Dinslaken. Die Stadt Dinslaken will im Tribünenhaus der Trabrennbahn geflüchtete Menschen unterbringen. So verlief die Info-Veranstaltung für Anwohner.

Die Trabrennen wurden von hier aus verfolgt, Feste haben in dem Gebäude stattgefunden, Ratssitzungen wurden abgehalten und Theaterstücke hatten hier ihre Premiere. Seit einiger Zeit steht das Tribünenhaus der Trabrennbahn leer. Nebenan haben Bagger die ersten Gebäude platt gemacht. Das Tribünenhaus bleibt aber erhalten. Nun sieht die Stadtverwaltung die Möglichkeit, in dem mehrstöckigen Haus, geflüchtete Menschen zeitweise unterzubringen. Das hat vor Wochen schon die Runde bei den Anwohnern des Trabrennbahngeländes gemacht. Bei einer Informationsveranstaltung wurden sie am Samstag von Bürgermeisterin Michaela Eislöffel und Dezernentin Dr. Tagrid Yousef über die Pläne informiert. Und die Anwohner erhielten die Möglichkeit, ihre Bedenken und Ängste zu äußern. Rund 300 Briefe landeten in den Briefkästen des Bärenkamp-Carrées und der Alleestraße, rund 100 Teilnehmer kamen ins Tribünenhaus.

Das plant die Stadtverwaltung an der Trabrennbahn

Warum gerade an dieser Stelle übergangsweise eine Unterkunft für geflüchtete Menschen eingerichtet werde, lautet eine Frage. Das Gebäude befindet sich im Besitz der Stadt, die Suche nach anderen Unterbringungsmöglichkeiten war nicht erfolgreich, lautete die Antwort. Das Tribünenhaus soll für die Unterbringung von bis zu 180 Personen hergerichtet werden, wenn es für diese Pläne im Rat eine Mehrheit gibt. Ist das am Dienstag der Fall, werde man mit den Vorbereitungen beginnen. Das Tribünenhaus soll für eine Übergangszeit als Unterkunft genutzt werden. Daneben werden auf dem Gelände der Fliehburg weitere Plätze für schutzsuchende Menschen geschaffen. Bis zum Sommer 2024 sollen dort weitere 220 Plätze geschaffen werden.

Wie von Bürgermeisterin Eislöffel und Dezernentin Yousef berichtet wurde, sind die in der Fliehburg und im Hardtfeld vorhandenen Plätze zurzeit belegt. Weitere Menschen werden aber der Stadt Dinslaken von der Bezirksregierung Arnsberg zugewiesen. Wer kommt, ob es Familien mit Kindern oder Männer, ob sie aus Syrien oder aus Afghanistan geflohen sind, wisse man heute nicht. Auch die Anzahl erfahre man erst, wenn der Stadt mitteilt wird, dass sie weitere geflüchtete Menschen aufnehmen müsse. Und das Tribünenhaus werde nur genutzt, wenn in der Fliehburg oder im Hardtfeld kein Platz sei.

Pläne für das Wohnquartier vor Ort sind nicht tangiert

Die Pläne, das Trabrennbahngelände in ein Wohnquartier umzuwandeln, werden vom Übergangsheim für geflüchtete Menschen nicht tangiert, erklärte Michaela Eislöffel. Es gehe wie geplant weiter. Die Stadt nutzt für die Unterbringung von Flüchtlingen, was vorhanden sei. Eine andere Möglichkeit wäre, die Menschen in Turnhallen unterzubringen. Das würde ein Eingriff in den Sportunterricht bedeuten. Und das wolle die Verwaltung aber nicht.

Nicht zu übersehen ist, dass am Tribünenhaus bereits Sanitärcontainer stehen. Sind schon Fakten geschaffen worden? Es sei schwierig, zurzeit solche Container zu bekommen, weshalb man einige schon angeschafft habe. Sie würden jetzt für den Betrieb vorbereitet, müssen gespült und gereinigt werden. Ob sie, wie von Teilnehmern gewünscht, noch versetzt, an einer anderen Stelle des Geländes platziert werden, werde von der Verwaltung geprüft.

Diese Fragen hatten Anwohner

Wer kommt, wollte man wissen, wie lange soll das Gebäude genutzt werden, warum an dieser Stelle? Mancher Teilnehmer begann seinen Beitrag mit: „Ich habe nichts gegen, aber …“ Befürchtungen und Bedenken wurden geäußert. Und: Aber nur weil man diese Bedenken habe, dürfe man nicht in die rechte Ecke gedrängt werden. Was auch niemand gemacht hat.

Was die Stadt auf dem Trabrennbahngelände vorhabe, sei eine Zumutung für die Anwohner, hieß es. Das Schlimmste wurde befürchtet. Ein Mann hatte kein Problem damit, dass alle geflüchteten Männer über einen Kamm geschert wurden. Die Reaktion von Bürgermeisterin Michaela Eislöffel kritisierte er aber. Sie hatte nach der Stellungnahme einer Frau gesagt, dass es für sie fast nicht auszuhalten sei, solche Vorverurteilungen von Menschen zu hören.

Appell: „Geben sie den Menschen eine Chance“

Nana Avdalova, die selbst vor einigen Jahren aus ihrer Heimat Georgien geflohen ist, berichtete davon, wie sie damals aufgenommen worden ist. Sie habe heute einen Job und wolle den Menschen, die jetzt nach Dinslaken kommen, helfen. „Geben Sie den Menschen eine Chance“, appellierte sie. Käthi Klein, selbst in der Flüchtlingsarbeit aktiv, warb für eine Unterstützung der Menschen: „Nehmen Sie Ihre Zeit als Rentner, begleiten Sie die Menschen, Sie werden mit Dankbarkeit gesegnet.“ Man müsse sich die Frage stellen, „was können wir für diese Menschen tun“.

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