Hünxe. Beim Plattdeutschen Heimatabend gab es Kurioses und Witziges aus dem Rathaus zu sehen. Das erlebten die Besucher in der Aula der Gesamtschule.

Es ist ein besonderer Höhepunkt des Plattdeutschen Heimatabends in Hünxe: Wilhelm Wefelnberg erscheint in Trauergarderobe einer Witwe vor dem Publikum: schwarzer Rock, schwarzes Oberteil, ein ausladender Hut und dazu eine Handtasche. Schon die Erscheinung sorgt für einige Lacher in der Aula der Gesamtschule Hünxe.

Dann betritt er die Amtsstube, die auf der Bühne aufgebaut ist. Hier trifft der besondere Besucher auf Marion Rühl und Karin Neuhaus in ihren Rollen als – nicht unbedingt arbeitswillige – Beamtinnen. Warum er denn diese Sachen trägt, wollen sie wissen. Er zieht einen Brief aus der Tasche, unterschrieben vom Bürgermeister. Er wird darin gebeten, im Rathaus zu erscheinen „in Sachen Ihrer verstorbenen Frau.“ Das Publikum bricht in schallendes Gelächter aus.

Blick ins Hünxer Rathaus „op Platt“

Der Blick in die fiktive Amtsstube des Hünxer Rathauses, natürlich „op Platt“, ist der Hauptprogrammpunkt des Hünxer Heimatabends. Die beiden Beamtinnen, die zwischen Frühstücks- und Mittagspause gerade noch eine Stunde Zeit für die Anliegen der Bürger haben, müssen sich dabei mit einigen kuriosen Gestalten herumschlagen.

Auf der Bühne mussten sich die beiden Beamtinnen, dargestellt von Marion Rühl und Karin Neuhaus, mit einigen kuriosen Besuchern herumärgern.
Auf der Bühne mussten sich die beiden Beamtinnen, dargestellt von Marion Rühl und Karin Neuhaus, mit einigen kuriosen Besuchern herumärgern. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

Etwa mit Herrn Grube, dem eine Tochter im Korb vor die Tür gelegt wurde, die er nun bei der Gemeinde anmelden will. „Haben wir dafür ein Formblatt?“, lautet die Standardfrage zwischen den beiden Bediensteten im Rathaus. Und wie soll die Tochter eigentlich heißen? „Claire. Claire Grube“, ist die Antwort. Wieder Gelächter aus den Reihen des Publikums.

Zwangsarbeit, Bundesgartenschau und KI

Eine 19-Jährige (Amy Zimmer) möchte gerne einen Ausreiseantrag stellen. Der Grund? Zwangsarbeit Zuhause! Weil sie jede Woche ihr Zimmer aufräumen soll. Und natürlich droht sie, sich direkt in der Amtsstube auf dem Boden festzukleben, wenn sie ihren Willen nicht bekommt. Der Kulturattaché der Bundesgartenschau (ebenfalls dargestellt von Wilhelm Wefelnberg) kommt vorbei und bringt eine Liste von Forderungen an die Gemeinde mit, die zügig umgesetzt werden sollen, in Form einer mehrere Meter langen, vollgeschriebenen Papierbahn. „Das haben wir ratzfatz erledigt“, kommt die Auskunft der beiden Beamtinnen. Und schnell wird der Katalog von Forderungen dem im Publikum sitzenden Klaus Lehmann von der Gemeindeverwaltung in die Hand gedrückt. „So. Das hätten wir erledigt.“

Rente „op Platt“

Im Stück stellte Helene Förster ihren Antrag auf Rente „op Platt“. Die langjährige Darstellerin bei den Heimatabenden und Mitglied der Hünxer Klompendänzer beendete mit ihrem Auftritt ihre aktive Zeit auf der Bühne der plattdeutschen Heimatabende. Mit ihr verabschiedet sich der ebenso langjährige Bühnenakteur Wilfried Rühl aus dem Kreis der Aktiven.

Allerdings gab es auch einige neue Gesichter auf der Bühne: Erstmals spielten Juliane Joormann, Tobias Steinkamp, Wilhelm Scholt und Amy Zimmer bei den Heimatabenden mit.

Bei so viel Arbeitseinsatz stellt auch die Putzfrau (Edith Ostermann-Schelleckes) fest, dass man die beiden doch in Zukunft gut mit künstlicher Intelligenz ersetzen könnte. „Ich wäre ja schon froh, wenn es hier natürliche Intelligenz gäbe“, kommentiert sie die Zustände in der Amtsstube. Gemischte Gefühle bei den beiden Bediensteten in der Amtsstube löst das Erscheinen von Schlagersänger Roland König (dargestellt von Arnd Cappell-Höpken) aus. Der singt, in bester Abendgarderobe, die größten Hits von Roland Kaiser. Während die eine Beamtin schmachtet, möchte die andere den Sänger möglichst schnell loswerden.

Mehr Platt im Alltag und junge Akteure

Das Stück, geschrieben von den Spöllkes Hönx, endet damit, dass sich Edith Ostermann-Schelleckes und Arnd Cappell-Höpken gerne einen Sprachkurs für Plattdeutsch anmelden würden und die Zuschauer dazu auffordern, doch im Alltag einige Plattdeutsche Begriffe einzubauen. Zum Beispiel „Bux“ statt „Hose“ zu sagen. Wenn man dann im kommenden Jahr im CentrO bei einem Verkäufer eine Bux bestelle und der keinen Artikel aus der Elektroabteilung bringe, hätte die Mission Erfolg gehabt. Applaus vom Publikum.

Den bekommen auch die jüngeren Akteure auf der Bühne. Die Kinder der Karl-Vogels-Grundschule begeistern mit einem Stück von Markus Mohr über Oma und ihre Schwestern. Die sind chronisch pleite, weil sie Wärmepumpe, Solaranlage und Hochwasserschaden bezahlen müssen, sondern haben auch nichts zu essen, weil der gebunkerte Christstollen im Keller den Fluten zum Opfer fiel. Zum Glück hat Enkelin Mariechen eine Idee: Oma soll zu „Let‘s Dance“. Glücklicherweise entpuppt sich der Telefon-Techniker, der ihr einen Glasfaseranschluss aufschwatzen möchte und schnell als Trainingspartner für den Tanzauftritt rekrutiert wird, als gesuchter Trickbetrüger, für dessen „Ergreifung“ die alten Damen 5000 Euro Belohnung bekommen.

Mit wunderbar getanzten Choreografien sorgen die gut 30 jungen Tänzerinnen der Ballettschule Tanztraum, angeleitet von Karla Rustemeier-Draht, für Begeisterung beim Publikum. Für musikalische Unterhaltung hatten zu Beginn auch die Weidenländer Musikanten mit Blasmusik gesorgt. Ein abwechslungsreiches Programm für den Heimatabend.

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