Hünxe. Das hatte sich der stellvertretende Bürgermeister sicher anders vorgestellt: Beim Fassanstich brach der Zapfhahn ab. So lief der Kirmes-Auftakt.
Kirmes, Jahrmarkt, Rummel – es gibt viele Begriffe für die unverwechselbare Mischung aus süßem Zuckerwattegeruch und fröhlichem Geschrei aus den Fahrgeschäften. Derweil die jüngsten Besucher vor lauter farbenfroher Reizüberflutung große Augen bekommen, löst der alljährliche Honig-Kirmes-Trubel im Hünxer Ortszentrum bei den älteren Besuchern vor allem Nostalgie aus.
Von der Vorfreude getrieben, standen schon vor der feierlichen Eröffnung um 15 Uhr die ersten ungeduldigen Besucher der diesjährigen Honigkirmes in Hünxe an den Fahrgeschäften in langen Schlangen. Vielleicht wegen der traditionellen Freifahrten während der ersten 15 Minuten nach der Eröffnung, vielleicht wegen der großen Liebe zur Kirmes, die in Hünxe unverkennbar lebt.
Auch interessant
,,Tradition ist hier das Oberthema” erzählt der Hünxer Kirmesbesucher Alexander Braick über die Besonderheiten der Honigkirmes. Er selbst ist immer schon dabei gewesen, auch durch seine aktive Mitgliedschaft im Junggesellenschützenverein. Die diesjährige Kirmes ist für ihn allerdings besonders, denn er ist zum ersten Mal als Vater dort; ihm liegt viel daran, die für ihn so wichtige Tradition weiterzureichen.
Die Traditionen von denen Braick spricht, lassen sich überall auf der Kirmes wiederfinden. Von den mehr 50 Attraktionen der Kirmes sind viele von dorfinternen Vereinen organisiert. Aktiv sind beispielsweise der Frauenchor, der Schützenverein und der Lions Club.
Das große Engagement ist etwas, auf das auch der stellvertretene Bürgermeister Jan Scholte-Reh sehr stolz ist. In seiner Rede zur Eröffnung hebt er auch die besondere Freundschaft zu der französischen Partnerstadt Rochecorbon hervor. Der Vorsitzende des französischen Partnerschaftskomitees Patrick Loriau und seine Ehefrau sind extra für die Honigkirmes nach Hünxe gereist. Am Partnerschaftsstand können die Kirmesbesucher sich auch kulinarisch mit Frankreich verbinden.
Eine weitere Tradition, die Eröffnung der Kirmes mit dem Fassanstich durch den Bürgermeister, lief in diesem Jahr anders als geplant. Jan Scholte-Reh hielt den Zapfhahn, der wurde dann aber mit einer solchen Kraft eingeschlagen, dass er abbrach. Sofort wurde ein zweites Fass inklusive eines zweiten Zapfhahns gebracht. Dem Freibier zur Eröffnung stand nichts mehr im Weg.
Abseits von der formellen Eröffnung und dem Ausleben der Tradition ist der Kirmesbesuch vor allem für Familien immer wieder ein Ereignis. Gebrannte Mandeln und Paradiesäpfel hier, Autoscooter und Dosenwerfen dort. Vorrangig die Fahrgeschäfte waren wieder sehr beliebt bei den Kindern. Eine klassische Raupe in Dschungeloptik stellt in diesem Jahr das größte Fahrgeschäft dar, aber auch vor dem Autoscooter, dem Shaker oder dem Kesseltanz tummeln sich die Besucher voller Vorfreude. Die Fahrpreise, sowie die Bier- und Speisepreise sind im Vergleich zum Vorjahr konstant geblieben.
Bei der Honigkirmes in Hünxe alte Bekannte treffen
Die Kirmes ist auch ein Treffpunkt berichten viele der Besucherinnen und Besucher. Vor allem Hünxer, die nicht mehr im Dorf wohnen, kommen für die Kirmes immer wieder, um alte Bekannte zu treffen und sich auszutauschen, um gemeinsam über die Kirmes zu schlendern.
Einst ein kleiner Jahrmarkt der umliegenden Bauern zur Erntedankzeit, heute eine traditionelle Kirmes mit großem Einzugsgebiet, denn die Jahrmarktbesucher sind längst nicht mehr alle aus Hünxe – die Historie der Honigkirmes liegt weit zurück, sodass selbst Heinz Rühl, Vorsitzender des Heimatvereins Hünxe, den Ursprung der Kirmes nicht genau datieren kann. Nur eines ist für ihn ganz sicher: ,,Wir sind sicherlich eine der aktivsten Dorf-Kirmessen am Niederrhein”.