Voerde. Nils Bolder hat die Ausbildung zum Buchhändler als Jahresbester bestanden. Die IHK ehrte ihn dafür. Den Job hatte er eigentlich nie angepeilt.
Eine Ausbildung zum Buchhändler hatte Nils Bolder eigentlich gar nicht auf dem Schirm. Nach seinem Schulabschluss absolvierte er einen Bundesfreiwilligendienst bei der Biologischen Station in Wesel, dann strebte er eine Ausbildung zum Garten- und Landschaftsbauer an. „Aber das war nicht meins. Ich habe nach einer Alternative gesucht, die weniger anstrengend für den Rücken ist“, sagt Bolder.
Als er in der Buchhandlung Lesezeit in Voerde wieder einmal nach Mangas stöberte, packte er die Gelegenheit beim Schopfe und bat Inhaberin Sabine Friemond um ein Praktikum. „Ich wollte einfach mal testen, ob Buchhändler etwas für mich ist“, erzählt der heute 23-Jährige. Und das war es.
IHK hat Nils Bolder für hervorragende Leistung geehrt
Aus dem zunächst vereinbarten zweiwöchigen Praktikum wurde von 2019 bis 2020 ein Jahrespraktikum. Das Weihnachtsgeschäft hat er in dieser Zeit mitgemacht, die Anfänge der Corona-Pandemie miterlebt. „Er ist immer länger und länger geblieben“, erinnert sich Friemond und lacht.
Praktikant auf Lebenszeit sollte Bolder natürlich nicht bleiben, daher hatte seine Chefin ihm eine Ausbildung angeboten. Die hat er jetzt bestanden – als Jahrgangsbester. Die Niederrheinische IHK hat den jungen Voerder für seine hervorragende Leistung am Dienstag geehrt. „Es macht mich schon ein bisschen stolz“, sagt Bolder bescheiden.
Voerder Buchhändler schätzt Mischung aus Kundenkontakt und Bürotätigkeiten
Sein Jahrespraktikum konnte sich Bolder anrechnen lassen, die eigentliche Ausbildung auf zwei Jahre verkürzen. Der 23-Jährige ist froh, in einer kleineren Buchhandlung und nicht bei einer Kette gelernt zu haben. „Der Kontakt zu den Kunden ist hier viel persönlicher. Einige sprechen mich beim Vornamen an.“
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Es sei die Mischung aus kaufmännischen Aufgaben und individuellen Begegnungen, die Bolder an seinem Beruf schätzt. „Man macht jeden Tag was anderes. Hat Kundenkontakt, aber auch Bürotätigkeiten. Es ist schon mein Traumjob.“ Das Back-Office mache Nils Bolder am meisten Spaß. Hier werden Bestellungen aufgegeben und Rechnungen bearbeitet.
„Viele kennen das Berufsbild gar nicht richtig. Es ist nicht mit dem Abkassieren eines Buches getan“, betont Lesezeit-Inhaberin Sabine Friemond, die sich über die Auszeichnung ihres Azubis besonders freut. „Ich bin froh, dass die angespannte Situation im Buchhandel Nils nicht abgeschreckt hat.“ Die Konkurrenz des Online-Handels sei spürbar und mache es den kleinen Buchhandlungen vor Ort nicht einfach. Punkten könne der Einzelhandel daher nur mit den individuellen Beratungen.
Krimis werden in der Voerder Buchhandlung am meisten verkauft
„Es ist mir sehr leicht gefallen, mit Kunden in Kontakt zu kommen“, sagt Bolder. Die meisten kämen mit konkreten Bücherwünschen, etwa ein Drittel wünsche sich aber auch eine Beratung. In der Buchhandlung Lesezeit ist Bolder der Experte für Kinderbücher und Fantasy. Ein anderes Genre steht in der Lesezeit aber unangefochten auf Platz eins: „Krimis gehen am häufigsten über die Theke“, weiß der frisch ausgebildete Buchhändler.
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Momentan arbeitet Nils Bolder als Teilzeitkraft in der kleinen Voerder Buchhandlung. Eine Vollzeitstelle kann Sabine Friemond ihrem besten Azubi nicht bieten. „Ich würde ihn gerne behalten. Er ist qualitativ und menschlich einfach super.“ Auf lange Sicht möchte der 23-Jährige in Vollzeit arbeiten. Er hält Augen und Ohren nach passenden Jobs offen. „Ich möchte auf jeden Fall in der Branche und in der Region bleiben. Vielleicht finde ich ja etwas in einer Bibliothek.“