Voerde. Im Ausschuss in Voerde waren Bürger zu Gast, um Fragen zur neuen Flüchtlingsunterkunft an der Scheltheide zu stellen. Diese Bedenken äußerten sie
Die Unterbringung von Flüchtlingen ist ein emotionales Thema. Erst recht, wenn eine neue Unterkunft geschaffen werden soll. Genau das soll jetzt an der Scheltheide zwischen Spellen und Friedrichsfeld passieren. Bis zu 152 Geflüchtete sollen hier eine neue Bleibe finden.
Das rief im Haupt- und Finanzausschuss der Stadt, wie schon zuvor im Bauausschuss, einige Bürger auf den Plan, die in der Einwohnerfragestunde einige Fragen zu der neuen Unterkunft hatten.
Mehr als 100 Container? Unfair gegenüber Spellen?
Einer der Bürger hatte sich mal grob ausgerechnet, wie viel Platz wohl benötigt werden würde, wenn man 152 Flüchtlinge an der Stelle unterbringen würde. Sein Ergebnis: Das würde mehr als 100 Container erfordern. Hier steuerte die Erste Beigeordnete der Stadt Voerde, Nicole Johann, sofort gegen: „Wir werden bei den Containern sicherlich im zweistelligen Bereich bleiben.“ Zudem, so die Anmerkung einer der Bürger, wäre die Unterbringung so vieler Flüchtlinge in der Ortslage Spellen doch recht unfair. Da könne man nicht von einer gerechten Verteilung sprechen.
Dazu meldete sich Bürgermeister Dirk Haarmann selbst zu Wort. „Bisher gibt es in Spellen keine Unterkunft für Geflüchtete“, merkte er an. In den anderen größeren Stadtteilen wie Voerde, Friedrichsfeld und Möllen habe man bereits entsprechende Unterbringungen eingerichtet. „Wir werden ja gleich noch darüber sprechen, in Voerde am alten Rathaus eine weitere Unterbringungsmöglichkeit einzurichten“, sagte der Bürgermeister. In Spellen seien bisher nur vereinzelt Flüchtlinge untergebracht worden. Da von einer Benachteilung zu Lasten des Stadtteils zu sprechen, sei also grundlegend falsch.
Nicht nur junge Männer an der Scheltheide
Auch die Anmerkung, dass in neuen Unterkunft an der Scheltheide vor allem alleinreisende, junge Männer untergebracht werden sollten, wie es angeblich in der Vorlage stehe, wollte Dirk Haarmann so nicht stehen lassen: „Da könnten auch Familien untergebracht werden. Wir müssen die Menschen unterbringen, die uns zugewiesen werden.“ Tatsächlich stand in der Vorlage, dass „die Unterbringungsmöglichkeiten für alleinstehende Männer erschöpft sind.“ Das bedeute aber nicht, dass nur diese einen Platz in der neuen Unterkunft bekommen sollen.
Die Frage, wie teuer die Unterkunft am Ende werden soll und wer sie finanziert, konnte die Verwaltung abschließend noch nicht beantworten. „Die Kosten können wir erst nennen, wenn die Ausschreibung erfolgt ist“, sagte der Bürgermeister. Zudem wurde die Frage gestellt, ob die Caritas die Betreuung von bis zu 152 Personen vor Ort überhaupt stemmen könnte. „Der Vertrag mit der Caritas beinhaltet einen festen Personalschlüssel“, erklärte Dirk Haarmann dazu. Will heißen: Je mehr Geflüchtete untergebracht werden, desto mehr Personal steht auch für deren Betreuung zur Verfügung. Hier wandte sich der erste Bürger der Stadt allerdings auch an die Bürger: „Ich möchte an alle appellieren, da Unterstützung zu leisten“, sagte er. Denn nur so sei es am Ende möglich, für eine Stimmung zu sorgen, in der sich die Geflüchteten auch willkommen fühlen.
Generell, so meinte der Bürgermeister, solle man sich nicht unnötig viele Sorgen machen, auch was mögliche Konflikte angeht. Wie die Statistiken zeigen würden, bestünde dazu eigentlich kein Grund. „Ich glaube, man kann mit einem offenen Zugang diese Menschen schnell kennenlernen“, erklärte der Bürgermeister. Generell wolle man vor Inbetriebnahme der Unterkunft aber auch noch das Gespräch mit den Bürgern vor Ort suchen.
Diskussion um Unterbringung von Geflüchteten im Alten Rathaus
Eine kleine Diskussion gab es dann noch zu der von der Verwaltung angedachten Unterbringung von Geflüchteten in der Senioreneinrichtung „Altes Rathaus“. Gegen den Plan hatte sich die FDP gesperrt: „An dem Standort prallen Welten aufeinander“, kommentierte FDP-Ratsherr Bernd Benninghoff. Er regte an, hier fest im Beschluss zu verankern, dass es sich bei der Unterbringung um eine Interimslösung handeln soll. Genau als solche hatte die Verwaltung den Plan auch vorgesehen. Schließlich einigten sich die Ausschussmitglieder darauf, in die Vorlage zu schreiben, dass der Standort in spätestens drei Jahren noch einmal geprüft werden soll – sofern er dann überhaupt noch existiert. Damit konnte sich dann auch die FDP anfreunden, sodass ein einstimmiger Beschluss für die Unterbringung gefasst werden konnte.
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