbau des Traggerüsts wird eine Spur für Straßenverkehr wieder geöffnet

Die beiden Vollsperrungen begründet die Deutsche Bahn mit dem Auf- und späteren Abbau eines Traggerüsts. Das Projektteam benötige dieses, „um darauf die neue Brücke aus Beton bauen zu können“, erläutert eine Sprecherin des Unternehmens. Letztlich ermögliche das Gerüst, dass der Straßenverkehr während der Brückenarbeiten weiter fließen könne. Denn sobald es aufgebaut sei, „wird eine Spur für den Straßenverkehr wieder geöffnet“, führt die Bahnsprecherin weiter aus. Im Nachgang stellen die Fachleute dann den Überbau der neuen Brücke her. Dabei handele es sich um die Gründung für die neue Bahnsteigbrücke, die aus Bohrpfählen bestehe.

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Während der geplanten Sperrung der Bahnstrecke von Dienstag, 14. Mai, bis Freitag, 14. Juni, wiederum soll der Überbau nach Angaben der Bahnsprecherin fertiggestellt werden. Danach werde das Traggerüst wieder abgebaut. Dafür sei wiederum eine Vollsperrung der Steinstraße von Montag, 24. Juni, bis Freitag, 5. Juli, erforderlich. Im Laufe des restlichen Jahres dann werde im Bereich der Steinstraße der Bahnsteig 1 fertig gebaut. Dieser werde während der nun anstehenden Sperrungen der Steinstraße „wie gewohnt für Fahrgäste erreichbar sein“. Die Umleitung der Fuß- und Radverkehre erfolgt laut Stadt über die benachbarte Unterführung Bahnhofstraße. 

Umleitung über ohnehin schon stark belastete Strecken

Umleitungen würden rechtzeitig an Ort und Stelle ausgeschildert, kündigt die Bahnsprecherin an. Der Straßenverkehr wird in der Zeit der Vollsperrung nach Angaben der Stadt „großräumig“ über die Rahmstraße – dort führt eine Straßenüberführung über die Zugstrecke – und die Dinslakener Straße in Möllen gelenkt. Die dortige Ampelkreuzung ist aufgrund der vielen dort fahrenden Lkw seit Jahren ohnehin schon stark belastet. Wegen der geringen Durchfahrtshöhe der Eisenbahnbrücke über die B8 (Weseler Straße) in Dinslaken verlassen etliche Lastwagen-Lenker die Bundesstraße, um über die Voerder Straße und im weiteren Verlauf über die Möllener Ortsdurchfahrt Dinslakener Straße und dann Rahmstraße wieder auf die B8 zu gelangen. Die Bahn will im Rahmen des Betuwe-Ausbaus die Brücke in Dinslaken erneuern und auch die Durchfahrt von jetzt noch 3,90 Meter erhöhen.

Geschlossener Bahnübergang

Ende August 2023 wurde der Bahnübergang Schwanenstraße in Voerde für immer geschlossen. Die Stadt hatte sich zuvor gegen den ersatzlosen Wegfall der Ost-/Westverbindung juristisch gewehrt, war vor das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig gezogen und dort aber unterlegen.

In den vergangenen Wochen seien zwischen dem geschlossenen Bahnübergang „Schwanenstraße“ und der Prinzenstraße Bohrungen für Kampfmittelsondierungen durchgeführt worden. Diese seien nötig, um metallische Gegenstände wie etwa Kampfmittel aus dem Zweiten Weltkrieg im Boden ausschließen zu können. „In wenigen Tagen beginnen dann vor Ort die Erdarbeiten für den Bau des neuen dritten Gleises“, kündigt eine Bahnsprecherin an.

Vonseiten der Politik wurden in der Sitzung des Stadtrates Befürchtungen laut, dass die geplanten Sperrungen der Steinstraße – „eine der Hauptverkehrsachsen in Voerde“, erklärte SPD-Ratsherr Stefan Schmitz – die schon jetzt schwierige Verkehrssituation an der Rönskenstraße noch weiter verschärfen könnten. Auf die Frage, wie sich eine zusätzliche Belastung vermeiden ließe, erklärt die zuständige Beigeordnete Johann gegenüber der NRZ, dass eine Umleitungsempfehlung über die Rönskenstraße nicht vorgesehen sei und auch nicht angeordnet werde. Wenn „ortskundige Verkehrsteilnehmende“ die Straße dennoch nutzten, könne dies nicht verhindert werden.

Kritik an ersatzloser Schließung des Bahnübergangs Schwanenstraße

Dass eine frühere und näher gelegene Querungsmöglichkeit der Zugstrecke Ende August 2023 von der Bahn für immer beseitigt wurde, kam in der Sitzung des Stadtrates ebenfalls zur Sprache. Die mit den Vollsperrungen der Steinstraße einhergehenden Verkehrsbehinderungen bezeichnete Bürgermeister Dirk Haarmann als „einen Hinweis darauf, dass es falsch war, den Bahnübergang Schwanenstraße zu schließen“. Warum die Bahn damit nicht gewartet hat, bis die Maßnahme an der Brücke über die Steinstraße abgeschlossen ist, erklärt das Unternehmen wie folgt: „Die Schließung eines Bahnübergangs kann nicht terminlich flexibel erfolgen.“

Für eine vollständige Aufhebung dieser Querung, inklusive Rückbau von Kabeln und Schranken, sei ein Softwarewechsel notwendig. Hier werde – ganz vereinfacht gesagt – eine neue Software im Stellwerk eingespielt. Darin sei der Bahnübergang dann nicht mehr vorhanden. „Diese Softwarewechsel können nur während einer Streckensperrung und in fest definierten Abständen erfolgen“, erläutert die Bahnsprecherin. Somit habe die Schließung des Bahnübergangs an der Schwanenstraße nicht erst kurz vor den dort vorgesehenen Hauptarbeiten vorgenommen werden können.