Hünxe. Zum Müllsammeln war Christian Arndt aus Dorsten an der Lippe in Hünxe unterwegs. Was er dort am Ufer zufällig entdeckte und beinah übersah.
Es ist kalt, als Christian Arndt aus Dorsten in Hünxe an der Lippe unterwegs ist. Dick eingepackt gegen die winterlichen Temperaturen hat er sich durch ein wenig unwegsames Gelände seinen Weg ans Ufer des Flusses gebahnt, um hier nach dem Hochwasser Müll einzusammeln. Für den Mann aus Dorsten ist das Müllsammeln während der Corona-Pandemie zu einem besonderen Hobby geworden. „Mich haben die ganzen Masken und Taschentücher gestört, die während Corona überall herumlagen“, sagt er.
Also machte sich der leidenschaftliche Radler ans Werk, um während seiner Touren durch die Gegend direkt auch noch Müll einzusammeln. Mittels Crowdfunding, also dem Sammeln von Geld von vielen Menschen, über die von Emschergenossenschaft und Lippeverband initiierte Emscher-Lippe-Crowd, finanzierte er sich die Anschaffung eines Lastenfahrrads. Seitdem ist er unter dem Namen „The Rubbish Bike“ regelmäßig in der Gegend unterwegs und organisiert auch Müllsammel-Radtouren.
Diesen ungewöhnlichen Fund machte der Müllsammler an der Lippe
An der Lippe macht Christian Arndt aber nun einen besonderen Fund. Während er entlang des Ufers Müll aufsammelte, fiel ihm ein ungewöhnliches Objekt ins Auge. „Ich dachte zuerst, das wäre ein Baumstamm“, erzählt er. Mit einem Stock stieß er an und merkte, dass das hier nicht aus Holz ist. „Beim genauen Hinsehen habe ich dann das Eisen gesehen, dass sich da durch zog“, berichtet er. Und sofort war ihm klar, was er da entdeckt hatte.
Bei dem Fundstück handelt es sich um einen Kilometerstein des alten Treidelpfades, der früher an der Lippe entlangführte. „Ich war zwei Wochen vorher noch in Dorsten an der Lippe unterwegs und hatte da den Kilometerstein vom Treidelpfad gesehen. Daher war mir das noch so gut im Gedächtnis“, berichtet Christian Arndt. Dass der von Moos bewachsene Stein wegen der Abgeschiedenheit abseits der Wege noch niemandem ins Auge gefallen ist, dürfte dabei nicht ungewöhnlich sein.
Das historische Fundstück der Öffentlichkeit zugänglich machen
Für Christian Arndt war sein Fund ein Anlass, mal bei einigen Stellen nachzufragen, was es denn wohl mit der Geschichte des Steins auf sich hat. Er kontaktierte die Gemeinde, die ihn aber direkt an den Heimatverein Hünxe weiter verwies. Und auch den Lippeverband schrieb er an. „Für mich wäre es schön zu wissen, wo der Stein früher genau gestanden hat“, sagt er. Eine Frage, auf die er bisher noch keine Antwort erhalten hat.
Zudem könnte er sich vorstellen, dass man den Stein von seinem Fundort birgt und eventuell an eine zugänglichere Stelle in der Nähe bewegt. „Ich fände es toll, wenn man den Stein der Öffentlichkeit zugänglich macht“, sagt Christian Arndt, wahrscheinlich mit Blick nach Dorsten. Dort war 2011 ein ebensolcher Stein entdeckt worden. Damals hatte die Stadt den Stein restauriert und mit Unterstützung des Lippeverbands wieder aufgestellt. Am Fundort steht nun eine Infotafel, die von der Geschichte der Treidelschifffahrt an der Lippe und dem Fund des Steins erzählt. „Das wäre sicherlich auch für viele Menschen interessant, die hier vorbeikommen“, sagt Christian Arndt.
Interesse an dem besonderen Fundstück besteht
Interessant findet diesen Fund auch Heinrich Rühl, der Vorsitzende des Heimatvereins der Gemeinde Hünxe. Die Nachricht von dem besonderen Fund erreichte ihn schon auf Umwegen. Momentan laufen allerdings noch die Vorbereitungen für den nächsten Plattdeutschen Abend auf Hochtouren. „Deswegen habe ich mich noch nicht eingehend damit beschäftigen können“, sagt Heinrich Rühl. „Das ist natürlich grundsätzlich interessant und man müsste es sich genauer anschauen.“
Hintergrund
Christian Arndt ist in Dorsten als Kopf hinter dem Projekt „The Rubbish Bike“ bekannt. Regelmäßig organisiert er Touren zwischen Hünxe und Haltern am See, bei denen mit dem Radsportclub Dorsten zusammenarbeitet. „Müll sammeln ist dabei kein Muss, aber es macht Spaß“, sagt er und freut sich, wenn die Menschen mit ihm zusammen Unrat aus der Umgebung aufsammeln. Nebenbei fährt der Radler auch privat gerne durch die Natur und befreit sie dabei vom Müll. Mehr Informationen dazu gibt es auf seiner Homepage www.therubbishbike.com im Internet
Der Treidelpfad an der Lippe diente der Schifffahrt. Früher wurden die Pfade am Ufer von Flüssen oder Kanälen genutzt, damit Menschen oder Zugtiere (zum Beispiel Pferde) hölzerne Frachtschiffe an Tauen vom Ufer aus flussaufwärts ziehen konnten. Diesen Vorgang nannte man treideln. Die Treidelschifffahrt verlor mit den ersten Schiffen und Schleppern mit motorisiertem Antrieb ihre Bedeutung. Auch für Hünxe war diese Art des Schiffsverkehrs von Bedeutung, besonders im „Treideldorf“ Krudenburg.
Auch beim Lippeverband, wo man Christian Arndt noch vom Crowdfunding für sein Müllsammel-Lastenfahrrad kennt, besteht Interesse an dem besonderen Fundstück. „Wir sind solchen Dingen gegenüber generell sehr aufgeschlossen“, sagt Ilias Abawi, Pressesprecher des Lippeverbands auch mit Blick auf das 100-jährige Bestehen des Verbandes, das in zwei Jahren ansteht. Auch hier möchte man sich das Fundstück erstmal genauer anschauen.
Und wer weiß: Vielleicht bekommt die Gemeinde Hünxe so noch eine weitere kleine Attraktion am Flusslauf der Lippe.
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