Dinslaken/Voerde/Hünxe. Die Stadtwerke Dinslaken haben geprüft, wo das Fernwärmenetz ausgebaut werden könnte. In diesen Ortsteilen könnten Rohre verlegt werden.

Der Erlös aus dem Steag-Verkauf kommt in die Rücklagen der Stadtwerke. Die Entscheidung des Rates wurde beim Versorgungsunternehmen mit Erleichterung aufgenommen. Angesichts der anstehenden Investitionen ist der Betrag sehr willkommen. Josef Kremer, Geschäftsführer der Stadtwerke, geht davon aus, dass es am Ende, nach Abzug von Steuern, Zinsen und Rückführungskosten, 56 Millionen Euro sein werden. Doch reicht die Summe aus, um die notwendigen Investitionen zu tätigen? Viel Geld wird zum Beispiel für den Ausbau der Fernwärme benötigt.

Bis 2045, so das von der Bundesregierung vorgegebene Ziel, soll eine 100-prozentige CO2-Neutralität im Wärmesektor erreicht werden. Hierbei seien nicht nur Immobilienbesitzer, die bislang mit Öl oder Gas heizen, gefragt, sondern auch die Energieversorger. Eine besondere Rolle wird dabei die Fernwärme spielen. Darauf setzen die Stadtwerke seit Jahrzehnten und haben eine entsprechende Expertise im Bereich der klimaschonenden Energieversorgung. Auf dem Erreichten könne man aufbauen, um die gestellten Ziele zu verwirklichen.

Quote wird übertroffen

Die Mindestanforderung der Bundesregierung, bis zum Jahr 2028 65 Prozent der Fernwärme aus CO-neutraler Erzeugung bereitzustellen, werden die Stadtwerke mit einer Quote von 75 Prozent übertreffen, wenn zusätzlich zum Ist-Bestand der Wärmeversorgung auf Basis von Biomasse und industrieller Abwärme das Dinslakener Holz-Energiezentrum (DHE) seinen Betrieb aufnimmt. Als nächstes Großprojekt soll die Abwärme der Sinteranlage der Thyssenkrupp Steel Europe in Duisburg-Hamborn zur Wärmegewinnung genutzt werden, kündigte Josef Kremer in einem Pressegespräch an. Das DHE soll in diesem Winter seinen Betrieb aufnehmen und die gesamte Fernwärme-Bestandskundschaft klimaneutral mit Wärme versorgen.

Josef Kremer, Geschäftsführer der Stadtwerke Dinslaken
Josef Kremer, Geschäftsführer der Stadtwerke Dinslaken © FUNKE Foto Services | Markus Joosten

Der Ausbau des Fernwärmenetzes, der nun von der Bundesregierung gefordert wird, bedeutet für die Stadtwerke nichts Neues, sondern gehört zu den Kernaufgaben der Tochtergesellschaft Fernwärme Niederrhein. Das Unternehmen hat geprüft, wo technisch und wirtschaftlich Verdichtungs- bzw. Ausbaupotenziale vorhanden sind. Dafür wurden nicht nur Datenquellen und Kartenwerke genutzt, sondern mehr als 3000 Gebäude in möglichen Ausbaugebieten individuell aufgrund ihres Alters, ihrer Fläche und ihrer Geschosszahl bewertet.

Hier liegen die Ausbaupotenziale

In Dinslaken liegen Ausbaupotenziale derzeit vor allem im Bruch westlich der B8 und im Gewerbegebiet Dinslaken-Süd, auf Voerder Stadtgebiet in Möllen und Friedrichsfeld. Derzeit werden die Fernwärmenetze von Voerde und Friedrichsfeld verbunden. Entlang dieser Trasse sind aktuell Neuanschlüsse möglich. Möglich ist auch ein Anschluss der Brömmenkamp-Siedlung in Hünxe-Bruckhausen. Allein für diese Maßnahmen wird von den Stadtwerken ein Investitionsvolumen von 36,2 Millionen Euro veranschlagt.

Das sind die Auswirkungen

Der Netzausbau ist mit Baustellen verbunden. Wie Josef Kremer erklärte, dürfe der Verkehr in keiner Stadt durch die Arbeiten am Fernwärmenetz lahmgelegt werden. Dies habe die Stadt den Stadtwerken bereits signalisiert, wo parallel das Niederspannungsnetz für die erhöhte Belastung durch Wärmepumpen und dem Laden von Elektrofahrzeugen verstärkt werden wird. Bei jedem größeren Eingriff in den Straßenverkehr müssen Umleitungen möglich sein, die Baumaßnahmen der Stadtwerke und der Fernwärme Niederrhein dürfen nicht mit denen anderer kollidieren. Entsprechend wird parallel an allen Standorten gebaut – über ein entsprechend längeres Zeitfenster hinweg.