Voerde. Entlang der Bahnschiene in Voerde sollen über 800 Wohnungen und Häuser entstehen. Von der Politik hagelte es dafür Kritik. Das sind die Pläne.
Mehrgeschossige Mietwohnungen, Reihenhäuser und Doppelhaushälften, autofrei und mit vielen Grünflächen: So könnten die „Klimahöfe Voerde und Friedrichsfeld“ entlang der Bahnschiene einmal aussehen. Im Stadtentwicklungsausschuss stellte Lukas Breil vom Dortmunder Planungsbüro „Planlokal“ die ersten Rahmenplanungen für die beiden Wohnquartiere mit insgesamt mehr als 800 Wohneinheiten erstmals vor – und stieß nicht bei allen Fraktionen auf Begeisterung.
Auch interessant
Zum Hintergrund: Die Stadt Voerde hatte sich für das Förderprogramm „Bauland an der Schiene“ beworben. Flächen, die sich im Umkreis von 1000 Metern um einen Bahnhof befinden, können unter gewissen Voraussetzungen – unter anderem einer Siedlungsdichte von 35 bis 60 Wohneinheiten pro Hektar – bebaut werden. Die Verwaltung hat dafür zwei Flächen ins Auge gefasst: eine insgesamt 6,7 Hektar große Fläche westlich der Bahngleise, nördlich der Schwanenstraße und östlich der Kronprinzenstraße und einer Fläche östlich der Bahngleise, nördlich der Schwanenstraße und westlich der Gärtnerstraße/Sternbuschweg in Voerde sowie ein 4,9 Hektar großes Areal zwischen der Frankfurter Straße, Spellener Straße und Bahngleisen in Friedrichsfeld.
Das sind die Pläne für die „Klimahöfe Voerde“
In Voerde soll die Fläche in sechs Mikroquartiere aufgeteilt werden. Geplant sind entlang der Schiene überwiegend dreigeschossige Häuser mit Mietwohnungen. Dazu Doppelhaushälften, Reihenhäuser (auch zur Miete) sowie seniorengerechter, barrierefreier und sozialgeförderter Wohnraum. Eine Kita sowie kleinere Dienstleister wie ein Bäcker oder ein Café sind ebenfalls vorgesehen.
Autos sollen am Rand der Siedlung in Quartiersgaragen abgestellt werden. So sollen die Wege zwischen den Häusern autofrei, die Aufenthaltsqualität dank vieler Grünflächen verbessert werden. „Die Garagen sind so angeordnet, dass sie maximal 150 Meter zur jeweiligen Wohnung entfernt sind“, erklärte Planer Lukas Breil. Tiefgaragen seien wegen des Grundwasserspiegels in dem Gebiet keine Option.
Lesen Sie auch:Dinslaken, Voerde, Hünxe: Immobilienpreise und Neubaugebiete
Der Entwurf sieht eine städtebauliche Dichte von 55 Wohneinheiten pro Hektar vor. Heißt: Rund 460 Wohneinheiten würden auf der Fläche entstehen. 300 bis 1100 Meter Fußweg liegen – je nach Standort – zwischen dem Quartier und dem Voerder Bahnhof. „Metropolen wie Düsseldorf und das Ruhrgebiet sind durch die Lage sehr gut zu erreichen. Das ist ein prädestinierter Standort für Pendler“, sagte Breil.
Das sind die Pläne für die „Klimahöfe Friedrichsfeld“
Die Planungen für die „Klimahöfe Friedrichsfeld“ sehen ähnlich aus. Auch hier soll es eine Mischung aus Mietwohnungen und Häusern geben. Entlang der Schiene ist eine dreigeschossige Bauweise vorgesehen, die in Richtung der bestehenden Bebauung an der Frankfurter Straße abflacht. „Damit passt sich das neue Quartier an die Umgebung an“, so Breil. Anders als in Voerde sind in Friedrichsfeld dezentrale Quartiersgaragen geplant – auch unterirdisch.
Im nördlichen Bereich – wo Frankfurter Straße und Alte Mittelstraße sich gabeln – soll ein Dienstleistungs- und Ärztehaus entstehen. Rund 370 Wohneinheiten könnten auf dem knapp fünf Hektar großen Areal realisiert werden. Die Vorgabe für „Bauland an der Schiene“ wäre mit 58 Einheiten pro Hektar damit locker erfüllt.
SPD Voerde bezeichnet Mehrfamilienhäuser als „Blöcke“
Für die Planungen hagelte es ordentlich Kritik – vor allem von SPD, CDU und FDP. „Diese Blöcke passen nicht nach Voerde“, meinte Sozialdemokrat Stefan Schmitz und spielte damit auf die Mehrparteienhäuser an. Auch Ingo Hülser (CDU) bemängelte das Konzept. „Ich bin von der Planung erschlagen“, sagte er. „Sie ist zwar durchdacht, aber sie trifft den Bedarf in Voerde überhaupt nicht. Wir haben lange Wartelisten für Grundstücke für Einfamilien- und Doppelhäuser. Die Nachfrage decken wir damit nicht.“
800 neue Wohneinheiten bedeutet auch, dass voraussichtlich mehr als 1500 Menschen nach Voerde ziehen würden. „Wir bekommen einen Dorfteil wie Spellen auf einmal dazu. Voerde ist auf diesen Zuwachs gar nicht vorbereitet“, erklärte Hülser mit Blick auf vorhandene Kita- und Schulplätze. „Und wie soll der Verkehr gerade im Bereich der Schwanenstraße abfließen, wo jetzt auch noch der Bahnübergang gesperrt wurde?“, ergänzte Stefan Schmitz.
Grüne und UV befürworten die Pläne für „Bauland an der Schiene“
Immer wieder wurde die angepeilte Siedlungsdichte bemängelt und als zu hoch empfunden. Planer Lukas Breil betonte, dass man sich bei den ersten Entwürfen am Maximum des Möglichen befinde, da viele kleine Wohneinheiten eingeplant wurden. In Stein gemeißelt sei noch nichts. „Bei einer größeren Durchschnittsgröße je Wohneinheit würde letztendlich auch der Dichtewert sinken“, erklärte er. Aber, das betonte er auch, mit den gewünschten Einfamilienhäusern werde man die Vorgabe des Förderprojektes von mindestens 35 Wohneinheiten pro Hektar wohl kaum erreichen.
Auch interessant
Bei den Grünen und den Unabhängigen Voerde kam die Planung hingegen gut an. „Wir haben keine Flächen mehr für Einfamilienhäuser. Wir müssen uns von diesem Wunschtraum verabschieden“, sagte Mascha Gores. Britta Dickmann (UV) stimmte zu. „Die Planungen haben Potenzial. Nur weil es etwas Neues ist, muss man es nicht gleich verreißen.“
Einen Beschluss, die Verwaltung mit der schrittweisen Umsetzung des Bauvorhabens zu beauftragen, konnte der Ausschuss nicht fassen – weil die Planung eben noch nicht den Vorstellungen der Politik entspreche. Das Thema wurde in den Haupt- und Finanzausschuss geschoben. Bis dahin wollen sich die Fraktionen noch einmal beraten.