Dinslaken. Thomas Braun verwirklicht in Dinslaken ein innovatives Wohnprojekt – energieeffizient und barrierearm. Eines sollten künftige Mieter aber wissen.

Es sei ein Dichtfest kein Richtfest, hob Bauherr Thomas Braun hervor. Am ursprünglichen Termin für das Richtfest hatte es gefühlt wochenlang geregnet, so dass man lieber verzichtete und dies nun nachholen wolle. Immerhin stand man gestern im Trockenen, das Dach auf dem Haus an der Lessingstraße 36 war bereits vollständig errichtet und auch die Fenster sind schon alle vorhanden. Da am Dichtfest allerdings die Zimmerleute nicht teilnehmen wollten, hatte Architekt Christoph Gühlmann einen Spruch vorbereitet und „segnete“ somit das Haus, auf das es immer standfest bleibe.

Bauherr war lange auf der Suche nach geeignetem Grundstück

Lange habe er nach einem geeigneten Grundstück für sein ehrgeiziges Projekt gesucht, erzählt Bauherr Thomas Braun. Denn ihm kam es vor allem auf nachhaltiges, barrierearmes Bauen und auf eine Gruppenwohnung für Menschen mit Behinderungen an. Dafür hatte er sich selbst umgewidmete Kirchen angeschaut, doch in keinem der besichtigten Objekte konnte er seine Pläne umsetzen. Bis dem Bottroper schließlich das 1900 Quadratmeter große Grundstück an der Lessingstraße angeboten wurde. Früher stand dort ein Drei-Familien-Haus nebst chinesischem Restaurant.

„Nur die Hälfte des Grundstückes war bebaut, eine reine Verschwendung in der heutigen Zeit“, erklärt Braun. Er habe sich das Grundstück mit den Architekten angeschaut und neu beplant. Sein Herzenswunsch, das versicherten ihm die Architekten, könne er hier durchführen. „Meine Schwägerin ist schwerst behindert und es ist für sie fast unmöglich eine Wohnung vor allem zentral zu finden“, sagt Thomas Braun. Daher sei ihm das Anliegen wichtig.

Nachbarschaft auf die besondere Wohngruppe ausgerichtet

250 Quadratmeter mit fünf Appartements und einem Gruppenraum samt Küche stehen nun für fünf Bewohner der Lebenshilfe zur Verfügung. Gefördert wird diese Gruppenwohnung vom Land NRW, alle übrigen 15 Wohneinheiten sind frei finanziert und zwischen 64 und 108 Quadratmeter groß. Bei einer Wohnung wurden jetzt noch die Türen verbreitert, damit der neue Mieter mit seinem großen Rollstuhl keinerlei Probleme bekommt. Auch Martina Schneider hat sich bereits eine Wohnung reserviert und sie „in Gedanken schon einmal eingerichtet“, sagt sie und lacht.

Bis die Einrichtung tatsächlich steht, muss sie sich noch ein wenig gedulden. Denn noch wuseln die Handwerker in den Räumen, haben noch einiges zu tun. Doch bis spätestens Mai kommenden Jahres soll alles fertig sein, die Mieter einziehen können. Von denen es schon einige gebe, wie Makler Kay-Thomas Wulf aus Duisburg versichert. Dabei werde Wert auf eine harmonierende Nachbarschaft gelegt, ergänzt Thomas Braun. „Wir sagen jedem Interessierten, dass sich unten eine Gruppenwohnung der Lebenshilfe befindet, das es schon einmal lauter werden könnte. Wer das nicht akzeptiert...“ Braun zuckt mit den Schultern.

Nachhaltiges Bauprojekt mit geringen Heizkosten für Mieter

1400 Quadratmeter Gesamtwohnfläche sind entstanden. Ein nachhaltiges Projekt sollte es werden, auch daher sind einige der Garagen und der kleinen Hallen auf dem Hof nicht abgerissen worden. „Sie waren noch sehr gut erhalten mit neuen Dächern“, berichtet Braun. Eine der kleinen Hallen soll zu einem Fahrraddepot werden, eine Halle ist bereits vermietet, die Garagen stehen den Mietern zur Verfügung. Die Bausituation sei sehr herausfordernd gewesen, hatte der Bauherr bei seiner Danksagung an die Handwerker, gesagt. Dabei sei die Corona-Pandemie nicht ausschlagend gewesen, vielmehr die steigenden Kosten und der Handwerkermangel. Doch man habe es geschafft.

Als KFW-55-Haus ist der Wohnblock gebaut, das bedeute, dass der Energieverbrauch um ein Deutlicheres geringer sei als bei einem Standardhaus. Das bedeute für die Mieter geringere Heizkosten. Geheizt wird mit Fernwärme der Stadtwerke Dinslaken. Der Quadratmeterpreis läge bei 10,50 Euro. „Heute könnten Sie ein solches Haus gar nicht mehr bauen“, sagt Thomas Braun, „die Zinsen und Baukosten sind dermaßen gestiegen, dass man dies höchstens über hohe Mieten kompensieren kann.“ Aber Braun vermag sich für Dinslaken keine Mieten von 15 oder 16 Euro oder mehr vorstellen. Gerne würde er weitere ähnliche Projekte auch in Dinslaken umsetzen, aber die aktuelle Lage auf dem Baumarkt ließe das derzeit nicht zu.