Hünxe/Schermbeck. In Gahlen und Krudenburg ist die Gefahr am größten: Schermbeck erklärt Krisenlage, Hünxe richtet Einsatzzentrale ein. Feuerwehren im Dauereinsatz
Land unter heißt es auf vielen Flächen im südlichen Schermbeck und nördlichen Hünxe. Besonders dramatisch zeigt sich die Lage in dem Hünxer Ortsteil Krudenburg, wo der Pegel der Lippe langsam, aber stetig ansteigt und am Mittwochmorgen die 6-Meter-Marke erreichte. Von der Dinslakener Straße aus blickt man auf eine hunderte Meter breite Wasserfläche des normalerweise nur rund 20 Meter breiten Flusses, der jetzt mehrere Gebäude bedroht. „Bei drei Häusern sieht es kritisch aus“, erklärte Klaus Stratenwerth, der Leiter des Hünxer Ordnungsamtes, am Mittwochnachmittag auf NRZ-Anfrage. Bei einem der Häuser an der Dorfstraße in Krudenburg habe das Hochwasser bereits die Haustüre erreicht, bei den beiden anderen Gebäuden gebe es noch Hoffnung, diese vor den Wassermassen schützen zu können. Ein Gehöft am Lipperhofweg sei zurzeit auch nur mit dem Traktor zu erreichen, da die Zufahrt unter Wasser stehe, so Stratenwerth weiter. Er hoffe allerdings, dass der Scheitel des Hochwassers erreicht sei und die Pegel langsam wieder fallen würden.
Feuerwehr Hünxe warnt vor überschwemmten Straßen
Auch für verschiedene andere Bereiche hat die Hünxer Feuerwehr eine Warnung ausgesprochen, so am Welmer Weg und an der Wilhelmstraße: „Achtung: Überschwemmung! Die Straße steht unter Wasser. Eine Unterscheidung zwischen Fahrbahn und Graben ist nicht mehr möglich.“ Mitarbeiter des Gemeindebauhofes haben diese beiden Straßen gesperrt.
Laut Hünxes Feuerwehrsprecher Marc Vinschen sei am Gerätehaus in Hünxe eine Einsatzzentrale eingerichtet worden, die als „eine Ebene unter der Kreisleitstelle“ vor Ort schnell reagieren könne. Insgesamt fünf Gitterboxen mit Sandsäcken wurden vorbereitet, zwei davon nach Krudenburg gebracht, um dort möglichst die gefährdeten Häuser gegen die Wassermassen schützen zu können. Mitarbeiter des Hünxer Gemeindebauhofs und Einsatzkräfte der Feuerwehr Hünxe haben in den vergangenen Tagen unzählige Sandsäcke gefüllt, die jetzt zum Einsatz kommen.
Die Lage an der Lippe spitzte sich in den vergangenen Tagen immer mehr zu – der Fluss überflutete Wege, Wiesen, Schienen, aber auch Höfe und einige Gebäude teilweise oder ganz. Für Schermbeck wurde die Hochwasserwarnstufe 2 ausgerufen. „Dies bedeutet, dass die Gefahr der Überflutung einzelner bebauter Grundstücke oder Keller und Sperrung von Verkehrsverbindungen besteht“, teilte die Gemeindeverwaltung mit. Am Mittwochvormittag traf sich der Krisenstab im Rathaus, um das weitere Vorgehen zu besprechen.
Lippeverband weist eindringlich auf Lebensgefahr hin
Auch der Lippeverband richtet sich mit einer Warnung an die Bevölkerung: „Haltet euch unbedingt von abgesperrten Bereichen und Hochwasserflächen fern. Nur so können unsere Kolleginnen und Kollegen uneingeschränkt arbeiten!“ Hochwassertourismus sei gefährlich und könne schlimmstenfalls durch das eigene Abrutschen oder durch plötzliche Abgänge von aufgeweichtem Bodenmaterial tödlich enden. „Die Strömungsgeschwindigkeit ist extrem gefährlich. Bitte haltet Abstand und umgeht keine Absperrungen“, heißt es weiter vom Lippeverband, dessen Teams die Deichstrecken komplett begangen und keine Auffälligkeiten festgestellt hätten.
Die Feuerwehr und die Gemeinde Schermbeck befinden sich im Einsatz und beseitigen kontinuierlich einzelne Hochwasserschäden. Am frühen Mittwochnachmittag hieß es dann von der Gemeindeverwaltung: „Aufgrund der bereits seit Wochen andauernden Wetterlage mit heftigen und ergiebigen Niederschlägen ist der Wasserstand der Lippe und des Dellbaches in den letzten Tagen dramatisch angestiegen. Um 12 Uhr lag der Pegelstand der Lippe bei 6,89 Meter.“
Krisenlage in Schermbeck: Evakuierung der kritischen Bereiche beginnt
Einsatzkräfte der Feuerwehr und des THW, private Unternehmen, Anwohner und Betroffene kämpften zusammen mit Gemeinde-Mitarbeitern seit Tagen gegen das Hochwasser, so die Gemeinde Schermbeck. Vor allem die Bereiche „Alte Fährstraße“ nördlich der Lippe und „Im Aap“ nördlich der „Haus-Gahlen-Straße“ seien vom Hochwasser besonders betroffen und mussten gesperrt werden. Der Bereich der Jugendfreizeitstätte in Gahlen und der „Hof Haferkamp“ konnten nicht mehr vor dem Hochwasser gesichert werden. Dennoch seien die Einsatzkräfte bemüht, einzelne Gebäude mit Big Packs und Sandsäcken zu schützen.
Laut Lippeverband wird der Höchststand der Lippe am Donnerstagnachmittag erwartet. Bis dahin werde das Wasser noch um mindestens zehn Zentimeter weiter ansteigen. Aus diesem Grund werde mit der Evakuierung der kritischen Bereiche und einiger Hofanlagen entlang der Lippe begonnen, so die Gemeinde Schermbeck. Die betroffenen Anwohner sind aufgerufen, ihre Vermögenswerte vor dem Hochwasser zu sichern, den Strom abzuschalten und ihre Heizungsanlagen zu sichern.
Bürgertelefon zur Hochwasserlage in Schermbeck eingerichtet
Zur Information ist ein Bürgertelefon eingerichtet, das unter der Rufnummer 02853 / 910155 erreichbar ist.
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Die Gemeinde bittet dringend darum, auf Hochwassertourismus zu verzichten. Wegen der Hochwassersituation südlich der Lippe hat die Schermbecker Gemeindeverwaltung auf Veranlassung der Polizei einen Teil der Straße „Im Aap“ (vom Einmündungsbereich „Maassenstraße“ bis zum Kreuzungsbereich „Haus-Gahlen-Straße“) gesperrt. Auch die „Haus-Gahlen-Straße“ selber ist ab der Brücke über die „Östricher Straße“ (L 463) nicht mehr befahrbar.